Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
Fall also tatsächlich ein Segen gewesen sein.
Lissas Herz hämmerte heftig, während sie ihr Haar zu einem Knoten drehte. Sie trug es lieber offen, war aber der Ansicht, dass sie für das bevorstehende Ereignis ein würdevolleres Bild bieten sollte. Ihr Kleid war aus matter elfenbeinfarbener Seide gearbeitet, langärmlig, gerüscht und ungefähr knielang. Manche Leute hätten vielleicht gesagt, dass ihr diese Farbe das Aussehen einer Braut verleihe, aber als ich sie im Spiegel sah, wusste ich, dass niemand diesen Irrtum begehen würde. Sie leuchtete geradezu. Strahlte wie eine Königin.
„Es kann nicht wahr sein“, sagte sie, während sie das Gesamtbild mit Perlenohrringen komplettierte, die ihrer Mutter gehört hatten. Sie hatte ihre Theorie Christian und Janine mitgeteilt, die jetzt bei ihr waren, und hoffte halb, sie möchten ihr sagen, sie sei verrückt.
Das hatten sie aber nicht getan.
„Klingt sinnvoll“, meinte Christian ohne seinen gewohnten Sarkasmus.
„Wir haben noch keine richtigen Beweise“, sagte meine Mutter, wie immer eher das Praktische betonend. „Bloß einen Haufen Indizien.“
„Tante Tasha unterhält sich mit Ethan, um herauszufinden, ob Daniella in der Nacht des Mordes dort war“, fuhr Christian fort. Er verzog leicht das Gesicht, noch immer nicht glücklich darüber, dass seine Tante einen Freund hatte. „Daniella stand nicht auf den offiziellen Listen, aber Tante Tasha macht sich Sorgen, dass einige Dinge verändert worden sein könnten.“
„Das würde mich nicht überraschen. Na ja, wenn Daniella zur richtigen Zeit da war, mag das zwar hilfreich sein, ist aber trotzdem kein konkreter Beweis.“ Meine Mutter hätte Rechtsanwältin werden sollen. Sie und Abe hätten zusammen eine Kanzlei eröffnen können.
„Es ist ein ebenso starker Beweis wie das, was sie gegen Rose in der Hand haben!“, entfuhr es Lissa.
„Abgesehen von dem Pflock“, rief ihr Janine ins Gedächtnis. „Und die Leute werden eher bereit sein, dürftige Beweise gegen Rose zu akzeptieren als solche gegen Lady Daniella Ivashkov.“
Lissa seufzte, denn sie wusste, dass dies alles der Wahrheit entsprach. „Wenn Abe doch nur mit den Alchemisten reden könnte! Wir brauchen die Informationen, die sie haben.“
„Er wird es tun“, sagte meine Mutter zuversichtlich. „Es wird nur Zeit kosten.“
„Wir haben aber keine Zeit!“ Die dramatische Wendung der Ereignisse verschaffte Geist eine gute Gelegenheit, seinen hässlichen Kopf zu heben – und wie immer versuchte ich, die Dunkelheit aus Lissa herauszuziehen. Man sollte meinen, ich hätte nach Victor meine Lektion gelernt, aber .... na ja .... alte Gewohnheiten sind eben schwer abzulegen. Sie kommen zuerst. „Marie Conta und Rufus Tarus sind die einzigen Kandidaten, die noch übrig sind! Wenn er gewinnt, wird Daniella eine Menge Einfluss haben. Dann werden wir Roses Unschuld niemals beweisen können.“
Arianas Versagen in der letzten Prüfung war für alle ein schwerer Schlag gewesen und hatte eine Zukunft zerstört, von der Lissa schon gedacht hatte, sie sei in Stein gemeißelt. Ohne Ariana sah das Ganze nicht besonders gut aus. Marie Conta schätzte Lissa nicht besonders, aber sie hatte das Gefühl, sie würde eine wesentlich bessere Herrscherin abgeben als Rufus. Leider war die Familie Conta während der letzten Jahre in der Politik sehr still gewesen, sodass sie weniger Verbündete und Freunde hatten. Die Mehrheit neigte sich gefährlich Rufus zu. Es war schon frustrierend. Wenn wir imstande waren, Jill früh genug an den Hof zu bringen, konnte Lissa abstimmen, und in einem Rat aus zwölf Personen wäre selbst eine einzige Stimme äußerst einflussreich.
„Wir haben Zeit“, sagte meine Mutter gelassen. „Heute wird es noch keine Abstimmung geben, nicht bei der Kontroverse, die entstehen wird. Und für jeden Tag, den sich die Wahl hinauszögert, erhalten wir eine weitere Chance, an brauchbare Beweise zu kommen. Wir sind ganz nah dran. Wir können es schaffen.“
„Wir dürfen aber Adrian nichts davon erzählen“, warnte Lissa die anderen, während sie auf die Tür zuging. Es war Zeit zum Aufbruch.
Christians typisches Grinsen kehrte zurück. „Das“, sagte er, „ist immerhin etwas, worin wir uns alle einig sind.“
Der schmucke Ballsaal – aus Gründen der Größe wieder einmal zum Ratssaal umfunktioniert – sah wie der Schauplatz eines Rockkonzerts aus. Die Leute kämpften um Plätze. Einige, die begriffen hatten, dass es sinnlos
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