Vampire bevorzugt
letzten Dosis Vampirblut hatte bereits nachgelassen, und ich war wieder ganz mein normales menschliches Selbst. Hey, ich bin kein Junkie; es hatte sich um einen Notfall gehandelt, der besondere Kräfte erforderte.)
Ich war nicht nur wieder genauso durchschnittlich stark wie jede gesunde Frau Mitte zwanzig, mein Aussehen war auch wieder ganz normal - keine Optimierungen durch Vampirblut mehr. Ich hatte mich nicht extra zurechtgemacht, weil Eric sonst nur denken würde, das hätte ich für ihn getan, und das wollte ich nicht; aber ich hatte mich auch nicht schlampig gekleidet. Ich trug blaue Hüftjeans und einen flauschigen weißen, langärmligen Pullover mit rundem Ausschnitt. Er ging mir genau bis zur Taille, so dass ein bisschen Bauch zu sehen war, wenn ich mich bewegte. Und dieser Bauch war auch nicht leichenblass dank der Sonnenbank beim Videoverleih.
»Oh bitte, schöne Lady, sagen Sie Charles und du zu mir«, bat der Barkeeper und presste eine Hand an sein Herz.
Ich musste laut lachen, trotz meiner Müdigkeit. Die theatralische Geste wurde von der Tatsache, dass Charles' Herz nicht schlug, keineswegs gemindert.
»Natürlich«, erwiderte ich angetan. »Wenn du mich Sookie nennst.«
Er verdrehte die Augen, als ob dies zu viel für ihn wäre, und ich lachte erneut. Pam tippte mir auf die Schulter.
»Falls du dich von deinem neuen Freund loseisen kannst, Eric hat jetzt Zeit.«
Ich nickte Charles zu und glitt vom Hocker, um Pam zu folgen. Zu meiner Überraschung führte sie mich nicht nach hinten zu Erics Büro, sondern in eins der Séparées. Anscheinend hatte Eric heute Abend Dienst in der Bar. Alle Vampire aus Shreveport und Umgebung mussten sich für ein paar Stunden in der Woche im Fangtasia zeigen, damit auch weiterhin Touristen kamen. Einer Vampir-Bar ohne echte Vampire drohen Einbrüche bei den Einnahmen. Eric ging seinen Untergebenen mit gutem Beispiel voran, indem er sich in regelmäßigen Abständen selbst in die Bar setzte.
Normalerweise saß der Sheriff von Bezirk Fünf in der Mitte des Raumes, doch heute Abend war er im Eckséparée. Er sah mich an, während ich auf ihn zuging. Ich wusste, dass ihm meine Jeans auffielen, eindeutig ein engeres Exemplar, mein Bauch, eindeutig ein flacheres Exemplar, und mein flauschig weicher weißer Pullover, der von der Natur großzügig gefüllt war. Ich hätte eben doch spießigere Klamotten anziehen sollen. (Glaubt mir, mein Schrank ist voll davon.) Und ich hätte auch den preiselbeerroten Mantel nicht tragen sollen, den Eric mir geschenkt hatte. Ich hätte einfach was auch immer anziehen sollen statt gut auszusehen für Eric - denn mir selbst gegenüber musste ich zugeben, dass genau das mein Ziel gewesen war. Ich hatte mir selbst etwas vorgemacht.
Eric stand vom Tisch auf und erhob sich zu seiner beachtlichen Größe - 1,95 Meter. Seine blonde Mähne fiel ihm wellig den Rücken herab, und seine blauen Augen blitzten in seinem schneeweißen Gesicht. Eric hatte ausdrucksvolle Gesichtszüge, hohe Wangenknochen und ein kantiges Kinn. Er sah aus wie ein wilder Wikinger, der in null Komma nichts ein ganzes Dorf niederbrennt - und genau das ist er auch gewesen.
Vampire geben sich nicht die Hand, nur unter ganz besonderen Umständen, und so erwartete ich auch von Eric keine Begrüßung. Doch er beugte sich herab, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben, und das mit einem Nachdruck, als wollte er mich wissen lassen, dass er mich am liebsten verführen würde.
Er ahnte nicht, dass er schon so ziemlich jeden Zentimeter von Sookie Stackhouse geküsst hatte. Zwischen uns hatte es bereits so viel Nähe und Intimität gegeben, wie zwischen Mann und Frau nur möglich waren.
Eric konnte sich jedoch nicht mehr daran erinnern. Und ich wollte, dass es auch dabei blieb. Na ja, ich wollte es vielleicht nicht unbedingt; aber ich war sicher, dass es alles in allem besser wäre, wenn sich Eric an unser kleines Liebesabenteuer nicht erinnern konnte.
»Welch hübscher Nagellack«, sagte Eric lächelnd. Er sprach mit leichtem Akzent. Englisch war nicht seine erste Fremdsprache, eher schon seine fünfundzwanzigste.
Ich versuchte, sein Lächeln nicht zu erwidern, freute mich aber über das Kompliment. Auf Eric war Verlass, wenn es darum ging, das einzig Neue an mir zu entdecken. Ich hatte bis vor kurzem noch nie lange Fingernägel gehabt, und jetzt trug ich sie lackiert in einem schönen Dunkelrot - Preiselbeerrot, um genauer zu sein, weil es zum Mantel passte.
»Danke«,
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