Vampire Academy 05
Rose. Ich kenne dich. Ich weiß, dass du gegen deine Natur nicht wirst angehen können. Du wirst ihn sehen müssen und mit ihm reden. Aber ist es ungefährlich? Das ist es, was niemand weiß. Wir wissen nicht das Geringste über diese Geschichte. Wir wissen nicht mal, ob er gefährlich ist.“
Christian hatte das Gleiche zu Lissa gesagt. Nun musterte ich Adrian eingehend. Es klang nach einem bequemen Vorwand, um mir zu raten, mich von Dimitri fernzuhalten. Doch ich bemerkte schon die Wahrheit in diesen dunkelgrünen Augen. Er meinte es ehrlich. Er fürchtete sich vor dem, was Dimitri vielleicht tun würde. Adrian war auch in Bezug auf seine Eifersucht ehrlich gewesen, was ich bewundern musste. Er hatte mir nicht verboten, Dimitri zu besuchen, oder gar versucht, mir vorzuschreiben, was ich tun sollte. Auch das gefiel mir. Ich streckte die Hand aus und fädelte meine Finger zwischen Adrians.
„Er ist nicht gefährlich. Er ist … nur traurig. Traurig wegen der Dinge, die er getan hat. Die Schuldgefühle bringen ihn fast um.“
„Kann ich mir vorstellen. Ich würde mir wahrscheinlich auch nicht verzeihen, wenn ich plötzlich begreifen müsste, dass ich während der letzten vier Monate auf brutalste Weise Leute getötet habe.“ Adrian zog mich an sich und gab mir einen Kuss auf den Kopf. „Und um unser aller willen – ja, selbst um seinetwillen – hoffe ich, dass er jetzt wieder genauso ist, wie er einmal war. Sei nur vorsichtig, in Ordnung?“
„Versprochen“, sagte ich und küsste ihn auf die Wange. „So vorsichtig, wie es mir möglich ist.“
Er grinste und ließ mich los. „Das ist das Beste, worauf ich hoffen kann. Und jetzt muss ich für ein Weilchen zu meinen Eltern zurück. Ich werde dich um vier Uhr abholen kommen, okay?“
„Okay. Sollte ich für diese geheime Party etwas Besonderes anziehen?“
„Festliche Kleidung ist in Ordnung.“
Mir kam ein Gedanke. „Wenn diese Veranstaltung so elitär und prestigereich ist, wie willst du einen niederen Dhampir wie mich dann überhaupt da hineinbekommen?“
„Damit.“ Adrian griff nach einer Tasche, die er bei seinem Eintritt auf den Boden gestellt hatte. Er reichte sie mir.
Neugierig öffnete ich die Tasche und riss bei dem, was ich sah, die Augen auf. Es war eine Maske, eine solche, die nur die obere Hälfte des Gesichtes rund um die Augen verdeckte. Sie war kunstvoll gearbeitet, mit goldenen und grünen Blättern und juwelenbesetzten Blumen.
„Eine Maske?“, rief ich. „Wir tragen zu dieser Party Masken? Was ist das, Halloween?“
Er zwinkerte mir zu. „Wir sehen uns um vier.“
Erst als wir bei der Totenwache ankamen, setzten wir die Masken auf. Als Teil der geheimnisvollen Natur des Ganzen, sagte Adrian, sollten wir auf dem Weg dorthin keinerlei Aufmerksamkeit auf uns lenken. Also gingen wir in Abendkleidung über das Gelände des Hofes – ich trug dasselbe Kleid, das ich auch zum Abendessen bei seinen Eltern getragen hatte –, aber wir erregten nicht viel mehr Neugier, als wir beide es gewöhnlich taten, wenn wir zusammen waren. Außerdem war es schon spät, und ein Großteil des Hofes machte sich gerade fürs Bett bereit.
Unser Ziel überraschte mich. Es war eins der Gebäude, in dem nichtkönigliche Arbeiter des Hofes lebten, eins, das in der Nähe von Mias Haus stand. Also, ich nahm an, der letzte Platz, an dem man nach einer königlichen Party suchte, war wohl das Haus eines gewöhnlichen Arbeiters. Nur dass wir in keine der Wohnungen gingen. Sobald wir die Lobby des Gebäudes betreten hatten, bedeutete mir Adrian, die Maske aufzusetzen. Dann führte er mich zu etwas hinüber, bei dem es sich um den Schrank eines Hausmeisters zu handeln schien.
Aber so war es nicht. Stattdessen gelangte man durch die Tür in ein Treppenhaus, das in die Dunkelheit hinabführte. Ich konnte das untere Ende nicht sehen, was bei mir alle Alarmglocken klingeln ließ. Instinktiv wollte ich die Einzelheiten jeder Situation kennen, mit der ich es zu tun bekam. Adrian wirkte gelassen und selbstbewusst, und während wir nach unten gingen, vertraute ich einfach darauf, dass er mich nicht zu irgendeinem Opferaltar führte. Es war mir grässlich, das zuzugeben, aber die Neugier auf diese Totenwache lenkte mich vorübergehend von Dimitri ab.
Schließlich erreichten Adrian und ich eine weitere Tür, vor der zwei Wachen standen. Beide Männer waren Moroi, beide ebenso maskiert wie Adrian und ich. Ihre Haltung war steif und abwehrend. Sie sagten nichts,
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