Vampire Beginners Guide: Vom falschen Mann gebissen (The Vampire Guides) (German Edition)
bemerkte dabei, dass s elbst ihr Kiefer endlich aufgehört hatte, zu schmerzen. Prüfend fuhr sie mit der Zunge über ihre Zähne und erschrak. Tatsächlich waren (genau so wie es das Handbuch behauptet hatte) ihre Eckzähne deutlich spitzer und länger geworden. Nicht so lang wie die der Vampire im Kino, aber eindeutig über Normalmaß und allemal lang und spitz genug, um Haut zu durchdringen.
Lexa lief das Wasser im Mund zusammen, sie konnte gar nicht anders, als die Tür zu öffnen und sich wenigstens dem bisschen Geruch hinzugeben, der durch die sterile Verpackung den Weg nach draußen fand.
„Jetzt verstehe ich, warum im Beginners Guide gleich vier Kapitel dem Thema Disziplin gewidmet sind“; mahnte ihr Restverstand. „Das ist ja Wahnsinn…“
Nun, ihr Verstand war jedenfalls ziemlich spät dran, denn sie hatte – Lexa wusste wirklich nicht mehr wie und wann – längst einen der Beutel in der Hand.
„ AB + kell neg.“
Das las sich für Lexa ähnlich wie Mouton Grand Crû, Bordeaux oder so. Unverständlich aber äußerst verlockend.
„Nur einen winzigen Schluck“ erklärte sie in einer ihrer Meinung recht gelungenen Persiflage auf Heinz Rührmanns Pfeiffer mit drei F aus der Feuerzangenbowle .
Vorsichtig schraubte sie den Verschluss des Beutels auf und führte ihn an die Lippen.
Als sie das Blut schmeckte, war es um Lexa geschehen. Mit einem wohligen Seufzen ließ sie zu, wie sich ihr Mund mit Leben füllte, wie Duft und Geschmack explodierten und sie sich mit neu gewonnener Begeisterung höchst sinnlichen Genüssen hingab.
Als sie stöhnend die Augen aufschlug und sich mit dem Handrücken über die Lippen fuhr, holte sie ihr Verstand wieder ein und versetzte ihr einen Dämpfer, der sich ungefähr so anfühlte, wie das eine Mal, als ihrem Lover das Kondom zerrissen war.
Fassungslos sah sie an sich herunter und dann auf das Blutbad am Fußboden. An ihren Manieren musste sie noch arbeiten. Und an ihrer Disziplin. Dringend!
„Nur einen Schluck, ja?“, schimpfte Lexa, während sie die leeren Plastikbeutel einsammelte. sieben Stück, das war ja Wahnsinn. Ihre Stimme klang verwaschen und unscharf. Zuerst hatte sie gedacht, das könne an den neuen Zähnen liegen. Aber die Art, wie sich ihr der Boden entgegenkrümmte, als sie sich bückte, ließ sie das nochmals überdenken. Leicht schwankend richtete sich Lexa wieder auf.
„Und wie sehe ich überhaupt aus?“ Im dunklen Spiegelbild wirkte sie wie ein etwas armseliger Vampirkomparse; kein besonderer, sondern einer von der Sorte, die in spätestens der zweiten Szene im Film an Knoblauch oder einem verirrten Sonnenstrahl sterben – mit freundlicher Unterstützung der eigenen Trotteligkeit und der Blutrünstigkeit von Regisseur und Drehbuch. Unsicher stützte sie sich an der Kante des Labortisches ab, sie fühlte sich wie nach zu viel Tequila. Viel zu viel Tequila.
Sie würde Zuhause in ihrem Handbuch nachlesen, welche Nebenwirkungen übermäßiger Blutkonsum mit sich brachte. Der Begriff Blutrausch erhielt plötzlich jedenfalls eine Doppelbödigkeit, die Lexa im Augenblick sogar sehen konnte. Sie hatte ganz schön gewütet.
Was sollte sie nur tun? Eine einzelne Blutprobe konnte schon mal verloren gehen. Das sollte nicht passieren, aber es kam gelegentlich vor. Aber ein zur Hälfte ausgetrunkenes Kühlfach mit Blutkonserven würde für Gerede sorgen. Vor allem wenn Maya davon erfuhr – und das geschah eher früher als später, schon weil auch die Medikamente in diesem Trakt gelagert wurden.
„In die Apotheke könnten ja ein paar Freaks einbrechen“, überlegte Lexa laut, „aber wer knackt schon die Blutbank?“
Lexas Spiegelbild grinste, was etwas seltsam anzusehen war, weil die Zähne ebenso wie das blutverschmierte Gesicht ihm ein etwas seltsames, verwegenes Aussehen verliehen. Bei dem Anblick kicherte sie beschwipst.
Schweren Herzens riss sie zwei weitere Blutkonserven auf und verteilte sie großzügig im Raum. „Champagner spritzt besser.“ Sicherheitshalber drapierte sie noch ein paar dynamische Spritzer quer über die Wand.
Dann riss sie ein paar Ordner aus den Regalen und stieß zwei Bürostühle um.
„Dieser Vandalismus heutzutage ist schockierend!“
Lexa gluckste albern, schämte sich dafür und verließ dann den Tatort.
Sie schloss die Tür sorgfältig und wischte die Klinke mit ihrem Kittel ab – der Fingerabdrücke wegen. 30 Jahre sonntägliches Tatort-Schauen bilden. Und dann trat sie die Tür wieder ein. Lexa legte
Weitere Kostenlose Bücher