Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
die erstaunlichste Frau, die mir je begegnet ist, und ich bin dafür dankbar, dass ich in meinem Leben diese Liebe zu dir gehabt habe. Ich bedaure es umso mehr, sie verloren zu haben.“ Er wurde nachdenklich. „Ich würde alles – alles – auf der Welt geben, um zurückkehren und die Geschichte ändern zu können. Um mich in deine Arme zu werfen, nachdem Lissa mich zurückgeholt hatte. Um ein Leben mit dir zu führen. Es ist natürlich zu spät, aber ich habe es akzeptiert.“
„Warum .... warum ist es denn zu spät?“
Ein trauriger Ausdruck trat in Dimitris Augen. „Wegen Adrian. Weil du dein Leben inzwischen weitergelebt hast. Nein, hör zu“, unterbrach er meine Proteste. „Angesichts dessen, wie ich dich behandelt habe, hattest du vollkommen recht, deinerseits so zu handeln. Und mehr als alles andere wünsche ich mir, dass du glücklich bist, sobald wir deinen Namen reingewaschen und für Jills Anerkennung gesorgt haben. Du hast doch selbst gesagt, dass Adrian dich glücklich macht. Du hast gesagt, du liebst ihn.“
„Aber .... du hast gerade gesagt, dass du mich liebst. Dass du mit mir zusammen sein willst.“ Meine Worte kamen mir unbeholfen vor, seiner Beredsamkeit unwürdig.
„Und ich habe es dir erklärt: Ich werde mich nicht um die Freundin eines anderen Mannes bemühen. Du sprichst von Ehre? Das ist Ehre, und zwar in ihrer reinsten Form.“
Ich ging auf ihn zu, und mit jedem Schritt baute sich die Spannung um uns herum auf. Dimitri sagte immer wieder, die Gasse sei sein Wendepunkt gewesen. Für mich? Jetzt war mein Wendepunkt. Ich stand am Abgrund von etwas, das mein Leben verändern sollte. Während der letzten Woche hatte ich meine Sache sehr gut gemacht und mich von allen romantischen Gefühlen für Dimitri gelöst. Und doch .... war es mir auch wirklich gelungen? Was war Liebe denn eigentlich? Blumen, Schokolade und Poesie? Oder war es etwas anderes? War es die Fähigkeit, die Scherze eines anderen zu beenden? War es die absolute Überzeugung, dass jemand einem Rückendeckung gab? Bedeutete es Liebe, jemanden so gut zu kennen, dass er sofort verstand, warum man das tat, was man tat – und die gleichen Überzeugungen teilte?
Die ganze Woche über hatte ich behauptet, dass meine Liebe zu Dimitri dabei war zu erlöschen. In Wirklichkeit schien sie aber immer weiter gewachsen zu sein. Und mir war es nicht einmal aufgefallen. Ich hatte unsere alte Beziehung wieder aufgebaut und die Verbindung gestärkt. Hatte aufs Neue bestätigt gefunden, dass Dimitri von allen Leuten auf der Welt – Lissa eingeschlossen – der Einzige war, der mich wirklich für sich gewonnen hatte.
Doch ich hatte das ernst gemeint: Ich liebte Adrian tatsächlich. Es war schwer, mir ein Leben ohne ihn vorzustellen, aber meine anderen Worte bei den Mastranos hatten mich verraten: Ich habe Spaß mit ihm. Na ja, natürlich sollte man Spaß haben mit der Person, die man liebt, aber das sollte nicht das Erste sein, was einem in den Sinn kommt. Ich hätte sagen sollen: Wir geben einander Kraft. Oder: Er weckt in mir den Wunsch, eine bessere Person zu sein. Oder vielleicht das Wichtigste: Er versteht mich vollkommen.
Aber davon stimmte nichts, also hatte ich diese Dinge nicht erwähnt. auf der Suche nach Trost hatte ich mich Adrian zugewandt. Seine Vertrautheit und sein Humor bildeten einen wichtigen Teil meiner Welt. Und wenn er in Gefahr war? Ich würde mein Leben für seines geben, genauso wie ich dies für Lissa tun würde. Doch ich inspirierte ihn nicht, jedenfalls nicht so richtig. Er gab sich Mühe, ja. Er wollte tatsächlich eine bessere Person sein, aber im gegenwärtigen Lebensabschnitt war sein innerer Antrieb eher der, andere zu beeindrucken – mich zu beeindrucken. Er tat es nicht um seiner selbst willen. Das machte ihn keineswegs zu einem schlechten oder schwachen Mann, aber es machte mich eben doch zu seiner Krücke. Er würde das überwinden, dessen war ich mir sicher. Er würde irgendwann wirklich er selbst werden und ein ganz erstaunlicher Mann sein, aber er hatte diesen Punkt der Selbsterkenntnis noch nicht erreicht. Im Gegensatz zu mir.
Ich stand jetzt vor Dimitri und sah wieder in diese dunklen Augen, diese Augen, die ich so sehr liebte. Dann legte ich ihm die Hände auf die Brust und spürte, dass sein Herz stark und stetig schlug – und vielleicht auch ein klein wenig schneller als gewöhnlich. Wärme breitete sich durch meine Fingerspitzen in mir aus. Er hob die Hände und griff nach meinen
Weitere Kostenlose Bücher