Vampire Academy 05
dass sie nur ein oder zwei Leute für Dimitri brauchten, dann ließ das Gutes ahnen, und ich hoffte, sie würden dann auch endlich akzeptieren, dass er kein Strigoi mehr war.
„Es sind nur noch ungefähr fünf.“
„Oh.“ Nicht großartig. Nicht furchtbar. „Aber ich schätze, selbst das bedeutet: Sie können sich jetzt etwas besser vorstellen, dass von ihm nun keine Gefahr mehr ausgeht.“
Mikhail zuckte die Achseln, den Blick auf den Weg vor uns gerichtet. Es hatte während der Totenwache geregnet, die immer noch feuchte Luft hatte sich ein wenig abgekühlt. „Einige der Wächter denken es. Aber es wird eines königlichen Erlasses von Seiten des Rates bedürfen, um offiziell festzulegen, was er ist.“
Ich blieb fast stehen. „Festlegen, was er ist?“, rief ich. „Er ist doch kein Was! Er ist eine Person. Ein Dhampir, so wie wir.“
„Ich weiß, aber das liegt nicht in unserer Hand.“
„Sie haben recht. Entschuldigung“, brummte ich. Es hatte ja keinen Sinn, den Boten zu bestrafen. „Nun, ich hoffe, sie kriegen ihre Ärsche hoch und kommen bald zu einer Entscheidung.“
Das Schweigen, das nun folgte, sprach Bände. Ich bedachte Mikhail mit einem scharfen Blick.
„Was … ist es? Was erzählen Sie mir nicht?“, fragte ich.
Er zuckte die Achseln. „Es gibt das Gerücht, dass der Rat zurzeit über irgendeine andere große Sache debattiert, etwas, das Priorität hat.“
Auch das brachte mich in Rage. Was um alles in der Welt konnte mehr Priorität als Dimitri haben? Ruhig, Rose. Bleib ruhig. Konzentrier dich. Lass nicht zu, dass die Dunkelheit dies noch schlimmer macht. Ich kämpfte immer darum, die Dunkelheit unter der Decke zu halten, aber in stressigen Zeiten explodierte sie dann doch häufig. Und jetzt? Ja, jetzt hatte ich offenbar eine ziemlich stressige Zeit. Ich kehrte zu dem ursprünglichen Thema zurück.
Wir erreichten das Gebäude mit den Haftzellen, und ich nahm die Treppe hinauf, immer zwei Stufen gleichzeitig. „Selbst wenn sie Dimitris Bewachung vermindert haben, werden sie mich trotzdem nicht hineinlassen. Die Wächter, die dort sind, werden ja wohl auch wissen, dass sie Befehl haben, mich fernzuhalten.“
„Ein Freund von mir hat gerade am Eingang Dienst. Wir haben nicht viel Zeit, aber er wird den Wächtern im Zellenblock erklären, Sie hätten Erlaubnis, nach unten zu gehen.“
Mikhail wollte gerade die Tür öffnen, doch ich hielt ihn auf und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Warum tun Sie das für mich? Der Moroi-Rat mag Dimitris Schicksal für keine große Sache halten, aber die Wächter sehen das anders. Sie könnten also ernsthafte Schwierigkeiten bekommen.“
Er schaute auf mich herab, wieder mit diesem kleinen, bitteren Lächeln. „Müssen Sie das wirklich fragen?“
Ich dachte darüber nach. „Nein“, antwortete ich leise.
„Als ich Sonya verlor …“ Mikhail schloss einen Herzschlag lang die Augen, und als er sie wieder öffnete, schien sein Blick auf die Vergangenheit gerichtet zu sein. „Als ich sie verlor, wollte ich nicht weiterleben. Sie war eine gute Frau – wirklich. Sie ist aus Verzweiflung zum Strigoi geworden. Sie sah keinen anderen Weg, um sich vor dem Element Geist zu retten. Ich würde alles – alles – für eine Chance geben, ihr zu helfen, um die Dinge zwischen uns in Ordnung zu bringen. Ich weiß zwar nicht, ob das für uns jemals möglich sein wird, aber für Sie ist es im Augenblick möglich. Darum kann ich nicht zulassen, dass Ihnen diese Chance verweigert wird.“
Mit diesen Worten trat er durch die Tür, und tatsächlich, es war ein anderer Wächter, der Dienst tat. Genauso wie Mikhail gesagt hatte, rief der Mann unten an, um den Gefängniswachen mitzuteilen, dass Dimitri eine Besucherin habe. Mikhails Freund wirkte bei alledem unglaublich nervös, was ja gut verständlich war. Trotzdem, er war bereit zu helfen. Es war erstaunlich, dachte ich, was Freunde füreinander zu tun bereit sind. Diese letzten Wochen waren ein unleugbarer Beweis dafür.
Genauso wie bei Lissas Besuch tauchten zwei Wächter auf, um mich nach unten zu eskortieren. Ich erkannte sie, weil ich sie durch das Band bereits mit Lissas Augen gesehen hatte, und die beiden schienen überrascht, mich zu erblicken. Wenn sie Dimitri hatten beharrlich sagen hören, dass er meinen Besuch nicht wolle, dann war meine Anwesenheit in der Tat schockierend. Aber soweit sie wussten, hatte jemand mit der entsprechenden Entscheidungsbefugnis mein Erscheinen hier abgesegnet,
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