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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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und hatte meinen verkrempelten Kragen einfach nicht länger ertragen können. Solange ich allerdings noch misstrauisch war, inspizierte ich mein Badezimmer. Seit ich es vor einer Woche geputzt hatte, war ich nicht mehr drin gewesen, und es sah so ordentlich und frisch und blitzend aus, wie ein sehr altes Badezimmer in einem sehr alten Haus nur aussehen konnte. Das Waschbecken war feucht und das
    Handtuch benutzt und wieder zusammengefaltet worden, das war alles. Nichts Zusätzliches war zu entdecken, und es fehlte auch nichts. Und sollte die Privatdetektivin in den Badezimmerschrank hineingesehen haben, so war es mir schlichtweg egal.
    Mit dem Absatz blieb ich in einer größeren Ritze hängen, der Fußbodenbelag war an einigen Stellen schon ziemlich zerschlissen. Zum ungefähr hundertsten Mal fragte ich mich, ob ich mir das Verlegen von Linoleum nicht selbst beibringen könnte, denn der Boden hatte wirklich einen neuen Belag nötig. Und außerdem fragte ich mich, wie ich bloß in der einen Minute meinen Mord an Debbie Pelt vertuschen und schon in der nächsten meine Sorge dem aufgebrochenen Linoleum im Badezimmer widmen konnte.
    »Sie war böse«, sagte ich laut heraus. »Sie war gemein und böse, und sie wollte, dass ich starb, ohne dass sie irgendeinen triftigen Grund dafür gehabt hätte.«
    Genau, so ging es. Ich hatte gelebt in einem Panzer von Schuld, doch jetzt war er aufgebrochen und auseinander gefallen. Ich hatte diese ständige Angst so satt, und dann auch noch wegen einer Frau, die mich innerhalb von Sekunden umgebracht hätte, wegen einer Frau, die für meinen Tod alles zu geben bereit war. Ich hätte mich nie auf die Lauer gelegt und Debbie aus dem Hinterhalt angegriffen, aber ich hatte auch nie vorgehabt, mich von ihr umbringen zu lassen, bloß weil ihr mein Tod gerade in den Kram passte.
    Zur Hölle mit dem ganzen Thema. Sie würden sie finden, oder auch nicht. Völlig sinnlos, sich deswegen das Hirn zu zermartern, so oder so.
    Plötzlich fühlte ich mich viel besser.
    Ich hörte einen Wagen durch den Wald heranfahren. Alcide war pünktlich. Ich erwartete, seinen Dodge Ram zu sehen, doch zu meiner Überraschung kam er in einem dunkelblauen Lincoln. Sein Haar war so glatt gekämmt wie irgend möglich, was nicht viel bedeutete, und er trug einen dezenten anthrazitgrauen Anzug und eine weinrote Krawatte. Ich starrte ihn durchs Fenster an, während er die Trittsteine zu meiner vorderen Veranda entlanglief. Er sah richtig zum Anbeißen aus, und ich versuchte, nicht zu kichern, als ich mir das vor meinem geistigen Auge bildlich vorstellte.
    Als ich die Tür öffnete, schien er ebenso verblüfft. »Du siehst wundervoll aus«, sagte er nach einem langen forschenden Blick.
    »Du auch«, erwiderte ich fast schüchtern.
    »Wir sollten besser gleich losfahren.«
    »Ja, wenn wir pünktlich ankommen wollen.«
    »Wir müssen zehn Minuten früher da sein«, sagte Alcide.
    »Warum das denn?« Ich griff nach meiner schwarzen Unterarmtasche, warf einen Blick in den Spiegel, um meinen Lippenstift zu kontrollieren, und schloss die Vordertür hinter mir ab. Zum Glück war es warm genug, dass ich an diesem Tag meinen Mantel zu Hause lassen konnte. Ich wollte mein Outfit nicht verdecken.
    »Das ist die Beerdigung eines Werwolfs«, sagte er bedeutsam.
    »Und wie unterscheidet sich die von einer normalen Beerdigung?«
    »Es ist die Beerdigung eines Leitwolfs, und das macht sie... förmlicher.«
    Okay, das hatte er mir gestern schon erzählt. »Und wie schafft ihr es, dass das den normalen Leuten nicht auffällt?«
    »Du wirst schon sehen.«
    Ich hatte so meine Befürchtungen in dieser Sache. »Bist du sicher, dass ich da hingehen sollte?«
    »Er hat dich zur Freundin des Rudels ernannt.«
    Daran erinnerte ich mich, obwohl mir zu dem Zeitpunkt nicht klar gewesen war, dass das ein Titel war, so wie es jetzt aus Alcides Mund klang: Freundin des Rudels.
    Ich hatte das ungute Gefühl, es gäbe da noch sehr viel mehr über Colonel Floods Beisetzung zu wissen. Normalerweise besaß ich über jede erdenkliche Angelegenheit mehr Informationen, als zu bewältigen waren, da ich Gedanken lesen konnte; aber in Bon Temps gab es keine Werwölfe, und die anderen Gestaltwandler waren nicht organisiert wie die Werwölfe. Auch wenn ich Alcides Gedanken nur schwer lesen konnte, so hatte ich doch verstanden, dass ihn das mögliche Geschehen in der Kirche sehr beschäftigte und er sich Sorgen machte wegen eines Werwolfs namens Patrick.
    Der

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