Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
Eisenwarenhandlung auf der anderen Straßenseite eine extrastarke Kette gekauft, „für den Fall, dass wir Sonya finden“, wobei mir gar nicht wohl war. Mittlerweile waren Sydney und ich ebenfalls zum Aufbruch bereit, und ich beschloss, mit meinen Fragen lieber hinterm Berg zu halten. Bei dem Zustand meiner Beine war ich zwar nicht gerade wild darauf, wieder Shorts anzuziehen, aber ich wollte unbedingt zu Sonya und bestand daher nicht darauf, bei einem Einkaufszentrum anzuhalten.
Ich beschloss jedoch, dass es nun auch an der Zeit sei, meine Gefährten auf den neuesten Stand zu bringen.
„Also“, begann ich beiläufig, „Victor Dashkov könnte sich uns in Kürze anschließen.“
Man musste es Sydney zugutehalten, dass sie nicht von der Straße abkam. „Was? Ist das dieser Typ, der entkommen ist?“
Ich sah in Dimitris Augen, dass er genauso schockiert war, aber er blieb wie immer kühl und beherrscht. „Warum“, fragte er langsam, „warum stößt Victor Dashkov zu uns?“
„Na ja, also, das ist irgendwie eine witzige Geschichte .... “
Und mit dieser Einführung erstattete ich ihnen ganz kurz Bericht, beginnend mit Hintergrundinformationen über Robert Doru, bis ich am Ende auf die jüngsten Traumbesuche der Brüder zu sprechen kam. Im Hinblick auf Victors mysteriöse Flucht vor einigen Wochen drückte ich mich bewusst unbestimmt aus, aber irgendetwas sagte mir, dass Dimitri auf diese unheimliche Art und Weise, mit der wir die Gedanken des jeweils anderen errieten, die Puzzleteile wahrscheinlich leicht zusammensetzen konnte. Sowohl Lissa als auch ich hatten Dimitri zwar erzählt, dass wir viel durchgemacht hatten, um zu erfahren, wie wir ihn wieder zum Dhampir machen konnten. Aber wir hatten nie die ganze Geschichte erzählt – vor allem hatten wir nicht darüber gesprochen, wie wir Victor aus dem Gefängnis geholt hatten, damit er uns auf der Suche nach seinem Bruder helfen konnte.
„Hör mal, ob er helfen kann oder nicht, das ist jetzt unsere Chance, ihn in die Hand zu bekommen“, fügte ich hastig hinzu. „Ist doch auch was wert, oder?“
„Es ist ein Thema, dem wir uns .... später zuwenden werden.“ Ich erkannte diesen Tonfall in Dimitris Stimme. Er hatte ihn in St. Vladimir häufig benutzt. Er bedeutete im Allgemeinen, dass die Zukunft eine private Unterredung für mich bereithielt, bei der er weitere Einzelheiten aus mir herausholen würde.
Auf unserer Fahrt nach Paris erwies sich Kentucky als ziemlich schön. Das Land war wellig und grün, als wir die Stadt hinter uns ließen, und die Vorstellung fiel leicht, dort draußen in einem kleinen Haus zu leben. Ich fragte mich müßigerweise, ob das wohl auch Sonyas Motivation gewesen war. Aber dann besann ich mich wieder eines Besseren. Ich hatte Dimitri gerade erklärt, dass Strigoi keine Schönheit sahen. Irrte ich mich? Bedeutete Sonya eine zauberhafte Landschaft etwas?
Ich fand die Antwort, als unser Navigationsgerät uns zum Martin Lake führte. Nur einige wenige Häuser lagen an dessen Ufer, und davon war nur ein einziges blau. Sydney hielt ein ganzes Stück vom Haus entfernt und parkte den Wagen so weit wie möglich am Straßenrand. Die Straße war schmal, und an den Seitenstreifen standen Bäume mit hohen Gräsern. Wir stiegen aus und gingen ein kleines Stück weit, wobei wir immer noch Abstand wahrten.
„Na ja. Es ist ein blaues Haus“, sagte Sydney pragmatisch. „Aber ist es auch ihres? Ich sehe keinen Briefkasten oder so was.“
Ich nahm den Garten genauer in Augenschein. Rosenbüsche mit rosafarbenen und roten Blüten wuchsen vor der Veranda. Körbe, dicht bepflanzt mit weißen Blumen, deren Namen ich nicht kannte, hingen vom Dach, und blaue Prunkwinden rankten sich an einem Spalier empor. Hinter dem Haus konnte ich gerade noch einen hölzernen Zaun ausmachen. Eine Kletterpflanze mit orangefarbenen, trompetenförmigen Blüten kroch darüber hinweg.
Dann flackerte ein Bild in mir auf, das genauso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war. Ms Karp, die in ihrem Klassenzimmer Blumentöpfe goss, Blumen, die unglaublich schnell und hoch wuchsen. Als Teenager, der größeres Interesse daran hatte, sich vor Hausaufgaben zu drücken, hatte ich nicht allzu viele Gedanken daran verschwendet. Erst nachdem ich Lissa später dabei beobachtet hatte, wie sie bei Experimenten mit Geist Pflanzen veranlasste, zu wachsen und zu blühen, hatte ich verstanden, was in Ms Karps Klassenzimmer vor sich gegangen sein musste. Und jetzt, selbst
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