Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Flammen bedeckten seinen Körper, seine Züge wurden vollkommen unkenntlich. Er war nur noch ein Feuer, das wie ein Mann geformt war. Ich hörte einige erstickte Schreie, bevor er still wurde, zu Boden fiel, zuckte - und dann wälzte er sich und lag schließlich reglos da. Dampf stieg von der Stelle auf, wo das Feuer auf den Schnee traf, und die Flammen brannten schon bald aus und gaben unter sich nichts anderes preis als Asche.
Ich starrte auf die verkohlten Überreste. Nur Sekunden zuvor hatte ich erwartet zu sterben. Jetzt war mein Angreifer tot. Mir schwanden beinahe die Sinne, so nahe war ich daran gewesen zu sterben. Leben und Tod waren so unberechenbar. Lagen so nah beieinander. Wir existierten von Augenblick zu Augenblick und wussten niemals, wer der Nächste sein würde, der diese Welt verließ. Ich war noch immer ein Teil dieser Welt, war es mit knapper Not geblieben, und als ich von der Asche aufblickte, erschien mir alles um mich herum so süß und so schön. Die Bäume. Die Sterne. Der Mond. Ich lebte - und dafür war ich dankbar.
Ich drehte mich zu Christian um, der auf dem Boden hockte. „Wow”, sagte ich und half ihm auf. Natürlich war er derjenige, der mich gerettet hatte.
„Ohne Scheiß”, erwiderte er. „Ich hatte keine Ahnung, dass ich so viel Macht besitze.” Steif und angespannt schaute er sich um. „Sind da noch mehr?”
„Nein”, antwortete ich.
„Du scheinst dir da ziemlich sicher zu sein.”
„Nun.... das klingt sicher seltsam, aber ich kann sie spüren. Frag nicht, wie”, fügte ich hinzu, als ich sah, dass er den Mund öffnete. „Nimm es einfach hin. Ich denke, es ist wie diese Geistersache, eine Nebenwirkung des Umstands, dass ich schattengeküsst bin. Egal! Lass uns in die Kapelle zurückkehren.”
Er bewegte sich nicht. Ein seltsamer, spekulativer Ausdruck lag auf seinen Zügen. „Rose.... willst du dich wirklich in der Kapelle verschanzen?”
„Wovon redest du?”
„Wir haben gerade zwei Strigoi überwältigt”, sagte er und deutete auf die gepfählten und verkohlten Leiber.
Ich sah ihm in die Augen, und die volle Bedeutung dessen, was er sagte, wurde mir bewusst. Ich konnte Strigoi spüren. Er konnte sein Feuer gegen sie einsetzen. Ich konnte sie pfählen. Vorausgesetzt, wir trafen nicht auf eine Gruppe von zehn Strigoi oder so, konnten wir ihnen ernsthaften Schaden zufügen. Dann kehrte ich in die Realität zurück.
„Ich kann nicht”, antwortete ich langsam. „Ich kann dein Leben nicht aufs Spiel setzen....”
„Rose. Du weißt, wozu wir imstande wären. Ich sehe es dir an. Es ist das Risiko wert, das Leben eines Moroi - und, hm, auch dein Leben - aufs Spiel zu setzen, um einen Haufen Strigoi zu erledigen.”
Einen Moroi in Gefahr bringen. Ihn in die Schlacht gegen Strigoi führen. Es verstieß so ziemlich gegen alles, was man mich gelehrt hatte. Ganz plötzlich erinnerte ich mich an jenen kurzen Augenblick der Klarheit, den ich soeben erfahren hatte, das wunderbare Glück, lebendig zu sein. Ich konnte so viele andere retten. Ich musste sie retten.
Ich würde so hart kämpfen, wie ich nur konnte.
„Benutze nicht deine volle Macht gegen sie”, sagte ich schließlich. „Du brauchst sie nicht binnen zehn Sekunden auf diese Weise zu Asche zu verbrennen. Zünde sie nur gerade weit genug an, um sie abzulenken, dann gebe ich ihnen den Rest. Auf diese Weise kannst du deine Macht schonen.”
Ein Grinsen erhellte sein Gesicht. „Wir gehen auf Jagd?”
Oh Mann. Ich würde dermaßen Ärger kriegen. Aber die Idee war zu reizvoll, zu aufregend. Ich wollte kämpfen. Ich wollte die Leute beschützen, die ich liebte. Was ich wirklich wollte, war etwas anderes: Ich wollte in Lissas Wohnheim gehen und sie beschützen. Aber das wäre sicher nicht das effizienteste Vorgehen. Lissa hatte meine Klassenkameraden bei sich. Andere hatten nicht so viel Glück. Ich dachte an diese Schüler, Schüler wie Jill.
„Lass uns zum Grundschul-Campus gehen”, sagte ich. Wir verfielen in einen leichten Laufschritt und nahmen eine Route, von der wir hofften, dass sie uns von anderen Strigoi fernhalten würde.
Ich hatte immer noch keine Ahnung, mit wie vielen wir es hier zu tun haben mochten, und das machte mich verrückt. Als wir den anderen Campus beinahe erreicht hatten, überfiel mich wieder diese unheimliche Übelkeit. Ich rief Christian eine Warnung zu, gerade als ein Strigoi ihn packte. Aber Christian war schnell. Flammen umzüngelten den Kopf des Strigoi. Er schrie
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