Vampire bevorzugt
mich und schritt ums Haus, um den Schaden in Augenschein zu nehmen. Genau vor mir blieb er stehen. »Du hättest sterben können.« Er klang, als würde er eine sensationelle Nachricht verkünden.
»Ja, ich weiß.«
»Ein Vampir musste dich retten.« Abscheu lag in seinem Tonfall. Vampire und Werwölfe kamen einfach nicht miteinander aus.
»Ja«, bestätigte ich, auch wenn eigentlich Claudine meine Retterin gewesen war. Aber Charles hatte den Brandstifter umgebracht. »Oh, wär's dir etwa lieber gewesen, wenn ich verbrannt wäre?«
»Nein, natürlich nicht!« Er wandte sich ab und sah zu den Resten der fast vollständig abgetragenen hinteren Veranda hinüber. »Hier schafft schon jemand die Trümmer weg?«
»Ja.«
»Ich hätte ein ganzes Team hierher schicken können.«
»Terry hat mir seine Hilfe angeboten.«
»Ich kann dir einen fairen Preis für den Neubau machen.«
»Ich habe schon einen Bauunternehmer beauftragt.«
»Ich kann dir Geld leihen für den Neubau.«
»Ich habe genug Geld, vielen Dank.«
Das verblüffte ihn. »Wirklich? Woher hast du -« Er hielt inne, ehe er etwas Unverzeihliches aussprach. »Deine Großmutter besaß doch fast nichts, was sie dir hinterlassen konnte«, sagte er stattdessen, und das war beinahe genauso schlimm.
»Ich habe mir Geld verdient.«
»Hast du das Geld bei Eric verdient?« Da hatte Alcide völlig richtig geraten. Seine grünen Augen glühten vor Wut.
»Beruhig dich einfach wieder, Alcide Herveaux«, fuhr ich ihn scharf an. »Wie ich es verdient habe, geht dich verdammt noch mal gar nichts an. Ich bin nur froh, dass ich es habe. Wenn du mal von deinem hohen Ross herunterkommst, erzähle ich dir gern, wie sehr ich mich freue, dass du dir Sorgen um mich machst, und wie dankbar ich bin, dass du mir deine Hilfe anbietest. Aber behandle mich nicht wie eine Zurückgebliebene.«
Alcide sah zu mir hinunter, während meine Worte langsam in ihm nachwirkten. »Es tut mir leid. Ich dachte, du - ich dachte, wir wären gut genug befreundet, dass du mich gleich nachts noch anrufst. Ich dachte ... du bräuchtest vielleicht Hilfe.«
Er spielte die Karte »Du hast meine Gefühle verletzt«.
»Ich habe kein Problem damit, um Hilfe zu bitten, wenn ich welche brauche. So stolz bin ich nun auch wieder nicht«, sagte ich. »Und ich freue mich, dich zu sehen.« (Nicht ganz aufrichtig.) »Aber tu nicht so, als könnte ich die Dinge nicht selbst in die Hand nehmen. Denn das kann ich, und das mache ich auch.«
»Haben die Vampire dich dafür bezahlt, dass du Eric aufgenommen hast, während die Hexen in Shreveport waren?«
»Ja«, erwiderte ich. »Die Idee hatte mein Bruder. Mir war es eher unangenehm, aber jetzt bin ich dankbar für das Geld. So muss ich keinen Kredit aufnehmen, um das Haus renovieren zu lassen.«
In diesem Augenblick kam Terry Bellefleur mit seinem Pick-up zurück, und ich stellte die beiden Männer einander vor. Terry schien es überhaupt nicht zu beeindrucken, dass er Alcide kennen lernte. Alcide musterte Terry skeptisch.
»Wo wohnst du jetzt?« Alcide hatte beschlossen, keine Fragen wegen Terrys Narben zu stellen, Gott sei Dank.
»Bei Jason«, antwortete ich, allerdings ohne zu erwähnen, dass das hoffentlich nur vorübergehend der Fall war.
»Wie lange wird der Neubau dauern?«
»Da kommt der Mann, der mir das sagen kann«, entgegnete ich dankbar. Randall Shurtliff fuhr ebenfalls einen Pick-up, und er kam in Begleitung seiner Ehefrau und Geschäftspartnerin. Delia Shurtliff war jünger als Randall, bildschön und beinhart. Sie war Randalls zweite Frau. Als er sich von seiner »Familienfrau«, mit der er drei Kinder hatte und die zwölf Jahre lang sein Haus sauber hielt, scheiden ließ, hatte Delia bereits für Randall gearbeitet und Schritt für Schritt begonnen, seine Firma zu leiten - sehr viel effizienter, als es ihm je gelungen war. Seine zweite Frau verdiente so viel Geld für ihn, dass seine erste Frau und seine Söhne finanziell besser gestellt waren, als wenn sie verheiratet geblieben wären. Es war ein offenes Geheimnis (was heißen soll, es wussten auch noch andere außer mir), dass es Delia nur allzu recht wäre, wenn Mary Helen wieder heiratete und die drei Shurtliff-Söhne so schnell wie möglich die Highschool abschlossen.
Ich verschloss mich Delias Gedanken mit dem festen Vorsatz, meine Schutzbarrieren aufrecht zu halten. Randall freute sich, Alcide kennen zu lernen, den er bisher nur vom Sehen kannte, und er bemühte sich noch eifriger um
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