Vampire Academy 05
hielt er die Augen geschlossen, holte tief Luft und öffnete sie dann wieder.
„Jeder außer ihr“, wiederholte er. „Nicht nach dem, was ich ihr angetan habe. Ich habe eine Menge Dinge getan … schreckliche Dinge.“ Er drehte die Hände nach oben und starrte sie einen Moment lang an, als könne er Blut sehen. „Was ich ihr angetan habe, war das Schlimmste von allem – vor allem weil es um sie ging. Sie ist gekommen, um mich aus diesem Zustand zu retten, und ich …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe ihr schreckliche Dinge angetan. Habe auch anderen schreckliche Dinge angetan. Nach allem, was geschehen ist, kann ich nicht mehr vor sie hintreten. Was ich getan habe, war unverzeihlich.“
„Das stimmt nicht“, sagte Lissa drängend. „Das waren doch nicht Sie. Jedenfalls nicht wirklich. Sie wird Ihnen verzeihen.“
„Nein. Es gibt keine Vergebung für mich – nicht nach dem, was ich getan habe. Ich verdiene sie nicht, ich verdiene es nicht einmal, in ihrer Nähe zu sein. Das Einzige, was ich tun kann …“ Er ging wieder zu Lissa hinüber, und zu unser beider Erstaunen fiel er vor ihr auf die Knie. „Das Einzige, was ich tun kann – die einzige Wiedergutmachung, die ich versuchen kann – besteht darin, es Ihnen zu vergelten, dass Sie mich gerettet haben.“
„Dimitri“, begann sie beklommen, „ich habe Ihnen doch gesagt …“
„Ich habe diese Macht gespürt. In diesem Augenblick habe ich gespürt, wie Sie meine Seele zurückbrachten. Ich habe gespürt, wie Sie sie geheilt haben. Das ist eine Schuld, die ich niemals werde begleichen können, aber ich schwöre, ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, es zu versuchen.“ Er schaute zu ihr auf, und dieser verzückte Ausdruck stand wieder auf seinem Gesicht.
„Ich will das nicht. Es gibt auch nichts zurückzuzahlen.“
„Es gibt unendlich viel zurückzuzahlen“, wandte er ein. „Ich schulde Ihnen mein Leben – meine Seele. Das ist meine einzige Chance, auch nur ansatzweise jemals all die Dinge wiedergutzumachen, die ich verursacht habe. Es ist trotzdem nicht genug … aber es ist alles, was ich tun kann.“ Er faltete die Hände. „Ich schwöre, was immer Sie brauchen, alles – wenn es in meiner Macht steht –, werde ich tun. Ich werde Ihnen für den Rest meines Lebens dienen und Sie beschützen. Ich werde tun, was immer Sie verlangen. Ihnen gehört meine Loyalität bis in alle Ewigkeit.“
Wieder hob Lissa an zu sagen, dass sie dies nicht wolle, aber dann kam ihr ein unheimlicher Gedanke. „Werden Sie wenigstens mit Rose sprechen?“
Er verzog das Gesicht. „Alles, nur das nicht.“
„Dimitri …“
„Bitte. Ich werde alles andere für Sie tun, aber wenn ich sie sehe … es wird zu sehr wehtun.“
Wahrscheinlich war dies der einzige Grund, der Lissa dazu bewegen konnte, das Thema fallen zu lassen. Das und der verzweifelte, mutlose Ausdruck auf Dimitris Gesicht. Es war ein Ausdruck, den sie noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte, ein Ausdruck, den auch ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Er hatte in meinen Augen immer so unbesiegbar gewirkt, und dieses Zeichen von Verletzbarkeit ließ ihn für mich nicht schwächer erscheinen. Es machte ihn lediglich vielschichtiger. Und brachte mich dazu, ihn noch mehr zu lieben – bestärkte mich in dem Wunsch, ihm zu helfen.
Lissa konnte als Antwort nur kurz nicken, bevor einer der zuständigen Wächter erklärte, dass sie nun gehen müsse. Dimitri lag noch immer auf den Knien, während sie Lissa hinaus eskortierten, und sah ihr mit einem Gesichtsausdruck nach, der besagte, dass sie der einzige winzige Hoffnungsschimmer war, den es für ihn in dieser Welt überhaupt noch gab.
Mein Herz krampfte sich vor Kummer und Eifersucht zusammen – und ein wenig auch vor Zorn. Ich war diejenige, die er so hätte ansehen sollen. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er es wagen, sich zu benehmen, als sei Lissa das Großartigste auf der Welt? Sie hatte eine Menge getan, um ihn zu retten, sicher, aber ich war doch diejenige, die um seinetwillen rund um den Globus gereist war. Ich war diejenige, die für ihn ständig ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Und das Wichtigste von allem: Ich war diejenige, die ihn liebte. Wie konnte er all dem den Rücken zukehren?
Sowohl Lissa als auch ich waren verwirrt und erregt, als sie das Gebäude verließ. Wir beide waren von Dimitris Zustand entsetzt. Trotz meines Zorns über seine Weigerung, mit mir zu sprechen, tat es mir furchtbar weh, ihn so
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