Vampire Academy 05
gewesen, mich nicht zu bedrängen. Ich vermutete, er wusste, dass ich nach Dimitri einfach noch nicht dazu bereit war. Aber in Augenblicken wie diesen konnte ich erkennen, wie schwierig es für Adrian sein musste, sich zurückzuhalten.
Etwas in mir wurde weicher, ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm noch einen Kuss. „Was war das?“, fragte er einige Sekunden später.
Ich grinste. „Deine Belohnung.“
Nachdem wir es endlich auf die Party geschafft hatten, begrüßten mich alle im Raum mit Jubel und stolzem Lächeln. Vor langer Zeit hatte es mir ungeheuer gutgetan, so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Dieses Verlangen war inzwischen ein wenig blasser geworden, aber jetzt setzte ich eine selbstbewusste Miene auf und nahm das Lob derer, die ich liebte, mit Stolz und Glück entgegen. Triumphierend hob ich die Hände, was mir weiteren Applaus eintrug.
Meine Party wirkte beinahe ebenso nebelhaft wie meine Prüfungen. Man weiß nie wirklich, wie viele Leute einen mögen, bis sie alle auftauchen, um einen zu unterstützen. Es machte mich bescheiden und zugleich auch beinahe ein wenig weinerlich. Das behielt ich jedoch für mich. Ich konnte doch kaum auf meiner eigenen Siegesfeier in Tränen ausbrechen.
Alle wollten mit mir reden, und ich war überrascht und erfreut, wann immer jemand Neues an mich herantrat. Es kam nicht oft vor, dass ich all die, die ich am meisten liebte, an einem Ort beisammen hatte, und mit einiger Beklommenheit wurde mir bewusst, dass sich eine solche Gelegenheit vielleicht nie wieder bieten würde.
„Na, jetzt hast du endlich eine Lizenz zum Töten. Das wurde aber auch Zeit.“
Ich drehte mich um und begegnete dem amüsierten Blick von Christian Ozera, einer einstigen Nervensäge, die inzwischen zu einem guten Freund geworden war. Tatsächlich war er ein so guter Freund, dass ich in meiner glückseligen Inbrunst die Arme ausstreckte und ihn an mich zog – etwas, womit er offenkundig nicht gerechnet hatte. Heute überraschte ich alle.
„Hey“, sagte er errötend und wich zurück. „Das passt. Du bist das einzige Mädchen, das bei dem Gedanken ans Töten so emotional wird. Ich möchte gar nicht daran denken, was da vor sich geht, wenn du mit Ivashkov allein bist.“
„Das musst du gerade sagen. Dich juckt es doch in allen Fingern, selbst dort hinauszugehen.“
Christian gab mit einem Achselzucken zu verstehen, dass er mir zustimmte. Es war eine Standardregel in unserer Welt: Wächter beschützten Moroi. Moroi wurden nicht in Kämpfe verwickelt. Doch nach den letzten Strigoi-Angriffen hatten viele Moroi – wenn auch kaum eine Mehrheit – angefangen zu argumentieren, dass es für die Moroi an der Zeit sei, selbst für sich einzutreten und den Wächtern zu helfen. Feuerbenutzer wie Christian waren besonders wertvoll, da das Verbrennen als eine der besten Methoden galt, um einen Strigoi zu töten (neben der Pfählung und der Enthauptung). Die Bewegung, die sich dafür aussprach, Moroi im Kämpfen zu unterweisen, wurde gegenwärtig – und mit Absicht – von der Moroi-Regierung gebremst. Aber das hatte einige Moroi nicht daran gehindert, im Geheimen zu trainieren. Christian war einer von ihnen. Als ich an ihm vorbeischaute, blinzelte ich erstaunt. Bei ihm stand ein Mädchen, und zwar eins, das mir kaum aufgefallen war.
Jill Mastrano wirkte wie ein Schatten neben ihm. Eine Moroi aus der ersten Klasse – nun, bald aus der zweiten –, hatte Jill erklärt, dass sie ebenfalls kämpfen wolle. Sie war quasi zu Christians Schülerin geworden.
„Hey, Jill“, sagte ich und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. „Danke, dass du gekommen bist.“
Jill errötete. Sie war entschlossen zu lernen, sich selbst zu verteidigen, aber in der Nähe von anderen – vor allem in der Nähe von solchen Berühmtheiten wie mir – geriet sie leicht außer sich. Aus Nervosität begann sie dann zu schwafeln. „Ich musste einfach“, erwiderte sie und strich sich das lange, hellbraune Haar aus dem Gesicht. Wie immer war es ein Wirrwarr von Locken. „Ich meine, es ist so cool, was du getan hast. Bei den Prüfungen. Alle waren erstaunt. Ich habe einen der Wächter sagen hören, er habe noch nie so etwas wie dich gesehen. Als Christian also fragte, ob ich mitkommen wolle, musste ich natürlich kommen. Oh!“ Ihre hellgrünen Augen weiteten sich. „Ich habe dir noch nicht mal gratuliert. Tut mir leid. Herzlichen Glückwunsch.“
Christian kämpfte um eine ernste Miene. Ich unternahm
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