Vampire Academy 05
Rolle spielte. Die Art, wie Dimitri mich ansah … Sie bestätigte alles, was ich vermutet hatte. Die Gefühle, die er vor seiner Verwandlung für mich gehabt hatte – die Gefühle, die verzerrt worden waren, während er ein Strigoi gewesen war – sie waren immer noch da. Sie mussten da sein. Vielleicht war Lissa seine Retterin. Vielleicht dachte der Rest des Königshofes sogar, sie sei eine Göttin. Ich wusste in diesem Moment, dass ich, wie zerzaust ich auch aussah oder wie ausdruckslos er sein Gesicht auch zu halten versuchte, dass ich für ihn eine Göttin war.
Er schluckte und riss sich mit Gewalt zusammen, wie er es immer getan hatte. Manche Dinge ändern sich eben nie. „Dann ist das Beste, was ich tun kann“, fuhr er gelassen fort, „wohl dies: Ich muss mich von dir fernhalten. Das ist die einzig geeignete Art und Weise, die Schuld zurückzuzahlen.“
Es war hart für mich, die Fassung zu wahren und eine Art logischen Gesprächs aufrechtzuerhalten. Ich war ebenso vom Donner gerührt wie er. Außerdem war ich maßlos wütend. „Du hast angeboten, deine Schuld bei Lissa zu begleichen, indem du für immer an ihrer Seite bleibst!“
„Ich habe die Dinge nicht getan …“ Er wandte für einen Moment den Blick ab, rang abermals um Beherrschung und sah mir dann wieder in die Augen. „Ich habe die Dinge nicht ihr angetan, die ich dir angetan habe.“
„Das warst doch nicht du! Es ist mir ganz egal.“ Mein Temperament loderte wieder auf.
„Wie viele waren es?“, rief er. „Wie viele Wächter sind gestern Nacht wegen all der Dinge gestorben, die ich getan habe?“
„Ich … ich glaube, sechs oder sieben.“ Schreckliche Verluste. Ich verspürte einen kleinen Stich in der Brust und erinnerte mich der Namen, die in diesem Kellerraum verlesen worden waren.
„Sechs oder sieben“, wiederholte Dimitri tonlos und mit gequälter Stimmer. „Tot in einer einzigen Nacht. Meinetwegen.“
„Du hast doch nicht allein gehandelt! Und ich habe es schon einmal gesagt, das warst nicht du. Du hattest keine Kontrolle über dich. Es spielt für mich keine Rolle …“
„Es spielt aber eine Rolle für mich!“, schrie er. Seine Stimme hallte durch den Flur. Die Wächter an beiden Enden bewegten sich, kamen aber nicht näher. Als Dimitri wieder zu sprechen begann, tat er es mit leiserer Stimme, aber sie erzitterte trotzdem unter den wilden Gefühlen. „Es spielt für mich eine Rolle. Das ist es, was du nicht begreifst. Du kannst es nicht verstehen. Du kannst nicht verstehen, wie es ist, von dem zu wissen, was ich getan habe. Diese ganze Zeit als Strigoi … sie ist jetzt wie ein Traum, aber es ist ein Traum, an den ich mich deutlich erinnere. Es kann keine Vergebung für mich geben. Und was ist mit dir geschehen? Daran erinnere ich mich vor allem. Ich erinnere mich an alles, was ich getan habe. An alles, was ich tun wollte.“
„Du wirst es jetzt aber nicht mehr tun“, flehte ich. „Also lass es gut sein. Bevor – bevor alles andere geschah, hast du gesagt, wir könnten zusammen sein. Dass wir Wachaufträge im gleichen Gebiet bekämen und …“
„Roza“, unterbrach er mich, und dieser Spitzname durchstach mir das Herz. Der Name musste ihm herausgerutscht sein, und er hatte nicht wirklich die Absicht gehabt, mich so zu nennen. Ein verzerrtes Lächeln umspielte seine Lippen, aber eines ohne jede Freude. „Denkst du wirklich, sie werden mich jemals wieder als Wächter arbeiten lassen? Es wird schon ein Wunder sein, wenn sie mich am Leben lassen!“
„Das ist nicht wahr. Sobald sie begreifen, dass du dich verändert hast und wirklich wieder der Alte bist … dann wird alles wieder so sein wie früher.“
Traurig schüttelte er den Kopf. „Deine Zuversicht … dein Glaube, du könntest alles wahr werden lassen. Oh, Rose. Das ist eins der erstaunlichen Dinge an dir. Es ist auch einer der aufreizendsten Aspekte.“
„Ich habe schließlich auch geglaubt, dass du dich von einem Strigoi zurück in einen Dhampir verwandeln könntest“, bemerkte ich. „Vielleicht ist mein Glaube an das Unmögliche doch nicht so verrückt.“
Dieses Gespräch war so ernst, so herzzerreißend, und trotzdem erinnerte es mich immer wieder an unsere alten Trainingssitzungen. Er versuchte mich von einem ernsthaften Argument zu überzeugen, und ich konterte mit Rose-Logik. Im Allgemeinen trug mir so etwas eine Mischung aus Erheiterung und Genervtheit ein. Ich hatte das Gefühl, dass Dimitri, wäre die Situation nur ein klein
Weitere Kostenlose Bücher