Vampire Academy 05
etwas Königliches, Befehlendes. „Ich weiß es. Ich habe ihn gerettet. Ich habe ihn zurückgeholt. Ich weiß mit jeder Faser meines Seins, dass er kein Strigoi mehr ist!“
Die Wächter blickten beklommen drein und blieben wieder still. Ich vermutete, sie waren einfach verwirrt, und wirklich, wer wäre da nicht verwirrt gewesen? Es gab keinen Präzedenzfall für das Geschehene.
„Scht“, sagte Christian und legte eine Hand auf ihre. „Du kannst nichts tun, bevor wir wieder bei Hof sind. Du bist immer noch verletzt und erschöpft – es steht dir ja ins Gesicht geschrieben.“
Lissa wusste, dass er recht hatte. Sie war verletzt, und sie war auch erschöpft. Diese Magie hatte sie zerrissen. Gleichzeitig hatte das, was sie für Dimitri getan hatte, ein Band zu ihm geschaffen – kein magisches, sondern eines auf der psychischen Ebene. Da hatte sie wirklich die Rolle einer Mutter inne. Sie spürte den verzweifelten Wunsch, ihn zu beschützen, und sie machte sich furchtbare Sorgen.
„Ich muss ihn sehen“, wiederholte sie.
Sie musste ihn sehen? Was war denn mit mir?
„Das wirst du auch“, erwiderte Christian, der zuversichtlicher klang, als er es meiner Vermutung nach war. „Aber für den Augenblick versuch einfach, dich auszuruhen.“
„Ich kann nicht“, sagte sie, noch während sie ein Gähnen unterdrückte.
Dieses Lächeln flackerte wieder über seine Lippen, und er legte einen Arm um sie und zog sie so nah an sich heran, wie die Sicherheitsgurte es nur gestatteten. „Versuchs“, bat er sie.
Sie bettete den Kopf an seine Brust, und seine Nähe war schon allein eine Art Heilung. Noch immer war sie von Sorge um Dimitri erfüllt, aber die Bedürfnisse ihres Körpers waren für den Augenblick stärker. Schließlich schlief sie in Christians Armen ein und hörte ihn gerade noch murmeln: „Alles Gute zum Geburtstag.“
Zwanzig Minuten später traf unser Konvoi bei Hof ein. Ich dachte, dies bedeute sofortige Freiheit, aber meine Wächter ließen sich mit dem Aussteigen Zeit und warteten auf irgendein Signal oder Anweisungen, von denen mir zu erzählen sich niemand die Mühe gemacht hatte. Dann stellte sich heraus, dass sie auf Hans warteten.
„Nein“, sagte er und legte mir entschlossen eine Hand auf die Schulter, als ich aus dem Wagen sprang und wegzurennen versuchte, zu … nun, ich war mir nicht sicher, wohin ich eigentlich wollte. Dorthin, wo immer Dimitri war. „Bleiben Sie hier.“
„Ich muss ihn aber sehen!“, rief ich und versuchte mich vorbeizudrängen. Hans war jedoch wie eine Mauer aus Ziegelsteinen. Wenn man bedachte, dass er heute Nacht gegen erheblich mehr Strigoi gekämpft hatte als ich, hätte man meinen sollen, er wäre müde gewesen. „Sie müssen mir verraten, wo er ist.“
Zu meiner Überraschung tat Hans dies dann auch. „Eingesperrt. Weit, weit außerhalb Ihrer Reichweite. Oder der Reichweite von irgendjemand anderem. Ich weiß, er ist früher Ihr Lehrer gewesen, aber nun ist es besser, wenn man ihn fürs Erste von allen fernhält.“
Mein Gehirn, müde von den Aktivitäten der Nacht und überreizt von Gefühlen, brauchte einen Moment, um das zu verdauen. Christians Worte fielen mir wieder ein. „Er ist aber nicht gefährlich“, sagte ich. „Er ist kein Strigoi mehr.“
„Wie können Sie sich da so sicher sein?“
Das war die gleiche Frage, die man Lissa gestellt hatte. Wie konnten wir diese Frage beantworten? Wir wussten es, weil wir Unglaubliches auf uns genommen hatten, um herauszufinden, wie man einen Strigoi zurückverwandelte, und als wir diese Prozedur vollendet hatten, hatte es eine Art magischer Atombombe gegeben. Musste das nicht genug Beweis für jeden sein? War Dimitris Aussehen nicht schon genug gewesen?
Stattdessen fiel meine Antwort genauso aus wie die von Lissa zuvor. „Ich weiß es einfach.“
Hans schüttelte den Kopf, und jetzt konnte ich sehen, dass er tatsächlich erschöpft war. „Niemand weiß, was mit Belikov los ist. Diejenigen von uns, die dort waren … nun, ich bin mir selbst nicht sicher, was ich gesehen habe. Ich weiß nur, dass er noch vor sehr kurzer Zeit Strigoi angeführt hat, und jetzt ist er da draußen in der Sonne. Das ergibt alles keinen Sinn. Niemand weiß, was er ist.“
„Er ist ein Dhampir.“
„Und bis wir etwas Genaueres wissen“, fuhr er fort, ohne meinen Einwurf zu beachten, „muss Belikov eingesperrt bleiben, während wir ihn untersuchen.“ Untersuchen? Das hörte sich überhaupt nicht gut an. Es ließ
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