Vampire Academy 05
viele Gesichter die gleiche Ehrfurcht vor ihr, die ich schon am Königshof beobachtet hatte. Dimitris Verwandlung war noch immer ein Rätsel, aber jene, die daran glaubten, betrachteten sie in der Tat als eine Art Heilige. Sie wurde in den Augen so vieler Leute überlebensgroß, sowohl wegen ihres Familiennamens als auch wegen ihrer rätselhaften Kräfte – und jetzt aufgrund ihrer angeblichen Fähigkeit, Strigoi zurückzuholen.
Ich sah selbstgefällig zu Tatiana hinüber. „Ist achtzehn nicht das legale Abstimmungsalter?“ Schachmatt, du Miststück.
„Ja“, sagte sie wohlgelaunt. „Falls die Dragomirs ein Quorum hätten.“
Ich würde nicht sagen, dass mein atemberaubender Sieg direkt in Stücke zersprang, aber er verlor gewiss ein wenig von seinem Glanz. „Ein was?“
„Ein Quorum. Dem Gesetz nach muss eine Moroi-Familie, um eine Stimme im Rat zu haben, eine Familie sein. Sie hat aber keine. Sie ist die einzige Dragomir.“
Ich starrte sie ungläubig an. „Was, wollen Sie damit sagen, sie muss ein Kind haben, um abstimmen zu dürfen?“
Tatiana verzog das Gesicht. „Nicht sofort natürlich. Aber gewiss eines Tages. Damit eine Familie eine Stimme hat, muss sie aus mindestens zwei Mitgliedern bestehen, von denen eins älter als achtzehn Jahre sein muss. Es ist Moroi-Gesetz – wiederum ein Gesetz, das seit Jahrhunderten existiert.“
Einige Leute tauschten verwirrte und überraschte Blicke. Dies war offenkundig kein Gesetz, mit dem viele von ihnen vertraut waren. Natürlich war diese Situation – die Reduktion eines königlichen Geschlechts auf eine einzige Person – in der jüngsten Geschichte noch nicht eingetreten, falls sie überhaupt je da gewesen war.
„Es ist wahr“, sagte Ariana Szelsky widerstrebend. „Ich habe es gelesen.“
Okay, das war jetzt aber der Moment, in dem mein atemberaubender Sieg zersprang. Ich vertraute der Familie Szelsky, Ariana war die ältere Schwester des Mannes, den meine Mom beschützte. Ariana war ein ziemlicher Bücherwurm, und da sie gegen die Herabsetzung des Alters für Wächter gestimmt hatte, schien es unwahrscheinlich, dass sie Tatianas Behauptung unterstützen würde, wenn sie nicht wahr gewesen wäre.
Da meine Munition nun verbraucht war, griff ich auf meine Standardreserve zurück.
„Das“, sagte ich zu Tatiana, „ist das beschissenste Gesetz, von dem ich je gehört habe.“
Das war’s. Das Publikum brach in schockiertes Raunen aus, und Tatiana gab jede Zurschaustellung von Freundlichkeit auf, an der sie bisher festgehalten hatte. Sie kam dem Herold zuvor.
„Entfernen Sie sie aus dem Saal!“, rief Tatiana. Trotz des rapide ansteigenden Lärmpegels hallte ihre Stimme deutlich durch den Raum. „Wir werden diese Art von vulgärem Benehmen nicht dulden!“
Wie der Blitz war ich von Wächtern umzingelt. Ehrlich, wenn man bedachte, wie häufig ich in letzter Zeit irgendwo weggezerrt wurde, hatte die Situation beinahe etwas Tröstlich-Vertrautes. Ich setzte mich zwar nicht gegen die Wächter zur Wehr, als sie mich zur Tür führten, aber ich ließ mich auch nicht ohne einige letzte Worte wegbringen.
„Sie könnten das Quorum-Gesetz ändern, wenn Sie wollten, Sie scheinheiliges Miststück!“, brüllte ich. „Sie verbiegen das Gesetz doch nur, weil Sie selbstsüchtig sind und Angst haben! Sie begehen den schlimmsten Fehler Ihres Lebens. Sie werden das bereuen! Warten Sie es ab – Sie werden sich noch wünschen, Sie hätten es niemals getan!“
Ich weiß nicht, ob überhaupt irgendjemand meine Tirade hörte, denn inzwischen herrschte wieder das Chaos im Saal, das mich schon bei meiner Ankunft hier begrüßt hatte. Die Wächter – drei von ihnen – ließen mich erst los, als wir draußen waren. Sobald ich wieder frei war, standen wir alle einen Moment lang verlegen herum.
„Was jetzt?“, fragte ich. Ich versuchte, den Ärger aus meiner Stimme fernzuhalten. Ich war immer noch maßlos wütend und erregt, aber das war nicht die Schuld dieser Männer. „Werden Sie mich einsperren?“ Da mich dies zu Dimitri zurückführen würde, wäre es beinahe eine Belohnung gewesen.
„Uns wurde nur gesagt, dass wir Sie aus dem Saal entfernen sollen“, bemerkte einer der Wächter. „Niemand hat verfügt, was wir anschließend mit Ihnen tun sollen.“
Ein anderer Wächter, alt und ergraut, aber immer noch grimmig, bedachte mich mit einem schiefen Blick. „Ich an Ihrer Stelle würde verschwinden, solange es noch möglich ist, bevor sie wirklich eine
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