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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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weder so freundlich wie in dem Van noch so feindselig wie Tatiana. Sie war einfach neutral, eine Königin, die eine Ratssitzung leitete und die nötigen Informationen dafür einholte. Alle Augenpaare im Raum richteten sich auf Lissa.
    Aus irgendeinem Grund hatte sie aber keinen einzigen zusammenhängenden Gedanken im Kopf. Ihre Zunge fühlte sich in ihrem Mund recht dick an. Was dachte sie? Was war ihre Meinung über den Alterserlass? Sie versuchte verzweifelt, eine Antwort an die Oberfläche zu holen.
    „Ich .... ich halte den Erlass für schlecht.“
    Lee Szelsky, der den Platz der Familie Szelsky eingenommen haben musste, nachdem Ariana Königin geworden war, schnaubte angewidert. „Können Sie das näher ausführen, Prinzessin?“
    Lissa schluckte. „Das Alter für Wächter zu senken, ist nicht die richtige Methode, um uns zu schützen. Wir müssen .... wir müssen doch auch lernen, uns selbst zu schützen.“
    Ihre Worte trafen auf neuerliche Verachtung und Entsetzen. „Und wie, bitte sehr“, sagte nun Howard Zeklos, „wollen Sie das bewerkstelligen? Wie lautet Ihr Vorschlag? Eine Zwangsausbildung für alle Altersklassen? Sollen wir ein Programm zur Selbstverteidigung in den Schulen starten?“
    Wieder suchte Lissa nach Worten. Was war ihr Plan? Sie und Tasha hatten viele Male darüber diskutiert und auch genau diese Frage erörtert, wie man eine Ausbildung umsetzen könnte. Tasha hatte ihr die Einzelheiten praktisch in den Kopf gehämmert, in der Hoffnung, dass Lissa sich Gehör verschaffen könnte. Und jetzt saß sie hier im Rat, als Repräsentantin ihrer Familie, und hatte die Chance, Dinge zu verändern und das Leben der Moroi zu verbessern. Sie brauchte doch lediglich zu erklären, was sie meinte. So viele Leute zählten auf sie, so viele warteten darauf, die Worte zu hören, die sie mit einer solchen Leidenschaft erfüllten. Aber was waren das für Worte? Warum konnte Lissa sich nicht daran erinnern? Sie musste sich zu viel Zeit für die Antwort genommen haben, denn angewidert warf Howard die Hände hoch.
    „Ich wusste es doch. Wir müssen Idioten gewesen sein, ein kleines Mädchen in diesen Rat zu lassen. Sie hat nichts Nützliches zu bieten. Die Dragomirs sind völlig erloschen. Sie sind mit ihr gestorben, und wir müssen das nun einmal akzeptieren.“
    Sie sind mit ihr gestorben. Der Druck, die Letzte ihrer Linie zu sein, hatte auf Lissa gelastet, seit ihr ein Arzt mitgeteilt hatte, dass ihre Eltern und ihr Bruder gestorben waren. Die Letzte einer Linie, die den Moroi Macht verliehen und einige der größten Könige und Königinnen hervorgebracht hatte. Sie hatte sich selbst wieder und wieder geschworen, dass sie ihrer Abstammung keine Schande bereiten, sondern den Stolz ihrer Familie wiederherstellen werde. Und jetzt ging das alles in Trümmer.
    Selbst Ariana wirkte enttäuscht. Dabei hatte Lissa geglaubt, von ihr unterstützt zu werden. Das Publikum johlte und forderte ebenfalls, dieses maulfaule Kind endlich aus dem Rat zu entfernen. Sie brüllten, dass sie gehen solle. Dann riefen sie noch etwas Schlimmeres: „Der Drache ist tot! Der Drache ist tot!“
    Fast hätte Lissa erneut Anlauf genommen, ihre Ansprache zu halten, aber dann veranlasste sie etwas, sich umzuschauen. Dort an der Wand hingen die zwölf Familiensiegel. Wie aus dem Nichts war ein Mann erschienen, der das Wappen der Dragomirs mit dem Drachen und der rumänischen Inschrift abnahm. Lissa wurde das Herz schwer, während der Tumult im Raum immer lauter und ihre Beschämung immer größer wurde. Sie stand auf, wollte weglaufen und sich vor der Schande verstecken. Stattdessen lenkten ihre Füße sie zu der Wand mit den Siegeln. Mit mehr Kraft, als sie sich zugetraut hätte, entriss sie dem Mann das Drachensiegel.
    „Nein!“, brüllte sie. Sie richtete den Blick auf das Publikum und hielt das Siegel hoch: eine Herausforderung an die Anwesenden, vorzutreten und es ihr abzunehmen oder ihr den rechtmäßigen Platz im Rat zu verweigern. „Das. Gehört. Mir. Versteht ihr mich? Das gehört mir!“
    Sie würde nie erfahren, ob sie es verstanden hatten, denn sie verschwanden, ebenso wie der Friedhof. Stille senkte sich herab. Jetzt saß sie in einem der medizinischen Untersuchungsräume in St. Vladimir. Die vertrauten Einzelheiten wirkten seltsam tröstlich: das Spülbecken mit der orangefarbenen Handseife, die sauber etikettierten Schränke und Schubladen und sogar die Gesundheitsposter an den Wänden. GIB AIDS KEINE CHANCE!
    Ebenso

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