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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sagte Alcide scharf.
    Dass er es so geradeheraus aussprach, schockierte mich. »Hey, Bill wusste nicht, dass ich es war. Er hatte schon seit Tagen nichts zu essen gehabt, und diese beiden Triebe liegen so nah beieinander. Ich meine, er hat nach einer Weile damit aufgehört, weißt du? Er hat aufgehört, als er erkannte, dass ich es war.« Ich selbst konnte es so nicht ausdrücken, ich konnte das Wort nicht sagen. Ohne jeden Zweifel wusste ich, dass sich Bill eher die eigene Hand abgenagt hätte, als mir das anzutun, wenn er bei Sinnen gewesen wäre. Zu der Zeit war er der einzige Sexpartner gewesen, den ich überhaupt je gehabt hatte. Die Gefühle, die dieses Ereignis bei mir ausgelöst hatte, waren so verworren, dass ich es kaum ertrug, darüber nachzudenken. Wenn ich früher an Vergewaltigung gedacht hatte, weil andere Mädchen mir erzählten, was ihnen widerfahren war, oder weil ich es in ihren Gedanken las, hatte ich noch nichts von diesen vieldeutigen Gefühlen geahnt, die jene kurze, schreckliche Zeit in dem Kofferraum in mir auslöste.
    »Er hat etwas getan, das du nicht wolltest«, sagte Alcide schlicht.
    »Er war nicht er selbst.«
    »Aber er hat es getan.«
    »Ja, das hat er, und ich hatte furchtbare Angst.« Meine Stimme begann zu zittern. »Aber er ist zur Besinnung gekommen, und er hat aufgehört, und ich war okay, und es hat ihm unendlich leid getan. Er hat mich seitdem nie mehr angerührt, nie mehr gefragt, ob wir miteinander schlafen wollen, nie mehr...« Meine Stimme erstarb. Ich blickte auf meine Hände hinab. »Ja, daran war Debbie schuld.« Irgendwie fühlte ich mich besser, als ich das laut ausgesprochen hatte. »Sie wusste, was passieren würde, oder es war ihr zumindest egal.«
    »Und selbst danach«, sagte Alcide und kam auf sein eigentliches Thema zurück, »kam sie weiter zu mir, und ich versuchte, ihr Verhalten zu rechtfertigen. Ich kann einfach nicht fassen, wie ich so etwas tun konnte. Ich muss unter dem Einfluss irgendeiner Art von Magie gestanden haben.«
    Ich legte es nicht darauf an, dass Alcide sich noch schuldiger fühlte. Ich hatte meine eigene lastende Schuld zu tragen. »Hey, es ist doch vorüber.«
    »Das klingt, als wenn du dir da sehr sicher wärst.«
    Ich sah Alcide direkt in die Augen, die schmal und grün waren. »Glaubst du, es besteht die leiseste Chance, dass Debbie noch am Leben ist?«
    »Ihre Familie ...« Alcide hielt inne. »Nein, das glaube ich nicht.«
    Ich wurde Debbie Pelt einfach nicht los, ob sie nun tot oder lebendig war.
    »Warum wolltest du mich eigentlich so dringend sprechen?«, fragte ich. »Am Telefon hast du gesagt, dass du mir was erzählen musst.«
    »Colonel Flood ist gestern ums Leben gekommen.«
    »Oh, das tut mir wirklich leid! Was ist passiert?«
    »Er ist mit dem Auto zum Einkaufen gefahren, als ein anderer Fahrer ihm in die Seite hineinfuhr.«
    »Wie schrecklich. War noch jemand bei ihm im Auto?«
    »Nein, er war allein. Seine Kinder kommen natürlich zur Beerdigung nach Shreveport. Und ich wollte dich fragen, ob du mit mir auf die Beerdigung gehst.«
    »Aber sicher. Findet sie nicht nur im Familienkreis statt?«
    »Nein. Er kannte so viele der Leute, die auf dem Luftwaffenstützpunkt stationiert sind, war Leiter der Wachtruppe in seiner Nachbarschaft und Kassenwart seiner Kirche, und er war natürlich unser Leitwolf.«
    »Ein ausgefülltes Leben«, sagte ich. »Voller Verantwortung.«
    »Die Beerdigung ist morgen um eins. Wann musst du denn arbeiten?«
    »Wenn ich mit jemandem die Schicht tauschen kann, muss ich um halb fünf wieder zu Hause sein, um mich umzuziehen und zur Arbeit zu gehen.«
    »Das sollte kein Problem sein.«
    »Wer wird denn jetzt Leitwolf?«
    »Keine Ahnung«, sagte Alcide, doch seine Stimme klang nicht so neutral, wie ich erwartet hatte.
    »Willst du den Posten übernehmen?«
    »Nein.« Er erschien mir etwas zögerlich, und ich spürte den Konflikt, der sich in seinen Gedanken abspielte. »Aber mein Vater.«
    Er war noch nicht am Ende angekommen. Ich wartete.
    »Beerdigungen von Werwölfen sind ziemlich feierlich«, fuhr er fort, und ich merkte, dass er mir etwas zu sagen versuchte. Ich war mir nur nicht im Klaren darüber, was es war.
    »Spuck's aus.« Geradeheraus ist immer das Beste, wenn's nach mir geht.
    »Für einen solchen Anlass kannst du dich gar nicht zu festlich kleiden«, erklärte er. »Ich weiß, all die anderen Gestaltwandler denken bei Werwölfen immer bloß an Leder und Ketten, aber das ist nicht wahr. Zu

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