Vampire Academy 05
Ausdruck legte sich über Eddies Züge. „Könnte schlimmer sein.“
„Es wird schlimmer sein. Auf keinen Fall werde ich eine von beiden bekommen.“
Wir verfielen in Schweigen. Eine plötzliche Sorge erfüllte mich. Ich war gekommen, um Eddie um einen Gefallen zu bitten, doch jetzt schien es mir nicht länger eine gute Idee zu sein. Eddie stand am Rand einer strahlenden Karriere. Er war ein loyaler Freund, und ich war mir sicher gewesen, dass er mir bei dem, was ich brauchte, helfen würde … aber plötzlich glaubte ich nicht mehr, dass ich ihn darum bitten konnte. Wie Mia war jedoch auch Eddie ziemlich scharfsichtig.
„Was ist los, Rose?“ Seine Stimme klang besorgt – der Beschützerinstinkt meldete sich zu Wort.
Ich schüttelte den Kopf. Ich brachte es einfach nicht fertig. „Nichts.“
„Rose“, sagte er warnend.
Ich schaute beiseite, außerstande, seinem Blick zu begegnen. „Es ist nicht wichtig. Wirklich.“ Ich würde sicher eine andere Möglichkeit finden, vielleicht würde ich jemand anderen finden.
Zu meiner Überraschung streckte er die Hand aus, griff mir ans Kinn und drückte meinen Kopf hoch. Er suchte meinen Blick und ließ mir keine Möglichkeit zur Flucht. „Was brauchst du?“
Lange sah ich ihn an. Ich war so egoistisch, das Leben und den Ruf von Freunden aufs Spiel zu setzen, die mir etwas bedeuteten. Wenn Christian und Lissa nicht miteinander gebrochen hätten, würde ich auch ihn gefragt haben. Aber Eddie war alles, was mir übrig geblieben war.
„Ich brauche etwas … etwas ziemlich Extremes.“
Seine Miene war noch immer ernst, aber seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. „Alles, was du tust, ist extrem, Rose.“
„Nicht so wie dies hier. Dies ist … na ja, es ist etwas, das dich für immer ruinieren könnte. Das dich in große Schwierigkeiten bringen könnte. Das kann ich dir nicht antun.“
Das schwache Lächeln verschwand. „Es spielt keine Rolle“, sagte er grimmig. „Wenn du mich brauchst, werde ich es tun. Ganz gleich, was es ist.“
„Du weißt nicht, was es ist.“
„Ich vertraue dir.“
„Es ist irgendwie illegal. Sogar Hochverrat.“
Das ließ ihn für einen Moment stocken, aber er blieb entschlossen. „Was immer du brauchst. Es ist mir egal. Ich gebe dir Deckung.“ Ich hatte Eddie zweimal das Leben gerettet, und ich wusste, dass er meinte, was er sagte. Er fühlte sich mir verpflichtet. Er würde hingehen, wo immer ich ihn hinschickte, nicht aus einer romantischen Liebe heraus, sondern aus Freundschaft und Loyalität.
„Es ist aber illegal“, wiederholte ich. „Du müsstest dich von hier wegschleichen … noch heute Nacht. Und ich weiß nicht, wann wir zurück sein würden.“ Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass wir nicht zurückkämen . Wenn wir auf Gefängniswachen trafen … nun, sie könnten zu tödlichen Maßnahmen greifen, um ihre Pflicht zu tun. Es war das, wofür wir alle ausgebildet wurden. Aber ich konnte diesen Gefängnisausbruch nicht allein mithilfe von Lissas Zwang durchziehen. Ich brauchte einen weiteren Kämpfer, jemanden hinter mir.
„Sag mir einfach, wann.“
Und damit war der Fall erledigt. Ich weihte ihn nicht in das volle Ausmaß unseres Plans ein, aber ich nannte ihm den Treffpunkt für diese Nacht und erklärte ihm, was er mitbringen musste. Er hinterfragte mein Vorhaben mit keinem einzigen Wort. Er versprach einfach, dort zu sein. In diesem Moment kamen neue Royals herbei, um mit ihm zu reden, und ich ließ ihn allein, wohl wissend, dass er später auftauchen würde. Es war zwar hart, doch ich schob mein schlechtes Gewissen darüber, dass ich möglicherweise seine Zukunft gefährdete, beiseite.
Eddie kam, so wie er versprochen hatte, er kam, als sich mein Plan später in der Nacht entfaltete. Lissa erschien ebenfalls. Wiederum bedeutete Nacht in diesem Fall helles Tageslicht . Ich verspürte die gleiche Furcht, die ich schon verspürt hatte, als wir mit Mia umhergeschlichen waren. Licht entblößte alles, aber andererseits schliefen die meisten Leute. Lissa, Eddie und ich, wir bewegten uns immer noch so verstohlen wie möglich durch das Gelände des Hofes und trafen Mikhail in einem Bereich des Anwesens, auf dem sich alle möglichen Fahrzeuge befanden – in Garagen. Die Garagen sahen wie stählerne Industriehallen aus und lagen in den äußeren Bereichen des Königshofes. Niemand sonst war zugegen.
Wir schlüpften in die Garage, die er mir in der vergangenen Nacht genannt hatte, und
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