Vampire bevorzugt
die geringste Spur bei Lily Bard Leeds.
»Hatte Miss Pelt etwas dagegen, dass Sie sich mit Alcide trafen?«
»Oh ja.« Ich war nur froh darüber, dass ich seit so vielen Jahren darin geübt war, meine Gefühle zu verbergen. »Aber Alcide wollte sie nicht heiraten.«
»War sie wütend auf Sie?«
»Ja«, sagte ich, da sie offensichtlich die ganze Wahrheit darüber wussten. »Ja, so können Sie das wohl ausdrücken. Sie beschimpfte mich. Wahrscheinlich haben Sie auch gehört, dass Debbie ihre Gefühle schlecht verbergen konnte.«
»Wann haben Sie sie denn zum letzten Mal gesehen?«
»Zum letzten Mal gesehen habe ich sie ... (mit halb weggeschossenem Kopf, hingestreckt auf meinen Küchenboden, ihre Beine in den Stuhlbeinen verheddert) ... lassen Sie mich nachdenken ... als sie an jenem Abend die Party verließ. Sie ging ganz allein in die dunkle Nacht hinaus.« Wenn auch nicht wirklich von Pams Haus aus, sondern von einem anderen Ort - voller lebloser Körper und blutbespritzter Wände. »Ich nahm an, dass sie einfach nach Jackson zurückfahren würde«, fügte ich achselzuckend hinzu.
»Sie ist nicht mehr nach Bon Temps gefahren? Auf ihrem Weg nach Hause liegt das doch gleich neben der Autobahn.«
»Warum hätte sie das tun sollen? Bei mir hat sie nicht an die Tür geklopft.« Sie war eingebrochen.
»Nach der Party haben Sie sie nicht mehr gesehen?«
»Seit dem Abend habe ich sie gar nicht mehr gesehen.« Nun, das entsprach absolut der Wahrheit.
»Und Mr Herveaux?«
»Den schon.«
»Sind Sie jetzt mit ihm verlobt?«
Ich lächelte. »Nicht, dass ich wüsste.«
Es überraschte mich nicht, als Lily Bard Leeds mich fragte, ob sie mein Badezimmer benutzen dürfe. Ich hatte meine Schutzbarrieren fallen lassen, um zu erfahren, wie stark die beiden Privatdetektive mich verdächtigten. Daher wusste ich, dass sie sich etwas intensiver in meinem Haus umsehen wollte. Ich zeigte ihr das Badezimmer, das von der Diele abging, nicht das an mein Schlafzimmer angrenzende. Was nicht heißen soll, dass sie hier oder dort irgendwas Verdächtiges hätte finden können.
»Was ist eigentlich mit ihrem Auto?«, fragte Jack Leeds mich plötzlich. Ich hatte versucht, einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims zu erhaschen, weil ich sichergehen wollte, dass die beiden verschwunden waren, wenn Alcide mich zu der Beerdigung abholen kam.
»Hm?« Ich hatte den Gesprächsfaden verloren.
»Was ist mit Debbie Pelts Auto?«
»Was soll damit sein?«
»Haben Sie eine Vorstellung, wo es sein könnte?«
»Nicht die geringste«, sagte ich absolut aufrichtig.
Als Lily ins Wohnzimmer zurückkam, fragte Jack: »Nur so aus Neugier: Was meinen Sie, was Debbie Pelt widerfahren ist?«
Ich dachte: Genau das, was sie verdient hatte. Und war selbst ein bisschen schockiert über mich. Manchmal bin ich wirklich kein besonders netter Mensch, und daran scheint sich auch nicht viel zu ändern. »Keine Ahnung, Mr Leeds«, erwiderte ich. »Und ich sollte Ihnen wohl besser sagen, dass mir das auch ziemlich egal ist, wenn ich mal von ihrer Familie absehe. Wir mochten uns nicht. Sie hat mir ein Loch in den Schal gebrannt, mich eine Hure genannt und sich Alcide gegenüber furchtbar aufgeführt. Aber das ist sein Problem, schließlich ist er erwachsen. Es hat ihr gefallen, die Leute herumzukommandieren und sie nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen.« Jack Leeds wirkte etwas benommen von dieser Flut an Informationen. »So sehe ich die Sache nun mal«, sagte ich abschließend.
»Vielen Dank für Ihre Offenheit«, entgegnete er, während seine Frau mich mit ihren hellblauen Augen fixierte. Hätte ich irgendeinen Zweifel daran gehabt, so wurde jetzt überdeutlich klar, dass sie die Talentiertere der beiden war. Und in Anbetracht der tiefgreifenden Ermittlungen, die Jack Leeds durchgeführt haben musste, hieß das einiges.
»Ihr Kragen hat sich verkrempelt«, sagte sie ganz ruhig. »Warten Sie, ich mache das.« Ich hielt still, während sie mir mit geschickten Fingern hinten unter den Kragen fuhr und leicht am Jackett zupfte, bis alles richtig saß.
Danach gingen sie. Als ihr Wagen meine Auffahrt hinunterfuhr, zog ich das Jackett aus und untersuchte es sehr sorgfältig. Obwohl ich keine solche Absicht in ihren Gedanken vernommen hatte, war es doch möglich, dass sie mir eine Wanze untergejubelt hatte, oder? Vielleicht waren die Leeds sehr viel misstrauischer, als sie erkennen ließen. Nein, ich stellte fest: Lily war genau der penible Freak, als der sie erschien,
Weitere Kostenlose Bücher