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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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er ein alter Mann – ein alter Mann, den ich soeben auf den Asphalt geworfen und dem ich einen Fausthieb versetzt hatte. Er strahlte Schmerz und Müdigkeit aus, und sein Atem ging mühsam, was mir sagte, dass ihn der Einsatz eines derart machtvollen Zaubers – etwas, das ich noch niemals einen Erdbenutzer hatte tun sehen – jeden Funken Kraft kostete, der ihm noch verblieben war.
    Ein einziger gut gezielter Fausthieb. Das war alles, was ich brauchte. Ein einziger gut gezielter Fausthieb würde ihn k.o. schlagen und ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Nur dass ich diejenige war, der gerade der Boden unter den Füßen entzogen wurde. Buchstäblich. Sosehr ich mich auch anstrengte, mein privates Erdbeben gewann die Oberhand, und ich fiel auf die Knie. Zudem trug ich nach wie vor dieses dumme Kleid, sodass ich mir die frisch geheilten Beine wiederum aufschürfte. Und sobald ich gestürzt war, erhob sich der Asphalt um mich herum. Victor wollte mich dadurch kampfunfähig machen, dass er ein steinernes Gefängnis schuf! Das konnte ich nicht zulassen.
    „Diese ganze Muskelkraft für nichts und wieder nichts“, keuchte Victor, dem der Schweiß über das Gesicht rann. „Am Ende nützt sie Ihnen gar nichts. Echte Macht liegt im Geist. In der Schläue. Indem ich Jillian kontrolliere, kontrolliere ich auch Vasilisa. Mit Vasilisa kontrolliere ich die Dragomirs und von dort aus – die Moroi. Das ist Macht. Das ist Stärke.“
    Der größte Teil seiner Tirade ging über mich hinweg. Aber eines blieb doch hängen: Indem ich Jillian kontrolliere, kontrolliere ich Vasilisa. Lissa. Ich konnte doch nicht zulassen, dass er ihr etwas antat. Ich durfte nicht zulassen, dass er sie benutzte. Tatsächlich durfte ich auch nicht zulassen, dass er Jill benutzte. Lissa hatte mir ein Chotki gegeben, so ein Mittelding zwischen Armband und Rosenkranz. Es war ein Erbstück der Dragomirs und wurde denen verliehen, die zum Schutz der Familie da waren. Das war meine Pflicht: Alle Dragomirs zu beschützen. Das alte Wächtermantra ging mir durch den Kopf: Sie kommen zuerst.
    Mit einer Geschicklichkeit, von deren Existenz ich gar nichts gewusst hatte, ergriff ich den zitternden Boden und setzte alles daran, wieder aufzustehen. Es gelang mir schließlich auch, und ich tanzte förmlich auf diesem Parkplatz. Und als ich Victor anstarrte, spürte ich, wovor Sonya mich gewarnt hatte: den Katalysator. Den Funken, der die Dunkelheit entzünden würde, die ich Lissa wieder und wieder abgenommen hatte. Wie ich ihn so betrachtete, sah ich in einem einzigen Mann alles Böse meines Lebens. Stimmte das wirklich? Nein, nicht direkt. Aber er hatte meiner besten Freundin Schmerzen zugefügt – er hätte sie beinahe getötet. Er hatte mit Dimitri und mir gespielt und noch komplizierter gemacht, was eine ohnehin schon chaotische Beziehung gewesen war. Und jetzt versuchte er, andere zu kontrollieren. Wann würde dies einmal enden? Wann würde dieses Böse aufhören? Ich sah nur noch Rot und Schwarz vor mir. Ich hörte eine Stimme meinen Namen rufen – Sonyas Stimme, glaube ich. Aber zu diesem Zeitpunkt gab es auf dieser Welt bloß noch Victor und meinen Hass auf ihn.
    Ich sprang ihn an, angestachelt von Zorn und Adrenalin, ich sprang aus dem Epizentrum des bebenden Bodens, der mich zu packen drohte. Erneut warf ich mich auf Victor, aber wir gingen nicht zu Boden. Wir hatten unsere Position leicht verändert und prallten stattdessen gegen die Betonmauer – mit genauso viel Wucht, wie ich sie vielleicht im Kampf gegen einen Strigoi eingesetzt hätte. Beim Aufprall fuhr sein Kopf ruckartig nach hinten. Ich hörte ein seltsames Knacken, dann sackte Victor zu Boden. Sofort ließ ich mich fallen, packte ihn an den Armen und schüttelte ihn.
    „Stehen Sie auf!“, kreischte ich. „Stehen Sie auf und kämpfen Sie!“ Aber wie sehr ich ihn auch schüttelte oder anschrie, Victor wollte nicht aufstehen. Er wollte sich aus eigener Kraft nicht bewegen.
    Hände packten mich und versuchten vergeblich, mich wegzuziehen. „Rose – Rose! Hör auf! Hör auf damit!“
    Ich ignorierte die Stimme, ignorierte auch die Hände. Ich bestand bloß noch aus Wut und Macht und wollte – nein, ich brauchte es –, dass Victor sich mir ein und für alle Mal stellte. Plötzlich überkam mich ein merkwürdiges Gefühl, als striffen Fingerspitzen über meine Haut. Lass ihn los! Ich wollte zwar nicht, aber für eine halbe Sekunde schien es mir vernünftig zu sein. Ich löste kaum merklich

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