Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
können Leute auch ohne Magie genesen, Rose.“ In seiner Stimme lag Erheiterung, obwohl sein Gesicht dabei ernst blieb. „Und deine Verletzungen .... sie waren schlimm, ja. Niemand glaubte, dass du überleben würdest. Du bist operiert worden, und dann haben wir alle einfach abgewartet.“
„Aber warum .... “ Ich kam mir bei meiner nächsten Frage sehr überheblich vor. „Warum haben denn Adrian oder Lissa mich nicht geheilt?“
„Oh, sie wollten es, glaub mir. Aber hinterher, in dem ganzen Chaos .... da haben sie den Hof rigoros abgeschottet. Die beiden wurden sofort fortgeschafft und schwer bewacht, bevor sie überhaupt handeln konnten. Niemand wollte sie in deine Nähe lassen, nicht solange die Leute dich immer noch für eine potenzielle Mörderin hielten. Sie mussten sich hinsichtlich Tashas zuerst Gewissheit verschaffen, obwohl sie sich durch ihre eigenen Taten ja schon ziemlich schwer belastet hatte.“
Ich brauchte einen Moment, um mich an die Idee zu gewöhnen, dass die moderne Medizin und das Durchhaltevermögen meines eigenen Körpers mich geheilt haben könnten. Ich hatte mich zu sehr an Geist gewöhnt. Dies schien unmöglich zu sein. Während ich noch versuchte, diese Vorstellung zu fassen, begriff ich die volle Bedeutung von Dimitris weiteren Worten. „Ist Tasha .... lebt sie noch?“
Seine Miene wurde noch bedrückter. „Ja. Sie haben sie festgenommen, unmittelbar nachdem sie auf dich geschossen hatte – bevor noch jemand verletzt wurde. Sie befindet sich in Gewahrsam, und es sind neue Beweise aufgetaucht.“
„Sie des Mordes an Tatiana zu bezichtigen, das fiel mir schwerer als alles, was ich jemals getan habe“, sagte ich. „Gegen Strigoi zu kämpfen, war jedenfalls einfacher.“
„Ich weiß. Ich fand es schon schwer zu begreifen, und es fiel mir noch schwerer, es zu glauben.“ In seinen Augen stand ein entrückter Ausdruck, was mich daran erinnerte, dass Dimitri sie ja viel länger kannte als mich. „Aber sie hat ihre Entscheidung getroffen, und alle Anklagen gegen dich wurden fallen gelassen. Du bist jetzt eine freie Frau. Sogar mehr als das. Eine Heldin. Abe prahlt schon damit, alles sei sein Werk.“
Da musste ich wieder lächeln. „Natürlich. Wahrscheinlich werde ich demnächst eine Rechnung von ihm bekommen.“ Mir war schwindlig, sowohl vor Glück als auch vor Staunen. Eine freie Frau. Es kam mir so vor, als sei ich jahrelang mit Anklagen und einer möglichen Todesstrafe belastet gewesen, und jetzt .... jetzt war das alles verschwunden.
Dimitri lachte, und ich wollte, dass es für immer so bliebe: nur wir beide, wohlig und unbewacht. Okay – vielleicht nicht gerade genau so. Auf den Schmerz und die dicken Verbände, die ich auf meiner Brust spürte, hätte ich gut verzichten können. Dimitri und ich waren so selten allein gewesen, in Augenblicken, in denen wir uns wirklich entspannen und unsere Liebe offen eingestehen konnten. Unsere Beziehung fing gerade erst an zu heilen .... und es wäre fast schon zu spät gewesen. Es konnte immer noch zu spät sein.
„Also, wie geht es jetzt weiter?“, fragte ich.
„Ich weiß es nicht genau.“ Er bettete die Wange auf meine Stirn. „Ich bin einfach nur froh .... so froh, dass du lebst. Ich war so viele Male nahe daran, dich zu verlieren. Als ich dich da auf dem Boden liegen sah und ein solcher Aufruhr und solches Durcheinander herrschten .... da kam ich mir so hilflos vor. Mir wurde klar, dass du recht hattest. Wir vergeuden unser Leben mit Schuldgefühlen und Selbstverachtung. Als du mich dort am Ende angesehen hast .... da hab ich es auch gemerkt. Dass du mich wirklich liebst.“
„Du hattest also daran gezweifelt?“ Gemeint waren die Worte scherzhaft, heraus kamen sie jedoch gekränkt. Vielleicht war ich auch gekränkt, ein wenig. Ich hatte ihm doch viele Male gesagt, dass ich ihn liebte.
„Nein. Ich meine, da wusste ich, dass du mich nicht nur liebst. Ich begriff, dass du mir wirklich verziehen hast.“
„Es gab doch gar nichts zu verzeihen, nicht so richtig jedenfalls.“ Auch das hatte ich ihm schon früher gesagt.
„Ich habe das immer anders gesehen.“ Er zog sich zurück und sah mich wieder an. „Und das hat mich von dir ferngehalten. Was immer du gesagt hast, ich konnte es einfach nicht glauben .... ich konnte nicht glauben, dass du mir all das verzeihen würdest, was ich dir in Sibirien angetan habe – und das, nachdem Lissa mich geheilt hatte. Ich dachte, du würdest dir etwas vormachen.“
„Na ja.
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