Vampire Academy 05
versuchte festzustellen, wie ich mich fühlte. Ich hasste es, wenn Leute von Status und äußerem Anschein besessen waren, doch es war schwer, ihnen einen Vorwurf daraus zu machen, dass sie jene ehren wollten, die getötet worden waren – vor allem, wenn eine Mehrheit dieser Personen Dhampire gewesen war. Der Strigoi-Angriff auf St. Vladimir war eine Erinnerung, die mich bis in alle Ewigkeit verfolgen würde. Bevor ich noch länger grübeln konnte, breitete sich ein vertrautes Gefühl in mir aus.
„Lissa ist hier“, sagte ich und sah mich um. Ich konnte sie ganz in der Nähe spüren, brachte es aber nicht sofort fertig, sie in dem Meer aus Masken und Schatten auszumachen. „Dort drüben.“
Sie stand abseits von einigen der anderen, angetan mit einem rosenfarbenen Kleid und einer weißen und goldenen Maske mit Schwänen darauf. Durch unser Band spürte ich, dass sie nach jemandem suchte, den sie kannte. Impulsiv wollte ich auf sie zugehen, Adrian hielt mich jedoch zurück und sagte, ich solle warten, während er sie hole.
„Was soll das alles?“, fragte sie, als sie zu mir kam.
„Ich dachte, du wüsstest das“, erwiderte ich. „Das ist alles so ein streng geheimer Kram, von irgendwelchen Royals.“
„Zu streng geheim für mich“, sagte sie. „Ich habe meine Einladung von der Königin bekommen. Sie hat mir erklärt, es sei Teil meines Erbes und ich solle es für mich behalten, und dann kam Adrian und meinte, ich müsse um deinetwillen kommen.“
„Tatiana hat dich direkt eingeladen?“, rief ich. Vielleicht hätte mich das nicht überraschen sollen. Lissa hatte es wohl kaum nötig gehabt, sich so heimlich wie ich hier hereinzuschleichen. Irgendjemand, so vermutete ich, hatte Sorge getragen, dass sie eine Einladung bekam, aber ich hatte angenommen, dass das alles Adrians Werk gewesen war. Beklommen sah ich mich um. „Ist Tatiana hier?“
„Wahrscheinlich“, antwortete Adrian mit aufreizender Beiläufigkeit. Wie gewöhnlich hatte die Anwesenheit seiner Tante nicht die gleiche Wirkung auf ihn wie auf uns Übrige. „Oh, he. Da ist ja Christian. Mit der Feuermaske.“
Ich wusste nicht, wie Adrian Christian entdeckt hatte, abgesehen von der nicht allzu subtilen Maskenmetapher. Mit seiner Körpergröße und seinem dunklen Haar passte Christian perfekt zu den anderen Moroi um ihn herum und hatte sogar mit einem Mädchen in seiner Nähe geplaudert, was untypisch wirkte. „Auf keinen Fall hat er eine legitime Einladung erhalten“, sagte ich. Wenn irgendeiner der Ozeras für würdig genug befunden worden wäre, an diesem Ereignis teilnehmen zu dürfen, wäre das sicher nicht Christian gewesen.
„Hat er auch nicht“, pflichtete Adrian mir bei und bedeutete Christian mit einer kleinen Geste, sich zu uns zu gesellen. „Ich hab ihm eins der Passwörter gegeben, die ich von Mom gestohlen habe.“
Ich warf Adrian einen verblüfften Blick zu. „Wie viele hast du denn gestohlen?“
„Genug, um …“
„Ich bitte um Aufmerksamkeit.“
Die dröhnende Stimme eines Mannes hallte durch den Raum, woraufhin Adrian verstummte und Christian innehielt. Mit einer Grimasse kehrte Christian an seinen ursprünglichen Platz zurück, jetzt von uns abgeschnitten auf der anderen Seite des Raums. Es sah so aus, als würde ich doch keine Gelegenheit bekommen, Lissa nach Dimitri zu fragen.
Ohne jede Anweisung begannen die anderen Personen im Raum einen Kreis um die Feuergrube zu bilden. Der Raum war nicht groß genug, als dass wir alle hätten nebeneinander stehen können, daher konnte ich mich immer noch hinter anderen Moroi verbergen, während ich das Spektakel verfolgte. Lissa stand neben mir, aber ihre Aufmerksamkeit galt eher Christian, der sich auf der anderen Seite des Saales befand. Sie war enttäuscht, dass er nicht hatte zu uns stoßen können.
„Heute Abend werden wir die Geister jener ehren, die im Kampf gegen das große Übel gestorben sind, das uns schon seit so langer Zeit plagt.“ Es war derselbe Mann, der auch um Aufmerksamkeit gebeten hatte. Die schwarze Maske, die er trug, wies glitzernde, silberne Wirbel auf. Er war niemand, den ich erkannte. Wahrscheinlich konnte man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass er von einer wichtigen Blutlinie abstammte und zufällig eine gute Stimme hatte, um Leute zusammenzubringen. Adrian bestätigte es.
„Das ist Anthony Badica. Ihn nehmen sie immer als Zeremonienmeister.“
Im Augenblick machte Anthony eher den Eindruck eines religiösen Führers als den
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