Vampire Academy 05
…“
„Ich weiß, ich weiß. Das habe ich alles schon mit ihm besprochen.“
„Kann Rose helfen?“
„Nein“, sagte Lissa schroff.
Christian wartete ab; offenbar hoffte er, dass sie ihre Antwort noch näher erläutern würde. Als sie es nicht tat, wurde er ärgerlich. „Wie meinst du das, dass sie es nicht könne? Sie sollte doch mehr als jeder andere in der Lage sein, uns zu helfen!“
„Ich will jetzt nicht darüber reden.“ Die Situation zwischen mir und Dimitri machte ihr sehr zu schaffen. Womit wir schon zu zweit waren. Lissa wandte sich dem medizinischen Gebäude zu. Es wirkte von außen königlich und wie eine Burg, aber es beherbergte eine Einrichtung, die so steril und modern war wie jedes Krankenhaus. „Hör mal, ich muss jetzt reingehen. Und sieh mich nicht so an.“
„Wie sehe ich dich denn an?“, fragte er und tat einige Schritte auf sie zu.
„Mit diesem missbilligenden, angenervten Blick, den du immer kriegst, wenn du deinen Willen nicht bekommst.“
„Ich habe diesen Blick aber gar nicht!“
„Du hast ihn genau in diesem Moment.“ Sie wandte sich von ihm ab und ging auf die Tür des Zentrums zu. „Wenn du die ganze Geschichte hören willst, können wir später darüber reden, aber jetzt habe ich keine Zeit … und ehrlich … mir ist eigentlich gar nicht danach zumute, die Geschichte zu erzählen.“
Dieser angenervte Blick – und sie hatte recht, er hatte ihn tatsächlich – verblasste ein wenig. Beinahe nervös sagte er: „In Ordnung. Dann eben später. Und, Lissa …“
„Hmm?“
„Ich bin froh, dass es dir gut geht. Was du gestern Nacht getan hast … also, es war wirklich erstaunlich.“
Lissa sah ihn einige lastende Sekunden lang an. Ihr Herzschlag beschleunigte sich ein wenig, während sie beobachtete, wie eine leichte Brise sein schwarzes Haar zerzauste. „Ohne deine Hilfe hätte ich es nicht geschafft“, sagte sie schließlich. Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging hinein. Und ich kehrte endgültig in meinen eigenen Kopf zurück.
Doch – wie zuvor wusste ich nicht weiter. Lissa würde den Rest des Tages beschäftigt sein, und um zu Dimitri zu gelangen wäre es wirklich nicht besonders hilfreich, wenn ich im Büro der Wächter stand und herumbrüllte. Na ja, ich nehme an, es bestand vielleicht die winzige Chance, dass ich die Wächter derart verärgerte, dass sie auch mich ins Gefängnis warfen. Dann würden Dimitri und ich nebeneinander untergebracht sein. Ich verwarf diesen Plan aber prompt wieder, weil ich befürchtete, dass es mir nichts weiter eintrüge als noch mehr Aktenberge.
Was konnte ich also tun? Nichts. Ich musste ihn wiedersehen, aber ich wusste nicht, wie. Ich hasste es, keinen Plan zu haben. Lissas Begegnung mit Dimitri hatte für mich nicht lange genug gedauert, und überhaupt hatte ich das Gefühl, dass es wichtig war, ihn mit eigenen Augen zu sehen, nicht mit ihren. Und oh, diese Traurigkeit … diese abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit. Ich konnte es nicht ertragen. Ich wollte ihn in die Arme nehmen, ihm sagen, dass alles gut werden würde. Ich wollte ihm außerdem sagen, dass ich ihm verzieh und dass wir alles wieder so hinbekommen würden, wie es früher war. Wir konnten zusammen sein, genau wie wir es geplant hatten … dieser Gedanke trieb mir die Tränen in die Augen, und allein gelassen mit meiner Frustration und Untätigkeit kehrte ich in mein Zimmer zurück und warf mich aufs Bett. Jetzt konnte ich mich endlich dem Schluchzen hingeben, das ich seit der vergangenen Nacht unterdrückt hatte. Ich wusste nicht einmal ganz genau, weshalb ich weinte. Das Trauma und das Blut des vergangenen Tages. Mein eigenes gebrochenes Herz. Dazu kam auch noch Dimitris Kummer. Sowie die grausamen Umstände, die unser beider Leben ruiniert hatten. Wirklich, es gab eine Menge Auswahl.
Ich blieb einen guten Teil des Tages in meinem Zimmer, verloren in meiner eigenen Trauer und Rastlosigkeit. Wieder und wieder ging ich im Geiste Lissas Gespräch mit Dimitri durch, alles, was er gesagt und wie er ausgesehen hatte. Ich verlor jedes Zeitgefühl, und erst ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen eigenen erstickenden Gefühlen heraus.
Nachdem ich mir hastig mit dem Arm über die Augen gefahren war, öffnete ich die Tür. Adrian stand draußen. „Hey“, sagte ich, von seinem Erscheinen ein wenig überrascht, ganz zu schweigen davon, dass ich mich schuldig fühlte, wenn man bedachte, dass ich mich wegen eines anderen Mannes gegrämt hatte. Ich war
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