Vampire bevorzugt
aber nach ein, zwei Minuten fühlte ich mich schon besser. Ich zog Handschuhe über und begann, mich durch Schränke, Ablagen und Schubladen zu arbeiten. Einige Sachen waren geschmolzen oder von der Hitze verzogen. Andere, wie mein Plastiksieb, waren derart verformt, dass ich einen Augenblick brauchte, um zu erkennen, was ich da in Händen hielt.
Die kaputten Dinge warf ich direkt aus dem Fenster auf der südlichen Seite, wo sie Terry nicht im Weg waren.
Den Lebensmitteln, die sich in den Schränken an der Außenwand befanden, traute ich nicht mehr so recht. Mehl, Reis, Zucker - das war alles in Tupperdosen verwahrt, aber auch wenn die Behälter dem Feuer standgehalten hatten, wollte ich deren Inhalt doch nicht mehr benutzen. Und das Gleiche galt für die Vorräte in Dosen; aus irgendeinem Grund fand ich es eklig, Konserven zu benutzen, die so heiß geworden waren.
Zum Glück hatten das Steingutgeschirr, das ich jeden Tag benutzte, und das edle Knochenporzellan meiner Ururgroßmutter den Brand überstanden, weil der Schrank mit diesem Geschirr am weitesten von den Flammen entfernt gewesen war. Das Silberbesteck war auch in gutem Zustand. Mein viel nützlicheres Edelstahlbesteck, das dem Feuer näher gewesen war, hatte sich dagegen stark verformt. Einige der Töpfe und Pfannen konnte ich noch benutzen.
Zwei oder drei Stunden lang arbeitete ich mich vorwärts, wobei ich die Dinge entweder dem anwachsenden Haufen vor dem Fenster anvertraute oder sie in Jasons Mülltüten versenkte, um sie später in meiner neuen Küche wieder zu gebrauchen. Terry arbeitete auch sehr hart und machte nur hin und wieder eine Pause, um sich auf die Ladefläche seines Pick-up zu setzen und Mineralwasser zu trinken. Die Temperatur stieg zeitweise bis auf zwanzig Grad. Wir würden vielleicht noch ein paar Mal Nachtfrost haben, und es bestand immer die Gefahr eines Eissturms, aber der Frühling würde schon sehr bald kommen.
Es war kein schlechter Tag. Ich fühlte mich, als würde ich mir mein Zuhause wieder zurückerobern. Terry war ein anspruchsloser Gefährte, der sich nicht unterhalten wollte und seine Dämonen mit harter Arbeit austrieb. Er war jetzt Ende fünfzig. Das Brusthaar, das ich im Ausschnitt seines T-Shirts sah, war schon angegraut. Und sein Haar auf dem Kopf, das einst goldbraun gewesen war, lichtete sich mit zunehmendem Alter langsam. Doch er war ein starker Mann, der den Vorschlaghammer kraftvoll schwang und die verkohlten Holzbohlen ohne sichtliche Anstrengung auf die Ladefläche seines Pick-up lud.
Terry brachte eine erste Fuhre auf die Müllkippe. Während er weg war, ging ich in mein Schlafzimmer und machte mein Bett - etwas seltsam und albern, zugegeben. Ich würde Laken und Bettwäsche sowieso abziehen und waschen müssen; genaugenommen würde ich jedes Stückchen Stoff im Haus waschen müssen, um endgültig den Brandgeruch loszuwerden. Ich würde sogar die Wände der Diele abwaschen und neu streichen müssen, wenn auch der Anstrich in den restlichen Zimmern noch gut aussah.
Ich machte gerade eine Pause draußen vorm Haus, als ich einen Wagen heranfahren hörte, kurz bevor er zwischen den die Auffahrt säumenden Bäumen sichtbar wurde. Zu meinem Erstaunen erkannte ich den Pick-up von Alcide und war bestürzt. Ich hatte ihm gesagt, er solle wegbleiben.
Er schien sich über etwas zu ärgern, als er ausstieg. Ich saß auf einem meiner Aluminiumgartenstühle in der Sonne und hatte mich gerade gefragt, wie spät es wohl sei und wann der Bauunternehmer kommen würde. Außerdem hatte ich nach meiner rundum unbequemen Nacht bei Jason darüber nachgedacht, wo ich sonst noch unterkommen könnte. Für mich war das Haus einfach nicht bewohnbar, solange nicht alle Arbeiten an der Küche abgeschlossen waren, und das konnte noch Monate dauern. Jason wollte sicher nicht, dass ich so lange bei ihm wohnte. Wenn ich bleiben wollte, würde er sich zwar mit meiner Anwesenheit abfinden müssen - immerhin war er mein Bruder -, aber ich wollte seine brüderliche Gesinnung nicht überstrapazieren. Es gab überhaupt niemanden, bei dem ich ein paar Monate lang wohnen wollte, wenn ich es mir recht überlegte.
»Warum hast du mir nicht Bescheid gesagt?«, bellte Alcide, kaum dass sein Fuß den Boden berührte.
Ich seufzte. Noch ein wütender Mann.
»Momentan sind wir nicht die besten Freunde«, erinnerte ich ihn. »Aber ich hätte es schon noch getan. Es ist ja erst zwei Tage her.«
»Du hättest mich sofort anrufen sollen«, belehrte er
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