Vampire Academy 05
in eineinhalb Wochen dort hingehen können. Wir dachten, es wäre ein nettes Geschenk zu Ihrem Geburtstag. Serena und Grant werden Sie natürlich begleiten, und ich werde auch noch einige andere mitschicken.“ Serena und Grant waren die Wächter, die Dimitri und mich als Lissas zukünftigen Schutz ersetzt hatten. Natürlich würden sie mit ihr gehen. Dann aber sagte Tatiana das Erstaunlichste überhaupt. „Und Sie können Vasilisa ebenfalls begleiten, wenn Sie wollen, Rose. Ohne Sie könnte Vasilisa doch kaum feiern.“
Lissas Miene hellte sich auf. Die Lehigh University. Der Köder, der sie veranlasst hatte, ein Leben bei Hof zu akzeptieren. Lissa sehnte sich nach so viel Wissen, wie sie nur bekommen konnte, und die Königin hatte ihr hiermit eine Chance dazu gegeben. Die Aussicht auf einen Besuch der Universität erfüllte sie mit Eifer und Aufregung – vor allem wenn sie dort mit mir zusammen ihren achtzehnten Geburtstag feiern konnte. Es war genug, um sie von Victor und Christian abzulenken, was immerhin einiges heißen wollte.
„Vielen Dank, Euer Majestät. Das wäre ganz wunderbar.“
Es bestand allerdings eine große Wahrscheinlichkeit, das wusste ich, dass wir zum geplanten Zeitpunkt dieses Besuchs gar nicht zugegen sein würden – nicht, wenn mein Plan für Victor aufging. Aber ich wollte Lissas Glück nicht ruinieren – und ich konnte unser Vorhaben vor der Königin wohl kaum erwähnen. Außerdem verblüffte es mich irgendwie, dass ich überhaupt eingeladen worden war. Nachdem sie die Einladung ausgesprochen hatte, richtete die Königin nicht noch einmal das Wort an mich und sprach weiter mit den anderen Gästen, die um sie herum standen. Doch sie war freundlich gewesen – zumindest für ihre Verhältnisse –, während sie mit mir gesprochen hatte, genau wie im Haus der Ivashkovs. Zwar nicht so nett, wie beste Freundinnen es zueinander waren, aber gewiss auch nicht fuchsteufelswild, wie ich es schon erlebt hatte. Vielleicht hatte Daniella recht gehabt.
Weitere Freundlichkeiten wurden ausgetauscht, während alle miteinander plauderten und versuchten, die Königin zu beeindrucken. Und schon bald wurde klar, dass ich hier nicht länger benötigt wurde. Ich sah mich im Raum um, entdeckte jemanden, mit dem ich reden musste, und verabschiedete mich unterwürfig von der Gruppe, wohl wissend, dass Lissa ganz gut allein zurechtkommen konnte.
„Eddie“, rief ich, als ich die andere Seite des Ballsaals erreichte. „Endlich allein.“
Eddie Castile, ein langjähriger Freund von mir, grinste, als er mich sah. Auch er war ein Dhampir, hochgewachsen mit einem langen, schmalen Gesicht, das noch immer auf niedliche Weise jungenhaft aussah. Zur Abwechslung hatte er heute sein dunkel sandfarbenes Haar gezähmt. Lissa hatte früher einmal gehofft, dass aus Eddie und mir ein Paar werden würde, aber er und ich, wir waren doch nur Freunde geblieben. Sein bester Freund war Mason gewesen, ein süßer Junge, der ganz verrückt nach mir gewesen, aber von Strigoi ermordet worden war. Nach seinem Tod hatten Eddie und ich uns angewöhnt, aufeinander achtzugeben. Später war er während des Angriffs auf St. Vladimir entführt worden, und seine Erlebnisse hatten ihn zu einem ernsten und entschlossenen Wächter gemacht – manchmal auch ein wenig zu ernst. Ich wollte, dass er mehr Spaß hatte, und war jetzt hocherfreut, das glückliche Funkeln in seinen haselnussbraunen Augen zu sehen.
„Ich glaube, jeder Royal im Raum hat schon versucht, dich zu bestechen“, neckte ich ihn. Es war nicht ganz und gar ein Scherz. Ich hatte während der Party ein Auge auf ihn gehabt, und es war immer jemand bei ihm gewesen. Sein Rekord war sensationell. Dass er die schrecklichen Ereignisse in seinem Leben überstanden hatte, mochte ihm zwar Narben eingetragen haben, aber sie warfen ein gutes Licht auf seine Fähigkeiten. Er hatte großartige Zensuren und eine ebenso großartige Punktezahl in der Prüfung erzielt. Das Wichtigste war jedoch, dass er meinen Ruf für Verwegenheit nicht teilte. Er war ein guter Fang.
„Irgendwie sieht es so aus.“ Er lachte. „Ich hatte es eigentlich nicht erwartet.“
„Du bist so bescheiden. Dabei bist du doch der heißeste Typ in diesem Raum.“
„Verglichen mit dir sicher nicht.“
„Ja, ja. Was schon die Zahl der Leute beweist, die Schlange stehen, um mit mir zu reden. Soweit ich weiß, ist Tasha Ozera bisher die Einzige, die mich haben will. Und Lissa natürlich.“
Ein nachdenklicher
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