Vampire Academy 05
einige ihrer Kleider aufhängte. Bei einem Klopfen an der Tür wurde Serena auf der Stelle aktiv. Sofort hatte sie den Pflock in der Hand, ging mit langen Schritten auf die Tür zu und schaute durch das Guckloch. Ich konnte nicht umhin, ihre Reaktionszeit zu bewundern, obwohl ein Teil von mir niemals glauben würde, dass irgendjemand Lissa so gut bewachen konnte, wie ich es vermochte. „Treten Sie zurück“, sagte Serena zu Lissa.
Einen Moment später ebbte Serenas Anspannung ein klein wenig ab, und sie öffnete die Tür. Grant stand dort, zusammen mit Christian.
„Er ist hier, um Sie zu sehen“, sagte Grant, als sei das nicht ohnehin offensichtlich gewesen.
Lissa nickte. „Ähm, ja. Komm doch rein.“
Christian trat ein, Grant zog sich zurück. Christian warf Lissa einen vielsagenden Blick zu und bedachte Serena mit einem knappen Nicken.
„He, ähm, würde es Ihnen etwas ausmachen, uns ein wenig Privatsphäre zu lassen?“ Sobald Lissa die Worte ausgesprochen hatte, lief sie leuchtend rosa an. „Ich meine … wir müssen nur … wir müssen nur über einige Dinge reden, das ist alles.“
Serena behielt einen beinahe neutralen Gesichtsausdruck bei, doch es war klar, dass sie dachte, die beiden würden mehr tun als nur reden. Über durchschnittliches Teenager-Dating verlor man in der Welt der Moroi im Allgemeinen nicht viel Worte, aber Lissas Berühmtheit verschaffte ihren Liebesgeschichten eine etwas größere Aufmerksamkeit. Serena musste wissen, dass Christian und Lissa ein Paar gewesen waren und sich inzwischen getrennt hatten. Soweit es sie betraf, konnten die beiden jetzt durchaus wieder zusammen sein. Dass Lissa ihn zu dieser Reise eingeladen hatte, ließ einen derartigen Schluss gewiss zu.
Serena sah sich wachsam um. Die Balance zwischen Schutz und Privatsphäre war für Moroi und Wächter immer etwas sehr Schwieriges, und Hotelzimmer machten es noch komplizierter. Wenn sie nach einem vampirischen Zeitplan lebten und tagsüber alle schliefen, bezweifelte ich nicht, dass Serena mit Grant in den Flur hinausgegangen war. Aber es war dunkel draußen, und selbst ein Fenster im vierten Stock konnte in Bezug auf einen Strigoi eine Gefahr darstellen. Serena war nicht besonders scharf darauf, ihre neue Schutzbefohlene allein zu lassen.
Lissas Hotelsuite verfügte über ein großes Wohnzimmer und einen Arbeitsbereich sowie ein angrenzendes Schlafzimmer, in das man durch eine undurchsichtige Doppeltür aus Glas gelangte. Serena deutete mit dem Kopf darauf. „Wie wäre es, wenn ich einfach dort hineinginge?“ Eine kluge Idee. Sie ermöglichte Lissa eine gewisse Privatsphäre, und Serena blieb trotzdem in der Nähe. Dann begriff Serena die Situation, und jetzt errötete sie. „Ich meine … es sei denn, ihr beide wollt dort hineingehen, dann werde ich …“
„Nein“, rief Lissa, der die Situation immer peinlicher wurde. „Das ist schon in Ordnung so. Wir werden hierbleiben. Wir wollen nur reden.“
Ich weiß nicht, wen sie damit überzeugen wollte, Serena oder Christian. Serena nickte und verschwand mit einem Buch im Schlafzimmer, was mich auf unheimliche Weise an Dimitri erinnerte. Sie schloss die Tür. Lissa war sich nicht sicher, wie gut man sie im Nebenzimmer hören konnte, daher stellte sie den Fernseher an.
„Gott, das war erbärmlich“, stöhnte sie.
Christian wirkte äußerst unbefangen, während er an der Wand lehnte. Zwar war er auf keinen Fall auf Förmlichkeiten bedacht, hatte sich aber für das Abendessen umgezogen und trug jetzt noch immer die gleichen Kleider. Sie standen ihm gut, ganz gleich, wie sehr er sich auch immer beklagte. „Warum?“
„Weil sie denkt, dass wir … sie denkt, dass wir – nun, du weißt schon.“
„Na und? Wieso soll das so eine große Sache sein?“
Lissa verdrehte die Augen. „Du bist ein Mann. Natürlich macht es dir nichts aus.“
„Na ja, es ist ja nicht so, als hätten wir es nicht schon mal getan. Außerdem ist es immer noch besser, sie denkt das, als dass sie die Wahrheit kennt.“
Bei dem Hinweis auf ihr vergangenes Sexleben stieg eine Mischung mehrerer Gefühle in Lissa hoch – Verlegenheit, Ärger und Sehnsucht –, aber sie weigerte sich, sich etwas anmerken zu lassen. „Na schön. Lass es uns einfach hinter uns bringen. Wir haben einen großen Tag vor uns, und wie die Dinge liegen, werden wir ohnehin miserabel schlafen. Wo fangen wir an? Willst du, dass ich den Pflock hole?“
„Den brauchen wir noch nicht. Wir sollten einfach
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