Vampire Academy 05
Tod. Und wenn ich starb, würden Lissa und Christian mit Sicherheit ebenfalls sterben. Während wir uns den Weg ins Gebäude erkämpft hatten, hatte ich den Eindruck gewonnen, dass die Wächter den Strigoi zahlenmäßig überlegen waren, obwohl das manchmal nur wenig bedeutete. Trotzdem, ich musste hoffen, dass meine Mitstreiter unseren Widersachern den Garaus machen würden, damit ich tun konnte, was ich tun musste.
Dimitri lachte über mein Ausweichmanöver. „Ich wäre beeindruckt, wenn dies nicht etwas gewesen wäre, das selbst ein Zehnjähriger tun könnte. Und was deine Freunde betrifft … sie kämpfen ebenfalls auf dem Niveau eines Zehnjährigen. Und für Moroi? Für Moroi ist das tatsächlich ziemlich gut.“
„Hm, wir werden ja sehen, wie du die Dinge einschätzt, wenn ich dich töte“, entgegnete ich. Ich machte eine kleine Finte, um zu prüfen, wie gut er sich konzentrierte. Mühelos und fast unmerklich wich er zur Seite aus, anmutig wie ein Tänzer.
„Das kannst du nicht, Rose. Hast du das inzwischen nicht begriffen? Hast du es nicht gesehen? Du kannst mich nicht besiegen. Du kannst mich auch nicht töten. Selbst wenn du es könntest, wirst du dich nicht dazu überwinden können. Du wirst zögern. Wieder einmal.“
Nein, das würde ich nicht tun. Das war es, was er nicht begriff. Er hatte einen Fehler gemacht, indem er Lissa hierher gebracht hatte. Sie erhöhte den Einsatz in jeder Hinsicht. Sie war jetzt hier. Sie war real. Ihr Leben stand auf dem Spiel, und deshalb … deshalb würde ich nicht zögern.
Dimitri musste es müde geworden sein, auf mich zu warten. Er sprang vor und streckte abermals die Hand nach meinem Hals aus. Und abermals wich ich ihm aus und sorgte dafür, dass meine Schulter die Wucht des Schlages abbekam. Diesmal hielt er mich fest. Er riss mich zu sich heran, und der Triumph loderte in diesen roten Augen auf. In dieser Enge war das wahrscheinlich alles, was er brauchte, um mich zu töten. Er hatte, was er wollte.
Doch offenbar war er nicht der Einzige, der mich fassen wollte. Ein anderer Strigoi, der vielleicht glaubte, er helfe Dimitri, drängte sich auf uns zu und griff nach mir. Dimitri bleckte die Reißzähne und warf dem anderen Strigoi einen Blick puren Hasses und Zornes zu.
„Sie gehört mir!“, zischte Dimitri und schlug den anderen Strigoi auf eine Art, die dieser offensichtlich nicht erwartet hatte.
Und das war nun meine Öffnung. Dimitris kurze Ablenkung hatte dazu geführt, dass er seinen Griff gelockert hatte. Die gleiche Enge, die ihn für mich so gefährlich machte, machte mich jetzt ebenso gefährlich. Ich war unmittelbar an seiner Brust, an seinem Herzen, und ich hatte meinen Pflock in der Hand.
Ich werde niemals mit Bestimmtheit sagen können, über welchen Zeitraum sich die nächste Abfolge von Ereignissen erstreckte. In gewisser Weise fühlte es sich so an, als sei nur ein einziger Herzschlag verstrichen. Im selben Augenblick war es aber so, als seien wir in der Zeit erstarrt. Als hätte die ganze Welt aufgehört, sich zu drehen.
Mein Pflock bewegte sich auf ihn zu, und als Dimitris Blick abermals auf mich fiel, glaubte er wohl endlich, dass ich ihn töten würde. Ich zögerte nicht. Dies geschah wirklich. Mein Pflock war da …
Und dann war er nicht mehr da.
Etwas traf mich hart an der rechten Seite, stieß mich von Dimitri weg und ruinierte meinen Stoß mit dem Pflock. Ich stolperte und konnte es nur mit knapper Not vermeiden, mit jemandem zusammenzuprallen. Obwohl ich immer versuchte, in einem Kampf ungeachtet aller Dinge um mich herum wachsam zu bleiben, war ich in dieser Hinsicht nicht auf der Hut gewesen. Die Strigoi und Wächter befanden sich zu meiner Linken. Die Wand – und Lissa und Christian – waren rechts von mir.
Und es waren Lissa und Christian, die mich aus dem Weg gestoßen hatten.
Ich glaube, Dimitri war genauso erstaunt wie ich. Und er war gleichermaßen erstaunt, als Lissa mit diesem Pflock in der Hand auf ihn zukam. Und wie ein Blitz las ich durch das Band, was sie während des vergangenen Tages sehr, sehr vorsichtig vor mir verborgen gehalten hatte: Es war ihr gelungen, den Pflock mit Geist zu verzaubern. Das war auch der Grund gewesen, warum sie während ihrer letzten Übungsstunde mit Grant und Serena so aufgepeitscht gewesen war. Das Wissen, dass sie das Werkzeug hatte, das sie benötigte, hatte ihrem Wunsch Nahrung verliehen, es zu benutzen. Und dass es ihr gelungen war, all diese Informationen vor mir verborgen zu
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