Vampire Academy 05
Windeseile seine mit Balsamico glasierten Schweinefleischmedaillons zu verzehren, ohne dabei anders als elegant und schicklich zu wirken. „Also“, sagte er und richtete seine Aufmerksamkeit auf Adrian, „was willst du mit dir anfangen, jetzt, da Vasilisa ihren Abschluss hat? Du wirst dich doch nicht weiter mit Highschoolschülern rumtreiben wollen, oder? Jetzt gibt es doch gar keinen Grund mehr für dich, dort zu sein.“
„Keine Ahnung“, antwortete Adrian träge. Er schüttelte den Kopf, was sein sorgfältig durcheinandergebrachtes Haar noch mehr zerzauste. „Irgendwie macht es mir Spaß, mit ihnen zusammen zu sein. Sie halten mich für witziger, als ich es wirklich bin.“
„Was mich nicht überrascht“, entgegnete sein Vater. „Du bist nämlich überhaupt nicht witzig. Es wird Zeit, dass du etwas Produktives tust. Wenn du nicht zurück ins College gehst, solltest du zumindest anfangen, an einigen der Geschäftsversammlungen der Familie teilzunehmen. Tatiana verwöhnt dich, aber von Rufus könntest du eine Menge lernen.“
Ich wusste genug über königliche Politik, um diesen Namen zu erkennen. Das älteste Mitglied einer jeden Familie war für gewöhnlich ihr Prinz oder ihre Prinzessin und hatte eine Position im Königlichen Rat – und diese Person konnte dann König oder Königin werden. Als Tatiana die Krone übernommen hatte, war Rufus zum Prinzen der Familie Ivashkov geworden, da er nach ihr der Älteste gewesen war.
„Stimmt“, sagte Adrian, ohne mit der Wimper zu zucken. Er aß weniger, schob vielmehr sein Essen auf dem Teller herum. „Ich würde wirklich gern wissen, wie er seine beiden Mätressen vor seiner Frau geheim hält.“
„Adrian!“, blaffte Daniella, und ihre bleichen Wangen färbten sich rosig. „Sag solche Dinge nicht bei Tisch – und auf keinen Fall vor einem Gast.“
Nathan schien mich wieder wahrzunehmen und zuckte abschätzig die Achseln. „Sie spielt keine Rolle.“ Bei dieser Bemerkung biss ich mir auf die Lippen und unterdrückte das Verlangen festzustellen, ob ich meinen Porzellanteller wie eine Frisbeescheibe werfen und ihn am Kopf treffen konnte. Ich entschied mich jedoch dagegen. Damit hätte ich nicht nur das Dinner ruiniert, der Teller würde wahrscheinlich auch nicht so fliegen, wie ich es wollte. Nathan wandte sich mit finsterem Blick wieder an Adrian. „Aber du tust es. Ich werde nicht zulassen, dass du herumsitzt und untätig bleibst – und auch noch unser Geld nutzt, um dir diesen Lebensstil zu finanzieren.“
Irgendetwas sagte mir, dass ich mich da heraushalten sollte, aber ich konnte es nicht ertragen, Adrian von seinem aufreizenden Vater heruntergeputzt zu sehen. Adrian saß tatsächlich herum und verschwendete Geld, aber Nathan hatte dennoch kein Recht, ihn deshalb zu verspotten. Ich meine, klar, ich tat es auch ständig. Aber das war etwas anderes.
„Vielleicht könntest du mit Lissa auf die Lehigh-Universität gehen“, warf ich ein. „Du könntest weiter mit ihr Geist studieren und dann … du könntest tun, was du immer getan hast, als du das letzte Mal am College warst …“
„Trinken und Kurse schwänzen“, sagte Nathan.
„Kunst“, erklärte Daniella. „Adrian hat Kunstkurse besucht.“
„Wirklich?“, fragte ich und drehte mich überrascht zu ihm um. Irgendwie konnte ich ihn mir durchaus als künstlerischen Typ vorstellen. Es passte zu seiner sprunghaften Persönlichkeit. „Dann wäre das doch genau das Richtige. Du könntest wieder damit anfangen.“
Er zuckte die Achseln und leerte sein zweites Glas Wein. „Ich weiß nicht. In diesem College gäbe es wahrscheinlich das gleiche Problem wie im letzten.“
Ich runzelte die Stirn. „Was war das für ein Problem?“
„Hausaufgaben.“
„Adrian“, knurrte sein Vater.
„Schon gut“, erwiderte Adrian hochtrabend. Beiläufig legte er einen Arm auf den Tisch. „Ich brauche wirklich keinen Job oder zusätzliches Geld. Nachdem Rose und ich geheiratet haben, werden die Kinder und ich einfach von ihrem Lohn als Wächterin leben.“
Wir alle erstarrten, selbst ich. Ich wusste ganz genau, dass er scherzte. Ich meine, selbst wenn er Fantasien über eine Ehe und Kinder hegte (und ich war mir ziemlich sicher, dass er das nicht tat), würde das magere Einkommen einer Wächterin niemals ausreichen, um ihm das luxuriöse Leben zu ermöglichen, das er brauchte.
Adrians Vater dachte jedoch offensichtlich nicht, dass er scherzte. Daniella schien unentschieden zu sein. Was mich
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