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Vampire Academy 05

Vampire Academy 05

Titel: Vampire Academy 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Mead
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wohl wissend, dass sie keine weitere bekommen würde.
    Einmal mehr kämpfte sie sich durch den sengenden Schmerz des Feuers und nahm alle Kraft zusammen, um den Pflock bis in Dimitris Herz zu rammen. Ihr Stoß war immer noch unbeholfen, erforderte immer noch mehr Hin- und Herwackeln und Nachdrücken, als es der saubere Stoß eines Wächters getan hätte. Aber unbeholfen oder nicht, der Pflock traf schließlich sein Ziel. Er durchstach Dimitris Herz. Und als er das tat, spürte ich, wie die Magie durch unser Band floss, die vertraute Magie, die ich so viele Male verspürt hatte, wenn sie mich heilte.
    Nur dass … dies hundertmal mächtiger war als alles, was ich je zuvor gespürt hatte. Es ließ mich genauso erstarren, wie es zuvor ihr Zwang getan hatte. Ich fühlte mich, als explodierten alle meine Nerven, ganz so, als sei ich soeben vom Blitz getroffen worden.
    Plötzlich explodierte weißes Licht aus ihr heraus, ein Licht, neben dem das Leuchten des Feuers verblasste. Es war, als habe jemand die Sonne selbst in die Mitte dieses Raums geworfen. Ich schrie auf und hob instinktiv die Hand, um meine Augen zu beschirmen, während ich zurücktrat. Nach den Geräuschen im Raum zu schließen, reagierten alle anderen ähnlich.
    Einen Moment lang war es, als gäbe es kein Band mehr. Ich fühlte nichts von Lissa – keinen Schmerz, keine Magie. Das Band war farblos und leer, während das weiße Licht den Raum erfüllte. Die Macht, die sie benutzt hatte, hatte unser Band überwältigt und betäubt.
    Dann verschwand das Licht einfach. Kein Verblassen. Es war einfach binnen eines Wimpernschlags … weg. Als sei ein Schalter umgelegt worden. Im Raum herrschte Stille, bis auf einige gemurmelte Bekundungen von Unbehagen und Verwirrung. Dieses Licht musste für empfindliche Strigoi-Augen toxisch gewesen sein. Es war auch schon für mich schlimm genug gewesen. Sterne tanzten mir vor den Augen. Eine Weile lang konnte ich nichts mehr sehen als die Nachbilder dieses Lichtausbruchs.
    Endlich – und mit ein wenig Blinzeln – kehrte meine Sicht verschwommen wieder zurück. Das Feuer war fort, obwohl schwarze Flecke an der Wand und an der Decke Zeugnis für seine Existenz ablegten, ebenso wie ein Rest zurückgebliebenen Rauches. Meiner Schätzung nach hätte erheblich mehr Schaden zu sehen gewesen sein sollen. Ich konnte jedoch keine Zeit für dieses Wunder erübrigen, denn vor mir fand ein anderes statt.
    Nicht nur ein Wunder. Es war ein Märchen.
    Lissa und Dimitri lagen beide auf dem Boden. Ihre Kleider waren verbrannt und versengt. Wütende rote und rosafarbene Flecken verschandelten ihre schöne Haut an den Stellen, an denen das Feuer am stärksten zugefasst hatte. Besonders schlimm sahen ihre Hände und Handgelenke aus. Ich konnte Blutflecken sehen, wo die Flammen tatsächlich etwas von ihrer Haut weggebrannt hatten. Brandwunden dritten Grades, wenn ich mich an meine Physiologiekurse noch richtig erinnerte. Doch sie schien keinen Schmerz zu fühlen, noch beeinträchtigten die Brandwunden die Bewegungen ihrer Hände.
    Sie strich Dimitri übers Haar.
    Während sie halbwegs aufrecht dasaß, lag er seltsam verrenkt da. Sein Kopf ruhte auf ihrem Schoß, und sie fuhr ihm mit den Fingern in einer sanften, sich wiederholenden Bewegung durchs Haar – so wie man es tut, um ein Kind oder sogar ein Tier zu trösten. Ihr Gesicht, selbst verschandelt von der schrecklichen Verwüstung des Feuers, wirkte strahlend und voller Mitgefühl. Dimitri hatte mich als einen Racheengel bezeichnet, aber sie war jetzt ein Engel der Barmherzigkeit, als sie auf ihn hinabschaute und besänftigende, sinnlose Worte flüsterte.
    Angesichts des Zustands seiner Kleider und dessen, was ich in dem Feuer gesehen hatte, erwartete ich, dass er vollkommen verbrannt sein würde – eine Art geschwärzter, skeletthafter Albtraum. Doch als er den Kopf drehte und ich zum ersten Mal sein Gesicht betrachten konnte, sah ich, dass er vollkommen unversehrt geblieben war. Keine Brandwunden zeichneten seine Haut – seine Haut, die so warm und gebräunt wie bei unserer ersten Begegnung aussah. Ich erhaschte nur einen kurzen Blick auf seine Augen, bevor er das Gesicht wieder gegen Lissas Knie drückte. Ich sah endlose Tiefen von Braun, jene Tiefen, in die ich so viele Male hinabgestürzt war. Keine roten Ringe.
    Dimitri … war kein Strigoi mehr.
    Und er weinte.

 
    17
    Der ganze Raum schien den Atem anzuhalten.
    Doch selbst beim Anblick von Wundern waren Wächter – oder auch

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