Vampire Academy 05
Strigoi – schwer abzulenken. Die Kämpfe, die kurz unterbrochen waren, gingen jetzt mit ungebrochenem Zorn weiter. Die Wächter hatten die Oberhand, und jene unter ihnen, die nicht mit den letzten überlebenden Strigoi rangen, sprangen plötzlich auf Lissa zu und versuchten, sie von Dimitri wegzuziehen. Zu aller Überraschung hielt sie ihn jedoch entschlossen fest und unternahm einige schwächliche Versuche, gegen die Wächter zu kämpfen, die sie umringten. Dabei wirkte sie geradezu grimmig und erinnerte mich einmal mehr an eine Mutter, die ihr Kind verteidigte.
Dimitri hielt sich genauso an ihr fest. Aber sowohl er als auch Lissa waren zu schwach. Die Wächter zwangen sie schließlich auseinander. Verwirrte Rufe wurden laut, als die Wächter versuchten festzustellen, ob sie Dimitri töten sollten. Es wäre nicht schwer gewesen. Er war jetzt vollkommen hilflos. Er konnte kaum stehen, als sie ihn auf die Füße rissen.
Das rüttelte mich auf. Ich hatte ihn und Lissa einfach nur angesehen, erstarrt und wie vom Donner gerührt. Jetzt schüttelte ich meine Benommenheit ab und sprang vorwärts, obwohl ich mir nicht sicher war, zu wem ich eigentlich hinlief: zu Lissa oder zu Dimitri?
„Nein! Nicht!“, brüllte ich, als ich sah, dass einige der Wächter mit Pflöcken näher kamen. „Er ist doch nicht mehr das, was Sie denken! Er ist kein Strigoi mehr! Sehen Sie ihn bloß an!“
Lissa und Christian riefen ähnliche Sätze. Irgendjemand packte mich, zog mich weg und erklärte mir, dass ich dies den anderen überlassen solle. Ohne nachzudenken, drehte ich mich um und versetzte dem Wächter, der mich festhielt, kurzerhand einen Schlag ins Gesicht, wobei ich zu spät feststellte, dass es Hans war. Er wich ein wenig zurück, wirkte allerdings eher überrascht als gekränkt. Mein Angriff auf ihn genügte jedoch, um die Aufmerksamkeit der anderen zu erregen. Und schon bald hatte ich meine eigene Gruppe von Wächtern, gegen die ich kämpfen musste. Meine Bemühungen nützten nicht viel, vor allem da ich in der Minderzahl war und sie nicht auf die gleiche Weise attackieren konnte, wie ich die Strigoi angegriffen hatte.
Als mich die Wächter aus dem Raum zerrten, bemerkte ich, dass man Lissa und Dimitri bereits hinausgebracht hatte. Ich verlangte zu erfahren, wo sie waren, und brüllte, dass ich sie sehen müsse. Niemand hörte mir zu. Sie schleiften mich weg, hinaus aus dem Lagerhaus, vorbei an einer verstörenden Anzahl von Leichen. Die meisten waren Strigoi, aber ich erkannte einige Gesichter aus dem Wächter-Regiment des Hofes. Ich schnitt eine Grimasse, obwohl ich sie nicht gut gekannt hatte. Die Schlacht war vorüber, und unsere Seite hatte gesiegt – aber zu einem hohen Preis. Die überlebenden Wächter würden jetzt aufräumen. Es hätte mich nicht überrascht, wenn Alchemisten aufgetaucht wären, aber zu diesem Zeitpunkt war nichts von alledem meine Sorge.
„Wo ist Lissa?“, fragte ich immer wieder, als man mich in einen der SUV s stieß. Zwei Wächter rutschten neben mich auf die Rückbank, einer links von mir, der andere saß rechts. „Wo ist Dimitri?“
„Man hat die Prinzessin in Sicherheit gebracht“, sagte einer der Wächter schroff. Er und der andere Mann starrten geradeaus, und mir wurde klar, dass keiner von ihnen meine Frage, die Dimitri betraf, beantworten würde. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, hätte er geradeso gut gar nicht existieren können.
„Wo ist Dimitri?“, wiederholte ich dennoch und sprach lauter, immer in der Hoffnung, dass mir das vielleicht eine Antwort bescheren könnte. „Ist er bei Lissa?“
Diese Frage erzielte endlich eine Reaktion. „Natürlich nicht“, sagte der Wächter, der zuvor gesprochen hatte.
„Ist er … ist er noch am Leben?“ Es war eine der härtesten Fragen, die ich je gestellt hatte, aber ich musste es wissen. Ich hasste es, das zuzugeben, aber wenn ich an Hans’ Stelle gewesen wäre, so hätte ich nicht nach Wundern Ausschau gehalten. Ich hätte alles ausgelöscht, worin ich eine Bedrohung vermutete.
„Ja“, erwiderte der Fahrer schließlich. „Er … es … ist am Leben.“
Und das war alles, was ich aus ihnen herausbekommen konnte, wie sehr ich auch argumentierte und verlangte, aus dem Wagen gelassen zu werden – und wahrhaftig, ich ließ nicht locker. Ihre Fähigkeit, mich zu ignorieren, war ziemlich beeindruckend. Um fair zu sein: Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt wussten, was geschehen war. Alles war so schnell
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