Vampire Academy 05
antwortete ich. Meine Unterwürfigkeit war von meinem Verhalten bei unserem letzten Zusammentreffen himmelweit entfernt. „Adrian war vielmehr derjenige, der die, ähm, Entschlossenheit aufgebracht hat, es zu tun.“
Gott steh mir bei, Tatiana kicherte tatsächlich. „Sehr diplomatisch. Man sollte Sie einem Politiker zuteilen.“
Nathan missfiel es, dass sich die Aufmerksamkeit auf mich gerichtet hatte. Ich war mir auch nicht sicher, ob es mir gefiel, sei diese Aufmerksamkeit nun halbwegs erfreulich oder nicht. „Willst du heute Abend mit Priscilla über geschäftliche Angelegenheiten sprechen? Oder ist das nur als freundschaftliches Dinner gedacht?“
Tatiana riss den Blick von mir los. „Beides. Es hat einige innerfamiliäre Auseinandersetzungen gegeben. Nichts Öffentliches, aber es kommt eben heraus. Die Leute reden über Sicherheit. Einige sind bereit, auf der Stelle mit dem Training anzufangen. Andere fragen sich, ob Wächter ohne Schlaf auskommen können.“ Sie verdrehte die Augen. „Und das sind noch die zahmsten Vorschläge.“
Es bestand kein Zweifel. Der Besuch war erheblich interessanter geworden.
„Ich hoffe, du wirst dieses Möchtegernkämpferhirn im Keim ersticken“, knurrte Nathan. „Es ist doch absurd, dass wir an der Seite von Wächtern kämpfen sollen.“
„Was absurd ist“, sagte Tatiana, „ist ein Zwist innerhalb der königlichen Klassen. Das ist es, was ich im Keim ersticken will.“ Ihr Tonfall wurde nun hochtrabend, sehr königinnenmäßig. „Wir sind schließlich die Anführer unter den Moroi. Wir müssen also ein Beispiel geben. Wir müssen uns einig sein, um zu überleben.“
Neugierig betrachtete ich sie. Was bedeutete das? Sie hatte Nathan mit seiner Einstellung gegenüber kämpfenden Moroi weder zugestimmt noch hatte sie ihm widersprochen. Sie hatte lediglich davon geredet, den Frieden unter den Moroi wiederherzustellen. Aber wie? Bestand ihre Methode darin, die neue Bewegung zu ermutigen oder sie im Keim zu ersticken? Sicherheit war nach dem Angriff eine große Sorge für alle, und ihr oblag es, das Problem zu lösen.
„Klingt in meinen Ohren ziemlich hart“, bemerkte Adrian, der so tat, als sei er sich über den Ernst der Angelegenheit nicht im Klaren. „Wenn du anschließend immer noch eine Zigarette willst, werde ich einfach eine Ausnahme machen.“
„Ich werde mich damit begnügen, dass du morgen zu einem richtigen Besuch zu mir kommst“, entgegnete sie trocken. „Lass die Zigaretten ruhig zu Hause.“ Sie schaute auf sein leeres Weinglas. „Und andere Dinge auch.“ Ein Aufblitzen stählerner Entschlossenheit trat in ihre Züge, und obwohl die Regung so schnell verflog, wie sie gekommen war, fühlte ich mich beinahe erleichtert. Das war die eisige Tatiana, die ich kannte.
Er salutierte. „Vermerkt.“
Tatiana schenkte uns Übrigen jeweils einen kurzen Blick. „Ich wünsche allerseits noch einen schönen Abend“, waren ihre einzigen Abschiedsworte. Wir verneigten uns wieder, dann ging sie zurück in Richtung Haustür. Während sie das tat, hörte ich kratzende Geräusche und leise Stimmen. Sie war mit einem Gefolge hergekommen, begriff ich, und hatte sie alle im Foyer stehen lassen, während sie hereingekommen war, um Adrian zu begrüßen.
Danach verlief das Dinner ziemlich still. Tatianas Besuch hatte uns alle irgendwie erstaunt. Zumindest bedeutete es, dass ich nicht länger zuhören musste, wie Adrian und sein Vater miteinander stritten. Daniella hielt im Wesentlichen das wenige an Konversation im Gange, das bei Tisch geführt wurde, und versuchte, sich nach meinen Interessen zu erkundigen. Mir wurde bewusst, dass ich seit Tatianas kurzem Besuch kein Wort mehr gesprochen hatte. Daniella hatte in die Familie Ivashkov eingeheiratet, und ich fragte mich allmählich, ob die Königin sie etwa einschüchterte.
Als es Zeit zum Aufbruch war, war Daniella ganz Lächeln, während sich Nathan in sein Arbeitszimmer zurückzog.
„Du musst einfach viel öfter vorbeikommen“, sagte sie zu Adrian und strich ihm ungeachtet seiner Proteste das Haar glatt. „Und Sie sind natürlich auch jederzeit willkommen, Rose.“
„Vielen Dank“, erwiderte ich sprachlos. Ich musterte weiter ihr Gesicht, um festzustellen, ob sie log, aber ich glaubte nicht, dass sie das tat. Es ergab doch keinen Sinn. Moroi billigten langfristige Beziehungen zu Dhampiren nicht. Royals taten es aber erst recht nicht. Und Royals, die auch noch mit der Königin verwandt waren, taten es
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