Vampire Academy 03 ● Schattenträume
nicht vollkommen betrunken gemacht, aber zwei Drinks hatte sie zugestimmt. Ich konnte ein leichtes Summen durch das Band spüren und musste es sorgfältig ausblenden.
Sie war genauso überrascht, wie wir es gewesen waren, Mia zu sehen, begrüßte sie jedoch herzlich und wollte wissen, wie es ihr ergangen war. Ich hatte das meiste davon bereits gehört, also lauschte ich einfach und trank meinen Chai. Keinen Kaffee für mich. Die meisten Wächter tranken ihn, wie Moroi Blut tranken, aber ich rührte das Zeug nicht an.
„Wie ist dein Gespräch mit der Königin gelaufen?”, fragte Christian Lissa irgendwann.
„Gar nicht so schlecht”, antwortete sie. „Ich meine, auch nicht besonders großartig. Aber sie hat mic h nicht angeschrien oder gedemü tigt, also ist das immerhin ein Anfang.”
„Hör auf, so bescheiden zu sein”, sagte Adrian und legte einen Arm um sie. „Prinzessin Dragomir hat sich absolut behauptet. Ihr hättet es sehen sollen.” Lissa lachte.
„Sie hat wohl nicht erwähnt, warum sie beschlossen hat, uns zu der Verhandlung kommen zu lassen?”, fragte Christian steif. Er wirkte nicht sehr glücklich über die Verb i ndung, die hier stattfand - oder über Adrians Arm.
Lissas Lachen verebbte, doch sie lächelte noch immer. „Adrian hat das fertiggebracht.”
„Was?”, fragten Christian und ich wie aus einem Mund. Adrian, der sehr selbstzufrieden wirkte, blieb zur Abwechslung einmal still und überließ das Reden Lissa. „Er hat sie davon überzeugt, dass wir hier gebraucht werden. Offenbar hat er sie so lange belästigt, bis sie nachgegeben hat.”
„Man nennt das .Überredungskunst’, nicht ,Belästigung”’, wandte Adrian ein. Lissa lachte abermals.
Mit einiger Beklommenheit erinnerte ich mich an meine eigenen Bemerkungen über die Königin. Wer ist sie schon? Nur eine weitere Ivashkov. Ivashkovs gibt es haufenweise. Die gab es tatsächlich. Ich musterte Adrian.
„Wie nah seid ihr eigentlich verwandt?” Die Antwort sprang aus Lissas Kopf in meinen. „Sie ist seine Tante.”
„Großtante. Und ich bin ihr Lieblingsgroßneffe. Nun, ich bin ihr einziger Großneffe, aber das ist nicht weiter wichtig. Ich wäre trotzdem ihr Liebling”, erklärte er.
„Unglaublich”, sagte Christian.
„Ganz meine Meinung”, bemerkte ich.
„Keiner von euch weiß mich zu schätzen. Warum fällt es euch so schwer zu glauben, dass ich in diesen dunklen Zeiten einen echten Beitrag leisten könnte?” Adrian stand auf. Er versuchte, entrüstet zu klingen, aber sein Feixen verriet, dass er das Ganze immer noch ziemlich komisch fand. „Meine Zigaretten und ich gehen jetzt nach draußen. Sie zumindest erweisen mir Respekt.”
Sobald er fort war, fragte Christian Lissa: „Habt ihr euch betrunken?”
„Ich bin nicht betrunken. Ich hatte nur zwei Drinks”, antwortete sie.
„Seit wann bist du so konservativ?”
„Seit Adrian begonnen hat, einen schlechten Einfluss auf dich auszuüben.”
„Ich bitte dich! Er hat uns geholfen hierherzukommen. Niemand sonst war dazu in der Lage. Er hätte es nicht zu tun brauchen, aber er hat es getan. Und du und Rose, ihr sitzt hier und benehmt euch noch immer, als sei er die verkommenste Person auf dem Planeten.” Das war nicht direkt die Wahrheit. Ich saß im Wesentlichen hier, als hätte ich einen Schlag auf den Kopf bekommen. Ich war noch immer zu benommen, um zu reagieren.
„Ja, und ich bin davon überzeugt, er hat es aus reiner Herzensgüte getan”, murrte Christian.
„Warum sonst hätte er es denn tun sollen?”
„Oh Mann, die gleiche Frage stelle ich mir auch.”
Lissas Augen weiteten sich. „Du denkst, er hätte es für mich getan? Du denkst, da liefe etwas zwischen uns?”
„Ihr trinkt zusammen, praktiziert zusammen Magie und geht zusammen zu elitären Veranstaltungen. Was würdest du denken?”
Mia und Eddie machten ein Gesicht, als wären sie liebend gern irgendwo anders. Ich fing an, dieses Gefühl zu teilen.
Ärger brannte durch Lissa und traf mich wie eine Hitzewelle. Sie war vollkommen entrüstet. Ihr Zorn hatte im Grunde nicht einmal allzu viel mit Adrian zu tun. Sie regte sich mehr über den Gedanken auf, dass Christian ihr nicht vertraute. Und was ihn betraf, so brauchte ich keine hellseherischen Kräfte, um zu verstehen, was er empfand.
Er war nicht nur einfach deshalb eifersüchtig, weil sie viel Zeit mit Adrian verbrachte. Christian war immer noch eifersüchtig auf Adrian, weil dieser die Art von Einfluss besaß, die
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