Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
Jills Traum hatte uns hierher geführt, aber Sonya hatte nichts anderes, das uns helfen konnte, ihr Zimmer zu finden – falls sie überhaupt noch hier waren. Gewiss hätten sie sich nicht unter ihren tatsächlichen Namen angemeldet. Ich wollte vorschlagen, einfach an den Türen vorbeizugehen und zu hoffen, dass Sonya Robert erspüren würde, als sie plötzlich die Hand ausstreckte.
„Das ist ihr Wagen“, sagte sie. „Sie sind hier.“
Wirklich. Dort stand der CR-V, mit dem wir zu Jills Haus gefahren waren. So viel zum Thema Karma. Ich hatte Victors Schlüssel geklaut, und er hatte diese Gefälligkeit dadurch wettgemacht, dass er unseren an sich genommen hatte. In dem darauf folgenden Chaos hatte keiner viel über seinen Fluchtwagen nachgedacht.
„Schlampig“, murmelte Dimitri mit nachdenklich zusammengekniffenen Augen. „Sie hätten lieber den Wagen wechseln sollen.“
„Der gehört Sydney“, bemerkte ich. „Und ist daher eigentlich nicht gestohlen, steht also auch auf keiner Fahndungsliste. Außerdem sagt mir irgendetwas, dass Victor und Robert keine professionellen Autoknacker sind – so wie einige andere Leute.“ Inzwischen hatten wir quer über den Mittleren Westen verteilt eine ganze Reihe gestohlener Autos zurückgelassen.
Dimitri nickte, als hätte ich ihm gerade tatsächlich ein Kompliment gemacht. „Was auch immer der Grund dafür sein mag, es hilft uns.“
„Wie finden wir sie?“, fragte Sonya.
Ich wollte gerade den Auraplan vorschlagen, tat die Idee dann jedoch wieder ab. Robert würde Sonya im selben Augenblick erspüren, so dass er eine kurze Vorwarnung erhielte. Außerdem würde es wahrscheinlich zu einem Kampf kommen, wenn wir die Brüder aufstöberten. Und das würde im Motel für einige Aufmerksamkeit sorgen. Dieser Parkplatz befand sich auf der Rückseite des Gebäudes, also abseits der Hauptstraße.
„Wir warten“, sagte ich. „Schon erstaunlich, dass sie überhaupt eine so lange Pause eingelegt haben. Wenn sie auch nur einen Funken Verstand haben, werden sie bald aufbrechen.“
„Einverstanden“, erwiderte Dimitri und fing meinen Blick auf. Seelen in Synchronizität. Die Erinnerung an diesen Beinahekuss kehrte zurück, und ich wandte den Blick ab, weil ich befürchtete, mein Gesicht könnte mich verraten. „Der Parkplatz ist leicht zu verteidigen. Nicht viel Platz für eine Flucht.“ Es war die Wahrheit. Das Motel stand auf der einen Seite, eine Betonmauer erhob sich auf der anderen. Es gab auch nicht viele andere Gebäude in der Nähe.
Er stellte unseren Wagen in die hinterste Ecke des Parkplatzes, sodass wir ihn und den Ausgang des Motels im Auge behalten konnten – wir selbst blieben jedoch halb verborgen. Wir erwogen die Idee, im Wagen sitzen zu bleiben, aber Dimitri und ich fanden, dass wir doch lieber draußen warten sollten. So wären wir wesentlich beweglicher. Wir ließen Sonya im Auto sitzen. Dies war nicht ihr Kampf.
Während ich mit Dimitri hinter dem Wagen stand, im Schatten eines belaubten Ahornbaums, wurde ich mir mit allen Sinnen seiner Nähe und seiner schneidigen Haltung bewusst. Er mochte seinen Mantel vermissen, aber ich musste zugeben, dass mir sein Anblick auch ohne den Mantel gut gefiel.
„Ich nehme nicht an“, fragte ich leise, „dass wir über heute Morgen reden werden?“
Dimitris Blick war so inbrünstig auf den CR-V konzentriert, als wollte er Jill und die Brüder geradezu in den Wagen hineinzaubern. Ich ließ mich aber nicht täuschen. Er vermied es wohl lediglich, mich anzusehen. „Es gibt nichts zu bereden.“
„Ich wusste, dass du das sagen würdest. Eigentlich war es eine knappe Entscheidung zwischen diesen Worten, und ich weiß nicht, wovon du sprichst.“
Dimitri seufzte.
„Aber“, fuhr ich fort, „es gibt schon etwas zu bereden. Zum Beispiel müssten wir über den Moment reden, als du mich beinahe geküsst hättest. Und was meintest du mit das Richtige tun?“
Schweigen.
„Du wolltest mich aber küssen!“ Es fiel mir schwer, leise zu sprechen. „Ich habe es dir angesehen.“
„Nur weil wir etwas wollen, heißt das noch nicht, dass es auch richtig ist.“
„Was ich gesagt habe .... es ist wahr, oder? Du kannst lieben, nicht wahr? Mir ist jetzt klar, dass du direkt nach der Verwandlung wirklich geglaubt hast, du könntest es nicht mehr. Und vielleicht konntest du es zu dem Zeitpunkt auch tatsächlich nicht. Aber die Dinge haben sich geändert. Du kehrst jetzt langsam zu dir selbst zurück.“
Dimitri warf
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