Vampire Academy 06 ● Schicksalsbande
geht es hier.“ Keiner sagte etwas. „Ich fasse es nicht! Ich habe das schon von den Wächtern gehört .... Aber von euch? Ihr müsstet mich eigentlich besser kennen.“
„Wir kennen dich doch überhaupt nicht“, sagte Adrian energisch. „Wir wissen nur, dass du unbegrenzt Zugang zu meiner Tante hattest.“ Er deutete auf die Tür. „Und offensichtlich hast du nicht lange gebraucht, um weiterzuziehen.“
„Habt ihr den Satz nicht mitbekommen, als ich gesagt habe, dies hier sei mein Job? Ich massiere sie, mehr nicht. Nicht alles ist verkommen und schmutzig.“ Ambrose schüttelte frustriert den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch das braune Haar. „Auch meine Beziehung zu Tatiana war nicht schmutzig. Sie hat mir etwas bedeutet. Ich hätte nie etwas getan, das ihr geschadet hätte.“
„Sagen die Statistiken nicht, dass sich die meisten Morde unter Leuten ereignen, die einander nahestehen?“, fragte Christian.
Lissa funkelte ihn und Adrian an. „Hört jetzt auf damit! Alle beide.“ Sie wandte sich wieder Ambrose zu. „Niemand beschuldigt dich. Aber du warst viel in ihrer Nähe. Und Rose hat mir erzählt, dass du wegen des Altersgesetzes außer dir gewesen bist.“
„Als ich das erste Mal davon gehört habe, ja“, erwiderte Ambrose. „Und selbst damals habe ich zu Rose gesagt, dass da ein Irrtum vorliegen müsse – dass es etwas geben müsse, von dem wir nichts wussten. Tatiana hätte diese Dhampire niemals ohne einen guten Grund in Gefahr gebracht.“
„Wie zum Beispiel, dass sie dadurch vor all diesen Mitgliedern der Königsfamilie, die vor Angst nur so schlotterten, gut dastand?“, fragte Christian.
„Pass auf!“, warnte Adrian. Lissa konnte nicht entscheiden, was aufreizender war: dass ihre beiden Männer Ambrose gemeinsam aufs Korn nahmen oder dass sie einander mit spitzen Bemerkungen bedachten.
„Nein!“ Ambroses Stimme tönte laut durch den schmalen Flur. „Das wollte sie nicht. Aber es wäre andernfalls noch viel schlimmer gekommen. Es gibt Leute, die wollten alle Dhampire, die nicht kämpfen, zusammentreiben – sie wollen es immer noch –, um sie in den Dienst zu zwingen. Tatiana hat das Altersgesetz verabschiedet, um das hinauszuzögern.“
Stille breitete sich aus. Ich hatte das ja bereits aus Tatianas Brief erfahren, aber für meine Freunde muss es eine schockierende Neuigkeit gewesen sein. Ambrose sprach weiter, da er sah, dass er allmählich an Boden gewann.
„Tatsächlich war sie für viele andere Möglichkeiten offen. Sie wollte Geist erkunden. Sie hat es gebilligt, dass Moroi die Selbstverteidigung erlernten.“
Diese Worte riefen bei Adrian eine Reaktion hervor. Er zeigte noch immer diesen sarkastischen Ausdruck, aber ich erkannte auch schwache Linien des Schmerzes und des Kummers, die sein Gesicht durchzogen. Das Begräbnis, das früher am Tag stattgefunden hatte, musste äußerst hart für ihn gewesen sein, und gewiss schmerzte es auch, Informationen über eine geliebte Person zu erhalten, von denen man bisher nichts gewusst hatte.
„Na ja, ich habe natürlich nicht so wie du mit ihr geschlafen“, erklärte Adrian, „aber ich habe sie ebenfalls ziemlich gut gekannt. Sie hat niemals ein Wort über so etwas verlauten lassen.“
„Nicht in der Öffentlichkeit, nein“, stimmte ihm Ambrose zu. „Nicht einmal privat. Nur wenige Leute wussten davon. Sie ließ eine kleine Gruppe von Moroi insgeheim ausbilden – Männer und Frauen unterschiedlicher Altersklassen. Sie wollte herausfinden, wie gut Moroi lernen können. Ob es ihnen möglich ist, sich selbst zu verteidigen. Aber sie wusste, dass sich die Leute darüber aufregen würden, also mussten die Gruppe und ihr Trainer Stillschweigen bewahren.“
Darauf gab Adrian keine Antwort, und ich sah, dass seine Gedanken nach innen gerichtet waren. Ambroses Enthüllungen waren nicht direkt schlechte Neuigkeiten, aber der Gedanke, dass seine Tante so viel vor ihm verborgen gehalten hatte, schmerzte trotzdem. Lissa sog die Neuigkeiten unterdessen gierig auf und stürzte sich auf jede einzelne Information, um sie zu analysieren.
„Wer waren sie denn? Die Moroi, die eine Ausbildung erhielten?“
„Das weiß ich nicht“, sagte Ambrose. „Tatiana war diesbezüglich immer sehr verschwiegen. Ich habe ihre Namen nie herausgefunden, nur den ihres Lehrers.“
„Und der war .... ?“, drängte Christian.
„Grant.“
Christian und Lissa wechselten verblüffte Blicke. „Mein Grant?“, fragte sie. „Der, den Tatiana
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