Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
richtig war ....
Sonya hielt mich von weiteren Überlegungen ab. Sie schoss beinahe so schnell hoch, wie ich es getan hatte. Sie starrte noch immer Robert an, aber nicht mehr auf diese gebannte, hypnotisierte Art und Weise. Sie hatte den Zwang durchbrochen, und jetzt.... jetzt war sie wütend. Auf den Gesichtszügen, die zuvor so verängstigt und zerbrechlich gewirkt hatten, zeigte sich jetzt Zorn. Ich besaß keine magischen Sinne, aber nach all den Jahren mit Lissa erkannte ich zürnenden Geist, wenn ich ihn sah. Sonya war eine Bombe, die kurz vor der Explosion stand.
„Wie können Sie es wagen .... “, zischte sie. „Wie können Sie es wagen, mich zwingen zu wollen?“
Jäh erwachten die Pflanzen in Roberts Nähe zum Leben und wuchsen zu einer unmäßigen Höhe an. Sie streckten sich aus, wickelten sich um die Beine seines Stuhls und zogen daran. Der Stuhl kippte um, Robert mit ihm. Victor machte zwar Anstalten, seinem Bruder zu helfen, aber Robert nahm die Dinge bereits selbst in die Hand. Er erholte sich bemerkenswert schnell und sah Sonya mit schmalen Augen an, woraufhin sie rückwärtsflog und gegen den Holzzaun krachte. Luftbenutzer konnten diesen Trick manchmal ausführen, aber hier war es keine Luft, die sie zurückstieß. Hier waren es telekinetische Fähigkeiten von Geist. Robert besaß sie offenbar auch außerhalb von Träumen. Ganz entzückend.
Ich hatte schon früher Geistbenutzer kämpfen sehen, nämlich als Avery Lazar und Lissa aufeinander losgegangen waren. Das war nicht besonders schön gewesen, vor allem, weil es damals über diese äußeren psychischen Phänomene hinausgegangen war. Avery hatte sich buchstäblich in Lissas Geist gebohrt – und auch in meinen. Ich kannte das volle Ausmaß von Roberts oder Sonyas Fähigkeiten zwar nicht, aber diese Sache konnte kein gutes Ende nehmen.
„Dimitri!“, brüllte ich und sprang auf Sonya zu. Ich wusste nicht genau, was ich tun wollte, aber sie zu attackieren, erschien mir am vernünftigsten. Meinen Beobachtungen zufolge bedurfte Geist zu einem guten Teil des Blickkontaktes mit der Zielperson.
Und tatsächlich gelang es mir, sie zu Boden zu ringen, da sie sich nur halbherzig wehrte. Im Wesentlichen kämpfte sie jedoch darum, Robert nicht aus den Augen zu verlieren. Plötzlich schrie er erschrocken auf und sah voller Entsetzen an seinem eigenen Körper hinab. Sonya pflanzte ihm Visionen in den Kopf. Seine Züge verhärteten sich. Er musste wissen, dass es eine Illusion war, denn einige Sekunden später blickte er auf, nachdem er ihren Zauber durchbrochen hatte, so wie sie zuvor seinen Zwang.
Dimitri kam durch die Tür gestürzt, als Robert gerade mithilfe von Geist einen der Stühle zu Sonya hinüberschleuderte. Da ich mich über sie beugte, traf der Stuhl natürlich mich in den Rücken. Dimitri begriff ziemlich schnell, was hier los war, und rannte auf Robert zu, wobei er die gleiche Taktik anwenden wollte wie ich. Victor glaubte offenbar seinen Bruder in körperlicher Gefahr und versuchte nun, Dimitri von ihm wegzureißen. Aber vergebens. Weitere Kletterpflanzen streckten ihre Ranken nach Robert aus, und ich begriff, dass es nicht viel einbrachte, Sonya festzuhalten.
„Schaff ihn ins Haus!“, brüllte ich Dimitri zu. „Bring ihn weg von hier!“
Dimitri hatte das bereits selbst erraten und schleifte Robert zur Tür hinüber. Obwohl sich Victor einmischte, war Dimitri stark genug, um Robert zurück ins Haus zu zerren. Sobald ihr Ziel verschwunden war, schien alle Energie aus Sonya abzufließen. Sie kämpfte nicht mehr gegen mich an und brach auf dem Boden zusammen. Ich war erleichtert, da ich befürchtet hatte, dass sie sich gegen mich wenden würde, sobald Robert verschwunden war. Zaghaft und noch immer auf der Hut half ich Sonya zum Sofa hinüber. Sie lehnte sich an mich, so schlaff wie eine Stoffpuppe, und weinte an meiner Schulter. Ein weiterer Zusammenbruch folgte.
Daraufhin war bloß noch Schadensbegrenzung möglich. Um die Geistbenutzer voneinander fernzuhalten, hatte Dimitri Robert ins Schlafzimmer gebracht und Victor bei ihm gelassen. Robert war offenbar ganz genauso ausgelaugt wie Sonya, und daher glaubte Dimitri, es verantworten zu können, die beiden Brüder allein zu lassen. Sonya ließ sich aufs Sofa fallen, und nachdem sowohl Dimitri als auch ich versucht hatten, sie zu beruhigen, traten wir beiseite, während Sydney die Hand der Moroifrau hielt.
Ich berichtete schnell, was geschehen war. Währenddessen zeigte Dimitris
Weitere Kostenlose Bücher