Vampire Academy 05
hätte. „Wenn du wirklich mit mir zusammen sein willst, dann musst du es diesmal ernst meinen.“
Ich hasste es, ihn so grimmig zu sehen. Vor allem hasste ich den Grund dafür. Ich folgte ihm bis zur Tür. „Adrian, warte. Lass uns weiterreden.“
„Nicht jetzt, kleiner Dhampir. Ich brauche ein wenig Schlaf. Im Augenblick verkrafte ich es einfach nicht, dieses Spiel zu spielen.“
Ich hätte hinter ihm hergehen können. Ich hätte ihn zu Boden ringen können. Aber das wäre es nicht wert gewesen … Denn ich hatte ohnehin keine Antworten für ihn. Er hatte ja in allen Punkten recht gehabt, und bevor ich nicht über meine Verwirrung hinwegkam und einen Entschluss traf, hatte ich kein Recht dazu, ein Gespräch zu erzwingen. Außerdem bezweifelte ich angesichts seines derzeitigen Zustands, dass eine weitere Unterredung so produktiv gewesen wäre.
Doch als er Anstalten machte, das Gebäude zu verlassen, konnte ich meine nächsten Worte nicht bremsen. „Bevor du gehst – und ich verstehe, warum du gehen musst –, ist da noch etwas, das ich dich fragen muss. Etwas, das allerdings gar nicht uns betrifft. Es geht vielmehr um – es geht um Lissa.“
Diese Worte ließen ihn langsam innehalten. „Immer diese Gefälligkeiten.“ Mit einem weltmüden Seufzer blickte er über seine Schulter. „Beeil dich.“
„Jemand ist in die Archive der Alchemisten eingebrochen und hat Informationen über Lissas Dad gestohlen. Zum Teil handelte es sich um gewöhnliche Dinge, die seine Lebensgeschichte betreffen, aber darunter sind auch einige Dokumente, nach denen er geheime Einzahlungen auf ein Bankkonto in Las Vegas getätigt hat. Es ist das Bankkonto irgendeiner Frau.“
Adrian wartete einige Sekunden ab. „Und?“
„Und ich versuche herauszufinden, warum jemand das tun sollte. Ich will nicht, dass irgendjemand ihre Familie ausspioniert. Hast du eine Ahnung, was ihr Dad getan haben könnte?“
„Du hast den Mann im Casino ja gehört. Ihr Dad war häufig dort. Vielleicht hatte er Spielschulden und hat einen Kredithai ausbezahlt.“
„Lissas Familie hatte immer Geld“, wandte ich ein. „Er hätte sich nicht so stark verschulden können. Und warum sollte das irgendjemand wichtig genug finden, um diese Informationen zu stehlen?“
Adrian warf die Hände hoch. „Keine Ahnung. Das ist alles, was ich beisteuern kann, zumindest so früh am Morgen. Ich habe nicht das Gehirnschmalz für Intrigen. Ich kann mir jedoch auch nicht vorstellen, dass irgendetwas davon eine Bedrohung für Lissa darstellen könnte.“
Ich nickte enttäuscht. „Okay. Danke.“
Er setzte seinen Weg fort, und ich sah ihm nach. Lissa wohnte in seiner Nähe, aber ich wollte nicht, dass er dachte, ich folgte ihm. Als er genug Abstand zwischen uns gelegt hatte, trat ich ebenfalls ins Freie und machte mich auf den Weg in dieselbe Richtung. Das entfernte Geräusch von Glocken ließ mich innehalten. Ich zögerte und war mir plötzlich nicht mehr sicher, wohin ich gehen sollte.
Ich wollte mit Lissa reden und ihr erzählen, was ich von Sydney erfahren hatte. Lissa war zur Abwechslung einmal allein; dies war eine günstige Gelegenheit. Und doch … die Glocken. Es war Sonntagmorgen. In der Kirche des Hofes würde gleich die Messe beginnen. Ich hatte eine gewisse Ahnung, und trotz allem, was geschehen war – einschließlich der Sache mit Adrian –, musste ich feststellen, ob ich recht hatte.
Also wechselte ich die Richtung und lief zur Kirche hinüber. Als ich eintraf, waren die Türen geschlossen, aber einige andere Nachzügler versuchten, leise hineinzuschlüpfen. Ich trat mit ihnen ein und blieb kurz stehen, um mich zu orientieren. Weihrauchwolken hingen in der Luft, und so brauchten meine Augen einen Moment, um sich nach dem hellen Sonnenlicht auf den Kerzenschein einzustellen. Da sich die Kapelle von St. Vladimir neben dieser Kirche winzig ausmachte, waren hier erheblich mehr Leute versammelt, als ich in einem Gottesdienst zu sehen gewohnt war. Die meisten der Plätze waren belegt.
Aber nicht alle.
Meine Ahnung war richtig gewesen. Auf einer der hinteren Bänke saß Dimitri. Natürlich saßen einige Wächter in seiner Nähe, aber das war alles. Selbst in einer überfüllten Kirche hatte sich niemand sonst auf die Bank zu ihm gesellt. Reece hatte Dimitri gestern gefragt, ob er die Kirche betreten würde, und Dimitri war noch einen Schritt weitergegangen und hatte gesagt, dass er sogar die Sonntagsgottesdienste besuchen werde.
Der Priester hatte
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