Vampire Academy 03 ● Schattenträume
Dinge immer gehandhabt haben, neu zu bedenken.” Lissa klang so klug und so selbstsicher. Ich war stolz auf sie. Ich beobachtete Priscilla Voda und konnte sehen, dass auch sie stolz war.
Sie hatte Lissa von Anfang an gemocht. Aber ich vermochte auch zu erkennen, dass Priscilla nervös war. Sie war der Königin verantwortlich und wusste, dass sich Lissa in gefährliche Gewässer gewagt hatte.
Tatjana nippte an ihrem Tee. Ich denke, es war ein Vorwand, um ihre Gedanken zu sammeln. „Ich höre”, sagte sie, „dass Sie sich auch dafür aussprechen, dass Moroi zusammen mit den Wächtern kämpfen und Strigoi angreifen dürfen sollen?”
Ein weiteres gefährliches Thema, eins, in das Lissa sich aber sofort hineinstürzte. „Ich denke, wenn es Moroi gibt, die das tun wollen, so sollte man ihnen diese Chance nicht verwehren.” Plötzlich sah ich vor meinem inneren Auge Jill.
„Das Leben von Moroi ist kostbar”, erwiderte die Königin. „Man sollte es nicht aufs Spiel setzen.”
„Das Leben von Dhampiren ist ebenfalls kostbar”, konterte Lissa. „Wenn sie Seite an Seite mit Moroi kämpfen, könnte das alle retten. Und noch einmal: Wenn Moroi dazu bereit sind, warum es ihnen verwehren? Sie verdienen es zu lernen, wie sie sich selbst verteidigen können. Und Leute wie Tasha Ozera haben Methoden entwickelt, um mit Magie zu kämpfen.”
Bei der Erwähnung von Christians Tante runzelte die Königin die Stirn. Tasha war in jüngeren Jahren von Strigoi angegriffen worden und hatte den Rest ihres Lebens darauf verwandt zu lernen, sich zur Wehr zu setzen. „Tasha Ozera.... sie ist eine Unruhestifterin. Sie fängt an, eine Menge anderer Unruhestifter um sich zu scharen.”
„Sie versucht, neue Ideen einzuführen.” Das war der Augenblick, in dem mir auffiel, dass Lissa keine Angst mehr hatte. Sie war von ihren Anschauungen überzeugt und wollte sie auch kundtun. „Im Laufe der Geschichte wurden Leute mit neuen Ideen - Leute, die anders dachten und versuchten, Änderungen herbeizuführen - immer als Unruhestifter bezeichnet. Aber im Ernst? Wollt Ihr tatsächlich die Wahrheit hören?”
Ein ironischer Ausdruck legte sich über Tatjanas Züge, beinahe ein Lächeln. „Immer.”
„Wir brauchen Veränderungen. Ich meine, unsere Traditionen sind ohne Frage wichtig. Wir sollten sie nicht aufgeben. Aber manchmal - denke ich - sind wir irregeleitet.”
„Irregeleitet?”
„Während die Zeit vorangeschritten ist, haben wir andere Veränderungen übernommen. Wir haben uns entwickelt. Computer. Elektrizität. Technologie im Allgemeinen. Wir sind uns alle darin einig, dass diese Dinge unser Leben besser machen. Warum können wir in Bezug auf unser Verhalten nicht genauso denken? Warum klammern wir uns immer noch an die Vergangenheit, obwohl es bessere Wege gibt, die Dinge zu handhaben?”
Lissa wirkte atemlos und erregt. Ihre Wangen fühlten sich ganz warm an, ihr Herz raste. Wir alle beobachteten Tatjana und suchten nach Fingerzeigen in diesem steinernen Gesicht.
„Es ist sehr interessant, mit Ihnen zu reden”, sagte sie schließlich.
Sie ließ das Wort interessant wie ein Schimpfwort klingen. „Aber auf mich warten noch einige andere Angelegenheiten.” Sie stand auf, und alle folgten hastig ihrem Beispiel, sogar Adrian. „Ich kann mich beim Abendessen nicht zu Ihnen gesellen, aber Sie und Ihre Begleiter werden alles haben, was Sie brauchen. Ich sehe Sie dann morgen bei der Verhandlung. Ganz gleich, wie radikal und naiv idealistisch Ihre Ideen auch sind, ich bin froh, dass Sie dort sein werden, um seine Verurteilung zu erleichtern. Seine Gefangenschaft zumindest ist etwas, bei dem wir uns alle einig sind.”
Tatjana rauschte aus dem Raum, und die beiden Wächter folgten ihr sofort. Auch Priscilla folgte ihr und ließ Lissa und Adrian allein. „Gut gemacht, Cousine. Es gibt nicht viele Leute, die die alte Dame so aus dem Gleichgewicht bringen können.”
„Ich hatte gar nicht den Eindruck, dass ich sie allzu sehr aus dem Gleichgewicht gebracht habe.”
„Oh doch. Glaub mir. Die meisten Leute, mit denen sie täglich zu tun hat, würden nicht so mit ihr reden, geschweige denn jemand deines Alters.” Er stand auf und hielt Lissa die Hand hin. „Komm. Ich führe dich ein wenig herum. Um dich von anderen Dingen abzulenken.”
„Ich war schon einmal hier”, erwiderte sie. „Als ich jünger war.”
„Ja, hm, die Dinge, die wir zu sehen bekommen, wenn wir jung sind, sind andere als die, die wir zu sehen
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