Vampire Academy 05
Bruchs, und Lissa konnte noch immer nicht in Träumen wandeln, wie sehr sie dies auch üben mochte.
Also stand Tasha im Grunde nur eine einzige Geistbenutzerin zur Verfügung, die imstande war, Strigoi zu retten, und diese eine konnte kaum Legionen von Ungeheuern verwandeln. Tasha schien dies ebenfalls zu begreifen.
„Der Rat sollte seine Zeit nicht mit Altersgesetzen verschwenden“, fuhr sie fort. „Wir müssen unsere Mittel einsetzen, um weitere Geistbenutzer zu finden, die bei der Rettung von Strigoi helfen können.“ Sie richtete den Blick auf jemanden in der Menge. „Martin, ist Ihr Bruder nicht gegen seinen Willen verwandelt worden? Mit genug Arbeit könnten wir ihn Ihnen zurückbringen. Lebend. Genauso, wie Sie ihn kannten. Anderenfalls wird er einfach gepfählt werden, wenn Wächter ihn finden – und natürlich wird er inzwischen Unschuldige abschlachten.“
Ja, Tasha war durchaus geschickt. Sie konnte ein lebendiges Bild zeichnen und brachte diesen Martin beinahe zum Weinen. Sie ließ jene, die aus freien Stücken zu Strigoi geworden waren, im Wesentlichen unerwähnt. Lissa, die noch immer neben ihr stand, war sich nicht sicher, was sie von der Idee halten sollte, eine Geistarmee zur Rettung von Strigoi aufzustellen, aber sie erkannte durchaus, dass dies alles Teil mehrerer anderer Pläne Tashas war – darunter war auch ein Plan, um Lissa das Stimmrecht zu verschaffen.
Tasha hob auf Lissas Fähigkeiten und Charakter ab und verspottete, was offenkundig ein überholtes Gesetz aus einer Ära war, in der diese Situation niemals hatte vorhergesehen werden können. Außerdem wies sie darauf hin, dass ein voller Rat von zwölf Familien eine Botschaft an Strigoi überallhin senden würde, was die Einheit der Moroi betraf.
Mehr wollte ich nicht hören. Ich würde Tasha ihre politische Magie wirken lassen und später mit Lissa reden. Was geschehen war, als ich den Rat angebrüllt hatte, erregte mich noch immer so sehr, dass ich es nicht ertragen konnte, diesen Saal noch länger zu betrachten. Ich zog mich aus dem Band zurück und stieß einen spitzen Schrei aus, als ich direkt vor mir ein Gesicht sah.
„Ambrose!“
Einer der bestaussehenden Dhampire auf dem Planeten – nach Dimitri natürlich – schenkte mir ein strahlendes Filmstarlächeln. „Sie waren so still, dass ich dachte, Sie versuchten, eine Dryade zu sein.“
Ich blinzelte. „Eine was?“
Er deutete auf die Kirschbäume. „Naturgeister. Schöne Frauen, die mit Bäumen eine Einheit bilden.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kompliment sein soll oder nicht“, bemerkte ich. „Aber es ist schön, Sie wiederzusehen.“
Ambrose war eine echte Kuriosität in unserer Kultur: ein männlicher Dhampir, der weder Wächtergelübde abgelegt hatte noch davongelaufen war, um sich unter Menschen zu verstecken. Weibliche Dhampire entschieden sich häufig dafür, nicht den Reihen der Wächter beizutreten, um sich auf eine Familie zu konzentrieren. Das war auch der Grund, warum wir so selten waren. Aber Männer? Sie hatten keine Ausrede, soweit es die meisten Leute betraf. Statt in Ungnade vor sich hin zu schmollen, hatte sich Ambrose jedoch dafür entschieden zu bleiben und einfach auf eine andere Art für die Moroi zu arbeiten. Er war im Wesentlichen ein Dienstbote – ein hochklassiger allerdings, der bei elitären Partys Drinks servierte und weibliche Royals massierte. Er diente Tatiana, sofern die Gerüchte der Wahrheit entsprachen, und zwar auf körperliche Art und Weise. Das war jedoch so unheimlich, dass ich es prompt verdrängte.
„Ganz meinerseits“, erwiderte er. „Aber wenn Sie nicht mit der Natur kommunizieren, was tun Sie dann?“
„Das ist eine lange Geschichte. Gerade bin ich mehr oder weniger aus einer Ratssitzung geworfen worden.“
Er wirkte beeindruckt. „Buchstäblich hinausgeworfen?“
„Hinausgezerrt, würde ich sogar sagen. Es überrascht mich, dass ich Sie hier noch nicht gesehen habe“, sprach ich weiter. „Natürlich war ich während der letzten Woche irgendwie, ähm, abgelenkt.“
„Das habe ich schon gehört“, sagte er und warf mir einen mitfühlenden Blick zu. „Obwohl ich selber wirklich nicht hier war. Ich bin erst gestern Nacht zurückgekehrt.“
„Gerade rechtzeitig, um den ganzen Spaß mitzuerleben“, murmelte ich.
Der arglose Blick auf seinem Gesicht verriet mir, dass er noch nichts von dem Erlass gehört hatte. „Was tun Sie denn jetzt hier?“, fragte er. „Dies sieht nicht wie eine
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