Vampire Beginners Guide: Vom falschen Mann gebissen (The Vampire Guides) (German Edition)
ein Glückskind“, bemerkte Lexa schiefmäulig und schenkte sich etwas Wasser nach. Schnaps wäre ihr im Augenblick lieber gewesen. „Wenn Ihr es nicht wart, wer hat mir dann das Buch in den Briefkasten gesteckt?“
„Welches Buch, Liebes?“
„Na diesen Vampire Beginners Guide! Ohne den hätte ich Karel doch gar nicht erst aufgespürt“, zischte Lexa. Zugegeben – mit ihren Nerven stand es derzeit nicht zum Besten.
„Du hast ein Exemplar des Vampire Beginners Guide?“ Herbert pfiff lautlos durch die Zähne. „Meiner Treu, es gab eine Zeit, da hätte ich für dieses Buch getötet. Wer auch immer es Dir geschenkt hat, er meint es gut mit Dir. Der Guide ist sehr gefragt, denn er gilt als das Beste, was je zum Thema Vampirismus geschrieben wurde. Und tatsächlich mit allen relevanten Informationen, die man so am Anfang braucht. Das hätte ich damals auch gebrauchen können. Ich war in den ersten Jahren ja völlig auf mich allein gestellt… Hach!“ Herbert schwieg und glitt gedanklich in eine räumliche wie zeitliche Ferne.
Wieder einmal war Lexa völlig verwirrt. Allmählich wurde das zum Dauerzustand.
„Wann bist Du denn in die Schatten geraten“; fragte Lexa schließlich, einerseits um das Schweigen zu überbrücken, aber auch aus Neugier wie sie sich eingestehen musste.
„Das war im Krieg. Ich war damals in Warschau in einem Kammerorchester eines hohen N azi-Funktionärs, allerdings unter falschem Namen. Die Familie Savary ist jüdisch durchsetzt musst du wissen.“ Wieder verlor sich Herbert in Erinnerungen.
„Und der hat dich dann gebissen“, mutmaßte Lexa.
„Wie?“ Herbert schüttelte den Kopf. „Nein, Nazis sind keine geeigneten Vampire. Extremismus jeder Art ist unserer Spezis fern. Das wäre eher was für Werwölfe, denen fällt es leichter gedankenlos zu gehorchen. Oder für Elfen, die in diesen Tagen durchaus züchterische Ambitionen diskutiert hatten. Doch zugegebenermaßen – gab es auch einige unserer Zunft, die sich die Gunst der Stunde zunutze machten, um bequem ihren Trieben nachgehen zu können…“ Herbert sah verlegen auf. „Es war eine schlimme Zeit, eine ganz schlimme, die das Schlechteste aus allen herausgeholt hat, die sie durchlebten. Mit meinen Vorlieben und meiner Abstammung hatte ich in diesen Zeiten nichts zu lachen…“
Er zuckte die Schultern und ließ sich willig von Luigi unterbrechen, der mit ihrem köstlich duftenden Essen zurückkam.
„Lass uns von anderen, erfreulicheren Dingen sprechen, Liebes. Wohin darf ich Dich denn nach dem Essen entführen?“
10 – Wo bist Du?
Es gibt Menschen, die man ein Leben lang kennt, schon bevor man sie trifft.
Lexa hatte erfreut festgestellt, dass das manchmal auch auf über hundert Jahre alte Vampire zutrifft, und so folgte sie Herbert willig durch die Schattenseiten ihrer Stadt. Sie hatten sich bei Luigi lange über Ernährung unterhalten und in der Bar an der Staatskanzlei über Lexas Vampirifizierung und standen nun in einem angesagten Club, vor dem Herbert vom Türsteher mit Handschlag und der Barkeeperin mit Küsschen begrüßt worden war. Hier hatte die Unterhaltung zu einem vorläufigen Ende gefunden. Nicht weil sie nichts mehr zu besprechen gehabt hätten, sondern weil die Musik so laut war.
Also stand Lexa an der Bar und rührte in dem Cocktail, den ihr Herbert bestellt hatte, während sie Herbert dabei zusah, die feurigen Blicke eines hübschen Jungen aufreizend lässig zu ignorieren. Diese kunstvolle Art von Desinteresse führte unweigerlich zu heißen Küssen. Offen blieb dabei nur, wann. Zumal sie eigentlich nicht zu ihrem Vergnügen hier waren. Auf dem Weg hierher hatte Herbert beschlossen, Baghira zu suchen, die augenscheinlich einzige Person in der Stadt, die er nicht kannte. Lexa hatte bereitwillig zugestimmt, auch wenn sie nicht genau wusste, was sie tun wollte, wenn sie ihn tatsächlich fanden. Ein Teil von ihr durstete nach grausamer Rache, ein anderer hingegen hoffte kleinmädchenhaft, dass Baghira sie nur gebissen hatte, um so ihre Liebe unsterblich zu machen.
„Wie bitte?“
Lexa schnaubte und zerhackte mit dem Strohhalm das angetaute Eis in ihrem Drink. Hoffentlich war dieser Teil der kleinere, der winzige, jenes Maß an Verrücktheit, das man sich leistete, um kein Langweiler zu sein. Aber kein Sex war gut genug, um diese Art von Sehnsucht zu entschuldigen. Baghira, wenn der Schuft wirklich so hieß, war ein skrupelloser Unhold, der in einer einzigen Nacht ihr Leben zerstört
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