Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
Unterarmen, schob mich jedoch nicht von sich. Die Linien auf diesem wunderbaren Gesicht wirkten angespannt, als er irgendeinen inneren Konflikt ausfocht, aber da ich jetzt Bescheid wusste – da ich es jetzt mit Gewissheit wusste –, konnte ich seine Liebe zu mir erkennen. Eine Liebe, in die sich auch Verlangen mischte. Es war so ungeheuer offenkundig.
„Du hättest es mir doch sagen sollen“, bemerkte ich. „Du hättest es mir schon vor langer Zeit sagen sollen. Ich liebe dich. Ich habe niemals aufgehört, dich zu lieben. Das musst du wissen.“
Ihm stockte der Atem, als ich sagte: Ich liebe dich, und ich sah, wie sein innerer Kampf um Selbstbeherrschung zu einem regelrechten Krieg wurde. „Es hätte doch keinen Unterschied gemacht. Wegen Adrian“, erwiderte er. Die Finger um mein Handgelenk spannten sich kaum merklich an, als könnte er mich diesmal wirklich von sich stoßen. Doch er tat es nicht. „Ich meine es ernst. Ich werde nicht dieser Mann sein, Rose. Ich werde nicht der Mann sein, der einem anderen die Frau wegnimmt. Bitte. Lass es gut sein. Mach die Lage nicht noch schwieriger.“
Ich missachtete diese Bitte jedoch. Wenn er sich von mir hätte zurückziehen wollen, dann hätte er das ja tun können. Ich spreizte die Finger, um mehr von seiner Brust zu berühren, und sog das Gefühl dieses warmen Kontakts ein, das ich so lange vermisst hatte.
„Ich gehöre ihm aber nicht“, sagte ich mit leiser Stimme, trat näher an Dimitri heran und legte den Kopf in den Nacken, sodass ich sein Gesicht deutlich sehen konnte. So viele Gefühle gab es, so viele Konflikte, während sein Herz versuchte, Recht von Unrecht zu unterscheiden. So dicht vor ihm zu stehen, das fühlte sich an wie .... Vollendung. Sonya hatte gesagt, kein Paar könne eine einzige Aura oder eine einzige Seele teilen, aber unsere Seelen waren nicht dazu bestimmt, voneinander getrennt zu sein. Sie fügten sich zusammen wie ein Puzzle, zwei Individuen, die gemeinsam etwas Größeres bildeten, als sie selbst waren. „Ich gehöre niemandem. Ich treffe immer meine eigenen Entscheidungen.“
„Und du bist mit Adrian zusammen“, entgegnete Dimitri.
„Aber ich war für dich bestimmt.“
Und das gab schließlich den Ausschlag. Jegliche vorgetäuschte Selbstbeherrschung oder Vernunft, die uns in ihren Fängen hielt, schmolz dahin. Die Mauern stürzten ein, und alles, was wir einander vorenthalten hatten, kam mit Macht an die Oberfläche. Ich hob die Hände und zog ihn zu einem Kuss herab – zu einem Kuss, dem er sich diesmal nicht entzog. Es war ein Kuss, dem ich mich nicht entzog, indem ich ihm einen Fausthieb versetzte. Er hielt mich umfasst, während er mich aufs Bett hob, eine Hand glitt schon bald über meine Hüfte und an meinem Bein herab, das wegen dieses armen, zerlumpten Kleides bereits halb nackt war.
Jeder Nerv in meinem Körper flammte auf, und ich spürte, wie dieses Verlangen in ihn zurückkehrte – und sogar noch mehr. Nach einer Welt voller Tod wusste er die Liebe offenbar noch mehr zu schätzen. Und nicht nur das, er brauchte sie auch. Er brauchte das Leben. Er brauchte mich – nicht nur körperlich, sondern genauso, wie mein Herz und meine Seele immer nach ihm riefen. Was wir dann taten, während unsere Kleider zu Boden fielen und unsere Leiber zueinander drängten, wurde zu mehr als bloßer Lust – obwohl es auch davon jede Menge gab.
Mit ihm zusammen zu sein, nach so langer Zeit, nach allem, was wir erlitten hatten .... es war wie eine Heimkehr. Als wäre ich endlich dort, wo ich eigentlich hingehörte. Meine Welt, mein Herz .... sie waren zerschmettert worden, als ich ihn verloren hatte. Aber als er mich jetzt ansah, als seine Lippen meinen Namen sprachen und über meine Haut strichen .... da wusste ich, dass diese Teile sich auch wieder zusammenfügen konnten. Und ich wusste mit absoluter Sicherheit, dass es richtig gewesen war, auf dies hier zu warten – auf das zweite Mal in meinem Leben, dass ich mit einem Mann schlief. Mit jedem anderen, zu jeder anderen Zeit .... wäre es falsch gewesen.
Anschließend war es so, als könnten wir einander gar nicht nah genug kommen. Wir hielten uns fest umschlungen, unsere Glieder ineinander verschränkt, als könnte die gegenwärtige Nähe uns für die lange Zeit der Trennung entschädigen.
Ich schloss die Augen, meine Sinne wurden von Dimitris Gegenwart geradezu überflutet, und seufzte träumerisch. „Ich bin froh, dass du nachgegeben hast. Ich bin froh, dass deine
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