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Vampire Academy 04

Vampire Academy 04

Titel: Vampire Academy 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Mead
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nahm mir die Zeit, ihn genauer zu begutachten. Mein derzeitiger Aufzug störte mich zwar keineswegs, aber wenn ich noch sehr viel länger hierblieb, würden meine Jeans und das T-Shirt bald ziemlich ekelhaft sein.
    Wie Tamara wollte auch hier jemand, dass ich mich in Schale warf.
    Es waren fast ausschließlich Kleider, und alle waren in meiner Größe. Ein rot-seidenes Etuikleid; ein langärmeliges, figurbetontes Strickkleid mit Satinsäumen; ein hochtailliertes, knöchellanges Chiffongewand.
    „Oh, klasse. Ich bin eine Puppe.“
    Als ich mich tiefer in den Kleiderstapel hineinwühlte, stellte ich fest, dass er auch einige Nachthemden enthielt – ebenso wie Unterwäsche und BHs, allesamt aus Satin und Seide. Das zwangloseste Kleidungsstück in dem ganzen Haufen war ein waldgrünes Sweaterkleid, aber selbst das war aus weichstem Kaschmir. Ich hielt es hoch und versuchte, mir darin eine waghalsige Flucht vorzustellen. Nein. Kopfschüttelnd warf ich alle Kleider achtlos auf den Boden. Wie es aussah, würde ich wohl für eine Weile schmuddelige Kleider tragen müssen.
    Danach ging ich ständig auf und ab und überdachte fruchtlose Fluchtpläne, die ich bereits eine Million Mal im Kopf durchgespielt hatte. Durch die Bewegung wurde mir klar, wie müde ich eigentlich war. Abgesehen von der Ohnmacht nach Dimitris Treffer, hatte ich seit mehr als einem Tag nicht geschlafen. Die Entscheidung, wie ich mit diesem Thema umgehen sollte, ähnelte der Entscheidung mit dem Essen. Sollte ich meine Wachsamkeit aufgeben oder lieber nicht? Ich brauchte Kraft, aber jedes Zugeständnis, das ich machte, vergrößerte das Risiko.
    Schließlich gab ich nach, und als ich mich auf das gewaltige Bett legte, kam mir plötzlich eine Idee. Ich war doch nicht ganz ohne Hilfe. Wenn Adrian mich im Schlaf besuchen kam, konnte ich ihm immerhin erzählen, was geschehen war. Klar, beim letzten Mal hatte ich ihm gesagt, er solle sich fernhalten, aber er hatte noch nie auf mich gehört. Warum sollte das jetzt auf einmal anders sein? Während ich auf den Schlaf wartete, konzentrierte ich mich so eindringlich wie möglich auf Adrian, fast als könnten meine Gedanken wie eine Art Batman-Signal wirken und ihn herbeirufen.
    Es funktionierte nicht. Ich bekam keinen Besuch in meinen Träumen, und als ich aufwachte, war ich überrascht, wie sehr mich das verletzte. Trotz Adrians Schwärmerei für Avery konnte ich nicht umhin, mich daran zu erinnern, wie nett er zu Jill gewesen war, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Außerdem machte er sich Sorgen um Lissa, und er hatte nichts von seiner üblichen unbekümmerten Großspurigkeit an den Tag gelegt. Er war ernsthaft, aufrichtig und … na ja, süß. In meiner Kehle bildete sich ein dicker Kloß. Ich hatte zwar kein romantisches Interesse an ihm, aber ich hatte ihn wirklich schlecht behandelt. Sowohl unsere Freundschaft war verloren als auch jedwede Chance, über ihn Hilfe zu rufen.
    Das leise Rascheln von Papier riss mich aus meinen Überlegungen, und ich fuhr hoch. Jemand war im Wohnzimmer. Ein Mann saß mit dem Rücken zu mir auf dem Sofa, und ich brauchte nur einen kurzen Augenblick, um ihn zu erkennen. Dimitri.
    „Was machst du hier?“, fragte ich und stieg aus dem Bett. In meinem angeschlagenen Zustand hatte ich nicht einmal die Übelkeit wahrgenommen.
    „Darauf warten, dass du aufwachst“, antwortete er, ohne sich umzudrehen. Er war überaus selbstbewusst, was meine Unfähigkeit betraf, großen Schaden anzurichten – und er hatte vollkommen recht damit.
    „Klingt irgendwie langweilig.“
    Ich ging ins Wohnzimmer, wobei ich so viel Abstand zu ihm wie möglich hielt, und lehnte mich an die Wand. Dann verschränkte ich die Arme vor der Brust und fand abermals Trost in dieser bedeutungslosen Schutzhaltung.
    „So langweilig nun auch wieder nicht. Ich hatte Gesellschaft.“
    Er sah zu mir herüber und hielt ein Buch hoch. Ein Westernroman. Ich denke, das schockierte mich beinahe so sehr wie sein verändertes Erscheinungsbild. Dieses Buch hatte etwas so … Normales. Schon als Dhampir hatte er Westernromane geliebt, und ich zog ihn oft damit auf, dass er wohl selbst gern ein Cowboy gewesen wäre. Irgendwie hatte ich mir vorgestellt, dass dieses Hobby nach seiner Verwandlung verschwinden würde. Von einer irrationalen Hoffnung erfüllt, musterte ich sein Gesicht, als könnte ich dort irgendeine radikale Veränderung feststellen, als hätte er sich vielleicht, während ich geschlafen hatte, wieder

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