Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
gesehen habe.“
Er erstarrte. „Geht es Lissa gut?“
„Ja, alles bestens, aber .... “
„Dann werden wir uns darüber lieber später den Kopf zerbrechen. Jetzt müssen wir nämlich los.“
Dann bemerkte ich, dass er schon vollständig bekleidet war, während ich immer noch nackt dalag. „Was ist denn passiert?“
„Sonya ist vorbeigekommen – keine Sorge.“ Der Schreck, der sich auf meinen Zügen gezeigt haben musste, entlockte ihm ein Lächeln. „Ich habe mich schnell angezogen und sie nicht hereinkommen lassen. Aber sie sagte, die Rezeption habe angerufen. Sie begreifen allmählich, dass unsere Anmeldung nicht ganz regulär abgelaufen ist. Wir müssen weg von hier.“
Mitternacht. Wir mussten uns um Mitternacht mit Mikhail treffen und den letzten Teil des Rätsels lösen, das uns beschäftigte. „Kein Problem“, sagte ich und schlug die Decken zurück. Als ich das tat, sah ich Dimitris Blick auf mir ruhen, und irgendwie überraschten mich die Bewunderung und der Hunger, den ich darin entdeckte. Irgendwie hatte ich, obwohl wir doch Sex gehabt hatten, immer noch erwartet, dass er distanziert sein und sein Wächtergesicht aufgesetzt haben würde – vor allem, wenn man bedachte, dass wir plötzlich aufbrechen mussten.
„Siehst du etwas, das dir gefällt?“, wiederholte ich die Worte, die ich schon vor langer Zeit zu ihm gesagt hatte, als er mich in der Schule in einer kompromittierenden Lage erwischt hatte.
„So einiges“, antwortete er.
Das Gefühl, das in diesen Augen brannte, war zu viel für mich. Ich wandte den Blick ab, und das Herz hämmerte mir in der Brust, während ich mich anzog. „Vergiss nicht“, begann ich leise, „vergiss nicht .... “ Ich konnte den Satz nicht beenden, aber das war auch nicht notwendig.
„Ich weiß, Roza. Ich habe es nicht vergessen.“
Ich schlüpfte in meine Schuhe und wünschte, ich wäre schwächer und könnte mein Ultimatum rückgängig machen. Aber ich konnte es nicht. Ganz gleich, was verbal und körperlich zwischen uns vorgefallen war, ganz gleich, wie nah wir unserem Märchenende auch sein mochten .... es konnte erst dann eine Zukunft für uns geben, wenn er sich selbst verzeihen konnte.
Sonya und Jill warteten schon, als wir aus unserem Zimmer kamen, und etwas sagte mir, dass Sonya ganz genau wusste, was zwischen Dimitri und mir vorgefallen war. Verdammte Auren! Oder vielleicht brauchte man auch gar keine magischen Kräfte, um so etwas zu sehen. Vielleicht zeigte sich das Nachleuchten einfach ganz selbstverständlich auf dem Gesicht eines Mannes oder einer Frau.
„Sie müssen einen Zauber für mich durchführen“, sagte ich zu Sonya, sobald wir unterwegs waren. „Und wir müssen in Greenston anhalten.“
„Greenston?“, fragte Dimitri. „Wozu denn das?“
„Dort werden die Alchemisten festgehalten.“ Ich hatte bereits begonnen, die Einzelteile zusammenzufügen. Wer hasste Tatiana – sowohl wegen ihrer Persönlichkeit als auch wegen Ambrose? Wer verübelte ihr, dass sie wollte, dass Moroi gegen Strigoi kämpften? Wer fürchtete ihre Unterstützung von Geist und dessen gefährliche Wirkung auf manche Leute, sagen wir zum Beispiel, auf solche wie Adrian? Wer wollte eine andere Familie auf dem Thron sehen, um neue Anschauungen zu unterstützen? Und wer würde mit Freuden sehen, wenn ich eingesperrt und von der Bildfläche verschwunden wäre? Ich holte tief Luft und konnte selber kaum glauben, was ich als Nächstes sagen würde.
„Und Greenston ist der Ort, an dem wir den Beweis dafür finden werden, dass Daniella Ivashkov Tatiana ermordet hat.“
31
Ich war nicht die Einzige, die zu dieser verblüffenden Schlussfolgerung gelangt war. Als einige Stunden nach unserem Aufbruch der ganze Moroihof erwachte, fügte Lissa in ihrem Zimmer ebenfalls die Einzelteile zusammen, während sie sich darauf vorbereitete, ihre Wahlrede zu halten. Sie hatte an all die Dinge gedacht, die auch mir eingefallen waren, und dazu noch an einige weitere – zum Beispiel, wie verzweifelt Daniella bei der Vorstellung gewesen war, Adrian könnte mit mir in Verbindung gebracht werden, was zweifellos einen sorgfältig geschmiedeten Plan durcheinanderbringen würde.
Außerdem war da auch noch Daniellas Angebot, mich von ihrem Cousin, dem Rechtsanwalt Damon Tarus, verteidigen zu lassen. Hätte das tatsächlich geholfen? Oder hätte Damon nicht viel eher subtil darauf hingearbeitet, meine Verteidigung zu schwächen? Dann mochte Abes rüde Einmischung in diesem
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