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Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande

Titel: Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richelle Mead
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Ich erkannte sie, noch bevor sie sich umdrehte.
    „Sidney?“ Der Name kam als eine Frage heraus, obwohl ich genau wusste, dass sie es war.
    Sie drehte den Kopf, und ich sah ein vertrautes Gesicht – ein menschliches Gesicht – mit braunen Augen, die im Sonnenlicht bernsteinfarben werden konnten, und einer schwachen goldenen Tätowierung auf der Wange.
    „Hey, Rose“, sagte sie mit einem wehmütigen Lächeln. Sie hielt eine McDonald’s-Tüte hoch. „Ich hab mir gedacht, dass du vielleicht Hunger hast.“
    6
    Wirklich, wenn man darüber nachdachte, war Sidneys Auftauchen hier nicht sehr viel unheimlicher als die Hälfte der anderen Dinge, die mir regelmäßig zu widerfahren schienen. Sidney war eine Alchemistin in meinem Alter, die ich in Russland kennengelernt hatte, als ich Dimitri hatte finden und töten wollen. Wie Dimitri zuvor schon bemerkt hatte, würden die Alchemisten den Moroi dabei helfen, mich zu finden und einzufangen. Doch der Anspannung nach zu urteilen, die sowohl sie als auch Dimitri im Wagen ausstrahlten, war es ganz offensichtlich so, dass sie uns bei dieser Flucht half.
    Mit großer Anstrengung drängte ich meine Fragen für den Augenblick beiseite. Wir waren immer noch Flüchtlinge, und wir wurden zweifellos nach wie vor verfolgt. Sidneys Wagen war ein brandneuer Honda CRV mit einem Nummernschild aus Louisiana und dem Aufkleber einer Autovermietung.
    „Was soll das, verdammt?“, fragte ich. „Wird diese tollkühne Flucht von Honda gesponsert?“ Als daraufhin keine Reaktion kam, ging ich zur nächsten offensichtlichen Frage weiter. „Fahren wir nach New Orleans?“ Dort war Sidneys neuer Posten. Sightseeing war zwar im Moment das Letzte, woran mir gelegen war, aber wenn man schon weglaufen musste, konnte man geradeso gut irgendwohin laufen, wo es einem gefiel.
    „Nein“, antwortete sie, während sie rückwärts aus der Parklücke setzte. „Wir fahren nach West Virginia.“
    Ich sah Dimitri, der hinten saß, scharf an, weil ich hoffte, er möge das bestreiten. Er tat es aber nicht.
    „Ich nehme an, mit West Virginia meinst du in Wirklichkeit Hawaii“, sagte ich. „Oder einen ähnlich aufregenden Ort.“
    „Ehrlich gesagt, du bist zurzeit wohl besser dran, wenn du dich von Aufregungen fernhältst“, stellte Sidney fest. Das Navigationsgerät des Wagens dirigierte sie zur nächsten Abzweigung und führte uns zurück in Richtung der I-81. Sie runzelte leicht die Stirn. „Und Virginia ist doch wirklich hübsch.“
    Mir fiel ein, dass sie aus Utah stammte und es wahrscheinlich nicht besser wusste. Da ich die Hoffnung schon lange aufgegeben hatte, auf dieser Flucht irgendetwas mitbestimmen zu können, wandte ich mich den nächsten Fragen zu, die auf der Hand lagen.
    „Warum hilfst du uns?“
    Ich hatte das Gefühl, dass Sidney in der Dunkelheit das Gesicht verzog. „Was glaubst du denn?“
    „Abe.“
    Sie seufzte. „Allmählich frage ich mich wirklich, ob New Orleans das wert ist.“
    Ich hatte gerade erst erfahren, dass Abe – durch diesen seinen unerklärlichen, weitreichenden Einfluss – dafür verantwortlich war, dass sie Russland – wo sie sich nicht heimisch fühlte – hatte verlassen können. Wie er das geschafft hatte, wusste ich nicht. Was ich jedoch wusste, war, dass Sidney jetzt auf unbegrenzte Zeit in seiner Schuld stand und er diesen Umstand auch wirklich immer wieder ausnutzte, um Gefälligkeiten einzufordern. Manchmal fragte ich mich, ob hinter dem Deal mehr steckte als lediglich ein Jobtransfer, ob er vielleicht noch etwas anderes getan hatte, von dem keiner der beiden mir erzählt hatte. Trotzdem warf ich ihr erneut vor, dass sie so etwas hätte erwarten müssen, wenn sie einen Handel mit dem Teufel abschloss. Aber ich besann mich bald eines Besseren. Angesichts eines Haufens von Wächtern, die hinter uns her waren, mochte es wohl keine so kluge Idee sein, jemanden aufzuziehen, der mir half. Ich stellte also eine andere Frage.
    „In Ordnung. Und? Warum fahren wir nach West Virginia?“
    Sidney öffnete den Mund zu einer Antwort, aber Dimitri kam ihr zuvor. „Noch nicht.“
    Wieder drehte ich mich um und funkelte ihn wütend an. „Ich habe es so satt! Wir sind jetzt seit sechs Stunden auf der Flucht, und ich kenne noch immer nicht alle Einzelheiten. Ich habe ja kapiert, dass wir uns von den Wächtern fernhalten, aber fahren wir ernsthaft nach West Virginia? Machen wir irgendeine Hütte zu unserer Operationsbasis? Zum Beispiel eine an einem Berg, die nicht

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