Vampire Academy 05
sondern sahen uns nur erwartungsvoll an. Adrian sagte einige Worte, die rumänisch klangen, und einen Moment später schloss einer der Männer die Tür auf und wies uns an einzutreten.
„Ein geheimes Passwort?“, murmelte ich an Adrian gewandt, als wir an den beiden Wachen vorbeirauschten.
„Mehrere Passwörter, genau genommen. Eins für dich und eins für mich. Jeder Gast hat sein eigenes.“
Wir traten in einen engen Tunnel, der nur von Fackeln erhellt wurde, die in die Wände eingelassen waren. Ihre tanzenden Flammen warfen fantastische Schatten. Weit vor uns konnten wir das leise Raunen von Gesprächen hören. Es klang überraschend normal, so wie jedes Gespräch, das man bei einer Party hörte. Basierend auf Adrians Beschreibung hatte ich eher einen halb monotonen Singsang oder Trommeln erwartet.
Ich schüttelte den Kopf. „Wusste ich es doch. Sie haben einen mittelalterlichen Kerker unter dem Königshof. Es überrascht mich, dass an den Wänden keine Ketten hängen.“
„Angst?“, neckte mich Adrian, ergriff jedoch meine Hand.
„Vor dem hier? Wohl kaum. Ich würde sagen, auf einer Rose-Hathaway-Skala beängstigender Dinge ist dies kaum eine …“
Bevor ich den Satz zu Ende bringen konnte, verließen wir den Flur. Ein weit ausladender Raum mit Kuppeldecken lag vor uns. Schmiedeeiserne Kronleuchter mit brennenden Kerzen hingen an der Decke und verströmten das gleiche geisterhafte Licht, das zuvor schon von den Fackeln herübergeleuchtet hatte. Die Wände waren aus Stein, doch es war ein sehr kunstvoller, hübscher Stein: grau mit rötlichen Flecken, blank und zu rundlichen Flächen poliert. Wahrscheinlich hatte irgendjemand das altweltliche Kerkerfeeling erhalten wollen, ohne die Eleganz des Raums zu opfern. Das entsprach ja auch ganz der Denkweise der Royals.
Etwa fünfzig Leute schlenderten im Raum umher, einige von ihnen bildeten kleine Gruppen. Wie Adrian und ich trugen sie Abendkleidung und Halbmasken. Alle Masken unterschieden sich. Einige zeigten Blumen – wie meine – , während andere mit Tieren dekoriert waren. Ein paar Masken wiesen lediglich Wirbel oder geometrische Muster auf. Obwohl die Masken nur die Hälfte der Gesichter der Gäste bedeckten, trug das dürftige Licht erheblich dazu bei, die Gäste unkenntlich zu machen. Ich musterte sie aufmerksam und hoffte, Details wahrnehmen zu können, die jemanden verrieten.
Adrian führte mich aus dem Eingangsbereich in eine Ecke hinüber. Während sich mein Gesichtsfeld vergrößerte, konnte ich in der Mitte des Raums, eingelassen in den Steinboden, eine große Feuergrube erkennen. Es brannte kein Feuer darin, aber alle hielten sich von der Grube fern. Einen Moment lang hatte ich ein verwirrendes Gefühl von déjà-vu und fühlte mich an meine Zeit in Sibirien erinnert. Dort hatte ich ebenfalls an einer Art Gedenkzeremonie teilgenommen – wenn auch kaum eine mit Masken oder Passwörtern –, und alle hatten im Freien um ein Lagerfeuer herumgesessen. Die Zeremonie war zu Dimitris Ehren abgehalten worden, und all jene, die ihn geliebt hatten, hatten dort zusammengesessen und Geschichten über ihn erzählt.
Ich versuchte, die Feuergrube besser sehen zu können, doch Adrian wollte uns unbedingt vom größten Teil der Gäste fernhalten. „Du solltest keine Aufmerksamkeit auf dich lenken“, warnte er mich.
„Ich hab mich doch nur umgesehen.“
„Ja, aber jeder, der zu genau hinschaut, wird bemerken, dass du hier die Kleinste bist. Es wird ziemlich offensichtlich sein, dass du ein Dhampir bist. Dies ist eine elitäre Veranstaltung von altem Blut, erinnerst du dich?“
Ich musterte ihn stirnrunzelnd, soweit mir das durch die Maske möglich war. „Aber du hast doch gesagt, du hättest Vorkehrungen für meine Anwesenheit hier getroffen?“ Ich stöhnte, als er nicht antwortete. „Bedeutet Vorkehrungen treffen einfach, mich hineinzuschmuggeln? Wenn ja, dann waren diese Burschen da draußen ziemlich miserable Sicherheitsleute.“
Adrian lachte spöttisch. „He, wir hatten die richtigen Passwörter. Das ist alles, was notwendig war. Ich habe sie von der Liste meiner Mom gestohlen – ähm, geborgt.“
„Deine Mom ist eine der Personen, die bei der Organisation dieser Party geholfen haben?“
„Yep. Ihr Zweig der Familie Tarus ist seit Jahrhunderten fest mit dieser Gruppe verbunden. Nach dem Angriff auf die Schule haben sie hier offenbar eine wirklich große Zeremonie abgehalten.“
Ich ließ mir das alles durch den Kopf gehen und
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