Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
hinüber. „Ich bin gerade irgendwie .... ziemlich beschäftigt.“
Hinter ihm sah Lissa einen Massagetisch stehen, auf dem bäuchlings eine Moroifrau lag. Die untere Hälfte ihres Körpers war mit einem Handtuch bedeckt, aber ihr Rücken war nackt und glänzte in der fahlen Beleuchtung ölig. Duftkerzen brannten in dem Raum, und leise ertönte eine beruhigende New-Age-Musik.
„Wow!“, sagte Adrian. „Du verschwendest aber keine Zeit, wie? Sie ist erst seit ein paar Stunden unter der Erde, und du hast schon eine Neue.“ Tatiana war erst vorhin endlich zur letzten Ruhe gebettet worden, kurz vor Sonnenuntergang. Das Begräbnis war viel weniger pompös gewesen als der ursprüngliche Versuch.
Ambrose bedachte Adrian mit einem scharfen Blick. „Sie ist eine Kundin. Es ist doch mein Job. Du vergisst, dass einige von uns für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen.“
„Bitte!“, sagte Lissa und trat hastig vor Adrian hin. „Es wird bestimmt nicht lange dauern.“
Ambrose betrachtete meine Freunde einen Augenblick lang, dann seufzte er und sah sich um. „Lorraine? Ich muss kurz mal raus. Bin gleich wieder zurück, ja?“
„In Ordnung“, rief die Frau. Sie drehte sich so herum, dass sie ihm zugewandt war. Sie war älter, als ich erwartet hatte, etwa Mitte vierzig. Ich schätze, wenn man schon für eine Massage bezahlte, gab es keinen Grund, warum man nicht einen Masseur haben sollte, der halb so alt war wie man selbst. „Beeilen Sie sich!“
Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, während er die Tür schloss, ein Lächeln, das erlosch, sobald er mit meinen Freunden allein war. „Also schön, was ist los? Mir gefällt der Ausdruck auf euren Gesichtern nicht.“
Ambrose mochte auf radikale Weise von dem normalen Leben eines männlichen Dhampirs abgewichen sein, aber er hatte die gleiche Ausbildung genossen wie jeder andere Wächter auch. Er war ein guter Beobachter und ständig auf der Hut vor möglichen Bedrohungen.
„Wir, ähm, wir wollten mit dir reden, über .... “ Lissa zögerte. Gespräche über Nachforschungen und Verhöre waren die eine Sache. Die Dinge auszuführen, war aber etwas ganz anderes. „Über Tatianas Ermordung.“
Ambrose zog die Augenbrauen hoch. „Aha. Verstehe. Ich weiß bloß nicht so genau, was es da zu besprechen gibt, nur dass ich nicht glaube, dass Rose es gewesen ist. Ihr glaubt das offenbar auch nicht, trotz allem, was bei Hofe so die Runde macht. Alle reden darüber, wie schockiert und bestürzt du bist. Du erhältst viel Mitgefühl, weil du von einer so gefährlichen und finsteren Freundin hinters Licht geführt worden bist.“
Lissa errötete. Indem sie mich öffentlich verdammte und unsere Freundschaft für beendet erklärte, hielt sich Lissa aus Schwierigkeiten heraus. Abe und Tasha hatten ihr dazu geraten, und Lissa wusste, dass es ein guter Rat war. Aber auch wenn es nur Schauspielerei war, so hatte sie doch trotzdem ein schlechtes Gewissen. Christian beeilte sich, sie zu verteidigen.
„Immer mit der Ruhe. Darum geht es hier doch gar nicht.“
„Worum geht es denn dann?“, fragte Ambrose.
Lissa griff ein, weil sie die Sorge hatte, dass Christian und Adrian Ambrose verärgern könnten und es schwierig würde, Antworten von ihm zu erhalten. „Abe Mazur hat uns erzählt, dass du im Gerichtssaal etwas zu Rose gesagt oder, ähm, mit ihr gemacht hast.“
Ambrose wirkte schockiert, und ich musste ihm Punkte für seine überzeugende Darbietung geben. „Dass ich etwas mit ihr gemacht habe? Was soll das denn heißen? Glaubt Mazur, dass ich sie, hm, vor all diesen Leuten geschlagen habe, oder wie?“
„Ich weiß es nicht“, gab Lissa zu. „Er hat lediglich etwas gesehen, das ist alles.“
„Ich habe ihr viel Glück gewünscht“, sagte Ambrose, der immer noch gekränkt dreinblickte. „Ist das in Ordnung?“
„Ja, ja.“ Lissa hatte unbedingt mit Ambrose reden wollen, bevor Abe es tun konnte, weil sie befürchtete, Abes Methoden würden Drohungen und körperliche Gewalt mit einschließen. Jetzt fragte sie sich jedoch, ob sie ihre Sache selbst so besonders gut machte. „Hör mal, wir versuchen lediglich herauszufinden, wer die Königin wirklich getötet hat. Du hast ihr nahegestanden. Wenn du über irgendetwas – irgendetwas – verfügst, das uns helfen könnte, dann wären wir dafür dankbar. Wir brauchen es nämlich wirklich.“
Neugierig sah Ambrose zwischen ihnen hin und her. Dann begriff er plötzlich. „Ihr glaubt, ich hätte es getan! Darum
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