Vampire Academy 05
mir schon etwas, aber ich benutze dich auch, um ein bisschen zu schockieren.“
Als uns die Haushälterin der Ivashkovs zum Speisezimmer führte, verbarg ich ein Lächeln. Tatsächlich gab es bei Hof Restaurants und Cafés, aber Royals wie Adrians Eltern würden es als eleganter betrachten, ein kunstvolles Dinner in ihrem eigenen Haus zu servieren. Ich persönlich hätte es vorgezogen, in der Öffentlichkeit zu sein. Mehr Fluchtmöglichkeiten.
„Sie müssen Rose sein.“
Meine inzwischen zur Routine gewordene Begutachtung der Ausgänge wurde unterbrochen, als eine sehr hochgewachsene, sehr elegante Moroi den Raum betrat. Sie trug ein langes, dunkelgrünes Satinkleid, angesichts dessen ich mich sofort deplatziert fühlte. Es passte perfekt zur Farbe ihrer – und Adrians – Augen. Sie hatte sich das dunkle Haar zu einem Knoten zusammengebunden und lächelte mit aufrichtiger Freundlichkeit auf mich herab, als sie meine Hand ergriff.
„Ich bin Daniella Ivashkov“, sagte sie. „Ich freue mich sehr, Sie endlich kennenzulernen.“
Freute sie sich aber wirklich? Ich schüttelte ihr automatisch die Hand. „Die Freude ist ganz meinerseits, Lady Ivashkov.“
„Nennen Sie mich bitte Daniella.“ Sie wandte sich an Adrian und schnalzte mit der Zunge, während sie den Kragen seines Hemdes richtete. „Also wirklich, Darling“, sagte sie. „Schaust du überhaupt in einen Spiegel, bevor du zur Tür hinausgehst? Dein Haar ist ja vollkommen unmöglich.“ Er wich ihr aus, als sie die Hand nach seinem Kopf ausstreckte. „Machst du Witze? Ich habe ganze Stunden vor dem Spiegel zugebracht, damit es so aussieht.“
Sie stieß einen gequälten Seufzer aus. „An manchen Tagen kann ich mich nicht entscheiden, ob ich mich glücklich schätzen sollte, dass ich keine anderen Kinder habe.“ Hinter ihr stellten stille Dienstboten das Essen auf den Tisch. Dampf erhob sich von den Tabletts, und mein Magen knurrte. Ich hoffte, dass niemand sonst es gehört hatte. Daniella blickte in den Flur, der hinter ihr lag. „Nathan, würdest du dich bitte beeilen? Das Essen wird schon kalt.“
Einige Sekunden später näherten sich auf dem kunstvollen Holzboden schwere Schritte, und Nathan Ivashkov kam in den Raum gerauscht. Wie seine Frau war auch er förmlich gekleidet, und der blaue Satin seiner Krawatte glänzte neben der Strenge seiner schweren, schwarzen Anzugjacke. Ich war ganz froh, dass der Raum klimatisiert war, sonst wäre Adrians Vater in diesem dicken Stoff sicherlich geschmolzen. Das Auffälligste an ihm war das, was ich noch von unserer früheren Begegnung im Gedächtnis behalten hatte: ein unverkennbar silberner Haarschopf und Schnurrbart. Ich fragte mich, ob Adrians Haar wohl auch so aussehen würde, wenn er einmal älter war. Nein, ich würde es nie herausfinden. Schon beim ersten Anzeichen von Grau – oder Silber – würde sich Adrian wahrscheinlich das Haar färben.
Sein Vater mochte genauso sein, wie ich ihn in Erinnerung hatte, aber es war vollkommen klar, dass er keinen Schimmer hatte, wer ich war. Tatsächlich schien er sogar aufrichtig überrascht zu sein, mich zu sehen.
„Dies ist Adrians, ah, gute Freundin, Rose Hathaway“, sagte Daniella sanft. „Du erinnerst dich gewiss – er hatte gesagt, dass er sie heute Abend mitbringen würde.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Lord Ivashkov.“
Im Gegensatz zu seiner Frau machte er mir nicht das Angebot, ihn beim Vornamen zu nennen, was mich ein wenig erleichterte. Der Strigoi, der Dimitri mit Gewalt verwandelt hatte, hatte ebenfalls Nathan geheißen, also war es kein Name, den ich laut aussprechen wollte. Adrians Vater musterte mich, aber er tat es nicht mit der Anerkennung, die Adrian zuvor gezeigt hatte. Er betrachtete mich eher so, als sei ich eine Kuriosität. „Oh. Das Dhampirmädchen.“
Er war nicht direkt unhöflich, nur desinteressiert. Ich meine, es war nicht so, als hätte er mich eine Bluthure oder so etwas genannt. Wir setzten uns alle zum Essen nieder, und obwohl Adrian sein typisches unbekümmertes Lächeln beibehielt, fing ich abermals die Schwingung auf, dass er sich wirklich – wirklich – nach einer Zigarette sehnte. Vermutlich auch nach ein paar harten Drinks. Das Zusammensein mit seinen Eltern war kein Genuss für ihn. Als einer der Dienstboten uns allen Wein einschenkte, wirkte Adrian ungeheuer erleichtert und hielt sich keineswegs zurück. Ich warf ihm einen mahnenden Blick zu, den er jedoch ignorierte.
Nathan schaffte es, in
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