Vampire Academy 05
versuchte, einen Scherz aus etwas zu machen, das wirklich nicht komisch war. „Was haben sie denn gesagt? Dass ich eine Kanone war?“
„Ja, wirklich. Sie konnten gar nicht aufhören darüber zu reden, wie umwerfend du in der Schlacht warst. Es hat sich auch bis zu Tante Tatiana herumgesprochen, was du getan hast. Selbst sie war beeindruckt.“
Donnerwetter. Das war eine Überraschung. Ich wollte schon weiter nachfragen, aber seine nächsten Worte verschlugen mir die Sprache.
„Außerdem habe ich gehört, dass du jeden, den du finden konntest, angeschrien hast, weil du etwas über Belikov erfahren wolltest. Und heute Morgen hast du die Türen der Wächter eingetreten.“
Ich wandte den Blick ab. „Oh. Ja. Ich … hör mal, es tut mir leid, aber ich musste …“
„Hey, hey.“ Seine Stimme klang belegt und ernst. „Entschuldige dich nicht. Ich verstehe schon.“
Ich sah zu ihm auf. „Wirklich?“
„Sieh mal, es ist nicht so, als hätte ich das nicht erwartet – für den Fall, dass er zurückkäme.“
Zögernd sah ich ihn wieder an und musterte seine ernste Miene. „Ich weiß. Ich erinnere mich an das, was du gesagt hast, bevor …“
Er nickte, dann schenkte er mir ein weiteres klägliches Lächeln. „Natürlich habe ich nicht erwartet, dass irgendetwas von alledem funktionieren würde. Lissa hat versucht, mir die Magie zu erklären, die sie benutzt hat … aber gütiger Gott. Ich glaube nicht, dass ich jemals so etwas tun könnte.“
„Glaubst du es?“, fragte ich. „Glaubst du, dass er kein Strigoi mehr ist?“
„Ja. Lissa sagte, er sei keiner mehr, und ich glaube ihr. Ich habe ihn auch aus einiger Entfernung draußen in der Sonne gesehen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, dass du versuchst, ihn zu besuchen.“
„Da spricht deine Eifersucht.“ Ich hatte absolut kein Recht, anklagend zu klingen, wenn man bedachte, dass mein Herz Dimitris wegen vollkommen durcheinander war.
„Natürlich ist es Eifersucht“, erwiderte Adrian lässig. „Was erwartest du? Die ehemalige Liebe deines Lebens kommt zurück – von den Toten. Nichts weniger ist es doch. Und das ist nichts, was mich in Begeisterung versetzen könnte. Aber ich mache dir keine Vorwürfe, dass du verwirrt bist.“
„Ich hab dir schon einmal gesagt …“
„Ich weiß, ich weiß.“ Adrian klang nicht besonders aufgeregt. Tatsächlich lag in seiner Stimme ein überraschend geduldiger Tonfall. „Ich weiß, du hast gesagt, dass es keinen Einfluss auf die Dinge zwischen uns haben würde, wenn er zurückkäme. Aber etwas zu sagen, bevor es geschieht, und dann zu erleben, dass genau das tatsächlich auch eintrifft, das sind zwei ganz verschiedene Dinge.“
„Worauf willst du hinaus?“, fragte ich verwirrt.
„Ich will dich, Rose.“ Er drückte meine Hand fester. „Ich habe dich immer gewollt. Ich will mit dir zusammen sein. Ich wäre gern wie andere Männer und würde sagen, dass ich mich auch um dich kümmern wolle, aber … na ja. Unterm Strich wärst du wahrscheinlich diejenige, die sich um mich kümmern würde.“
Ich musste lachen. „An manchen Tagen denke ich, dir droht von dir selbst mehr Gefahr als von irgendjemandem sonst. Du riechst übrigens nach Zigaretten.“
„He, ich hab nie, niemals behauptet, perfekt zu sein. Und du irrst dich. Du bist wahrscheinlich das gefährlichste Wesen in meinem Leben.“
„Adrian …“
„Warte.“ Er streckte die andere Hand aus und drückte mir die Finger auf die Lippen. „Hör mir einfach zu. Es wäre dumm von mir zu denken, dass es keinerlei Auswirkungen auf dich hätte, wenn dein ehemaliger Freund zurückkehrt. Also, gefällt es mir, dass du ihn sehen willst? Nein, natürlich nicht. Das ist Instinkt. Aber da ist noch mehr. Ich glaube wirklich, dass er wieder ein Dhampir ist. Absolut. Aber …“
„Aber was?“ Adrians Worte machten mich neugieriger denn je.
„Aber nur weil er kein Strigoi ist, bedeutet das noch nicht, dass nichts mehr von einem Strigoi in ihm übrig geblieben wäre. Lass mich aussprechen.“ Adrian konnte sehen, dass ich entrüstet den Mund öffnete. „Ich sage nicht, er sei böse oder führe Böses im Schilde oder irgendetwas in der Art. Aber was er durchgemacht hat … ist schon gewaltig. Ungeheuerlich. Wir wissen wirklich nicht viel über den Verwandlungsprozess. Welche Wirkung hatte diese Art von Leben auf ihn? Gibt es gewalttätige Teile von ihm, die sich plötzlich Bahn brechen könnten? Das ist es, was mir Sorgen macht,
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