Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
Miene zunehmenden Unglauben.
„Ich hatte dir doch gesagt, dass es noch zu früh ist!“, rief er. „Was hast du dir dabei gedacht? Sie ist viel zu schwach!“
„Das nennst du schwach? Und he, ich hatte meine Sache doch ziemlich gut gemacht! Erst als sich Victor und Robert eingemischt haben, ist alles schiefgegangen.“
Dimitri trat einen Schritt auf mich zu; er wirkte ärgerlich. „Sie hätten sich niemals einmischen sollen! Das ist wieder typisch für dich – du benimmst dich irrational, handelst töricht und ohne über die Konsequenzen nachzudenken.“
Jetzt brandete Entrüstung in mir auf. „He, ich habe doch versucht, Fortschritte zu erzielen! Wenn es vernünftig ist, herumzusitzen und Therapeut zu spielen, dann will ich mit Freuden den Verstand verlieren. Ich habe keine Angst davor mitzumischen.“
„Du hast ja keine Ahnung, was du da sagst“, knurrte er. Wir standen so dicht voreinander, dass kaum noch ein Blatt Papier zwischen uns gepasst hätte. Es war ein reiner Willenskampf. „Das könnte ein Rückschlag gewesen sein.“
„Im Gegenteil. Das bringt uns voran. Wir haben nämlich schon herausgefunden, dass sie etwas über Eric Dragomir weiß. Das Problem ist nur, dass sie versprochen hat, niemandem von diesem Baby zu erzählen.“
„Ja, das habe ich versprochen“, meldete sich Sonya plötzlich zu Wort. Dimitri und ich drehten uns gleichzeitig um. Uns wurde klar, dass Sonya und Sydney unseren ganzen Streit mitbekommen hatten. „Ich habe es versprochen.“ Sie hörte sich sehr kleinlaut an, schwach und bettelnd.
Sydney drückte ihr die Hand. „Das wissen wir. Es ist in Ordnung. Es ist vollkommen in Ordnung, Versprechen zu halten. Ich verstehe das.“
Sonya sah sie dankbar an. „Danke. Vielen Dank!“
„Aber“, fuhr Sydney bedächtig fort, „ich habe auch gehört, dass Lissa Dragomir Ihnen am Herzen liegt.“
„Ich kann aber nicht“, unterbrach Sonya, auf deren Gesicht nun wieder die Furcht stand.
„Ich weiß, ich weiß. Aber wie wäre es, wenn Sie ihr helfen könnten, ohne Ihr Versprechen zu brechen?“
Sonya starrte Sydney an. Dimitri warf mir einen fragenden Blick zu. Ich zuckte die Achseln und starrte dann Sydney ebenfalls an. Wenn jemand gefragt hätte, wer am besten für ein Einschreiten bei einer Wahnsinnigen geeignet wäre, die zuvor auch noch ein untotes Monster gewesen war, wäre Sydney die letzte Person gewesen, auf die ich getippt hätte.
Sonya runzelte die Stirn und richtete ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Sydney. „W-was meinen Sie?“
„Na ja .... was genau haben Sie denn versprochen? Niemandem zu erzählen, dass Eric Dragomir eine Geliebte und ein Baby hatte?“
Sonya nickte.
„Und nicht zu erzählen, wer sie sind?“
Sonya nickte abermals.
Sydney schenkte Sonya das wärmste, freundlichste Lächeln, das ich bei der Alchemistin jemals gesehen hatte. „Haben Sie auch versprochen, niemandem zu erzählen, wo sie sind?“ Sonya nickte, und Sydneys Lächeln verrutschte leicht. Dann leuchteten ihre Augen auf. „Haben Sie versprochen, niemanden zu ihnen hinzuführen?“
Sonya zögerte und drehte und wendete jetzt zweifellos im Geiste jedes einzelne Wort. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Nein.“
„Also .... könnten Sie uns zu ihnen führen. Aber Sie sagen uns natürlich nicht, wo sich die beiden tatsächlich befinden. Auf diese Weise würden Sie das Versprechen nicht brechen.“
Es war die verdrehteste, lächerlichste Logik, die ich seit einiger Zeit gehört hatte. So etwas hätte glatt mir einfallen können.
„Vielleicht .... “, sagte Sonya, immer noch etwas unsicher.
„Sie würden das Versprechen nicht brechen“, wiederholte Sydney. „Und es würde Lissa wirklich sehr helfen.“
Ich trat vor. „Es würde auch Mikhail helfen.“
Bei der Erwähnung ihres ehemaligen Geliebten klappte Sonya der Unterkiefer herunter. „Mikhail? Sie kennen ihn?“
„Er ist mein Freund. Er ist auch Lissas Freund.“ Ich hätte beinahe gesagt, dass wir Sonya zu Mikhail bringen könnten, wenn wir den verschollenen Dragomir fänden. Als mir jedoch einfiel, wie würdelos Dimitri sich vorgekommen war, beschloss ich, diese Taktik im Augenblick lieber nicht anzuwenden. Ich wusste nicht, wie Sonya auf eine Wiedervereinigung mit ihrem geliebten Mikhail reagieren würde. „Und er will Lissa helfen. Aber er kann es nicht. Keiner von uns kann ihr helfen. Wir haben nicht genug Informationen.“
„Mikhail .... “ Sonya sah wieder auf ihre Hände herab, kleine Tränen
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