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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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arbeitete, ging ich gewöhnlich um fünf ins Merlotte's, daher war mein Essen an solchen Tagen meist eine Mischung aus Lunch und Abendbrot.
    Nach dem Essen und Aufräumen blieb noch Zeit genug für einen Besuch bei Calvin im Krankenhaus in Grainger, wie ich fand. Also fuhr ich hin.
    Die Zwillinge hatten ihren Posten in der Lobby noch nicht bezogen, wenn sie denn überhaupt weiterhin Wache hielten. Dawson stand jedoch vor Calvins Zimmer. Er nickte mir zu, hob die Hand, als ich einige Meter entfernt war, damit ich stehen blieb, und steckte den Kopf in Calvins Zimmer. Ich war ziemlich erleichtert, als Dawson die Tür schließlich weit für mich öffnete und mir beim Hineingehen sogar kurz auf die Schulter klopfte.
    Calvin saß aufrecht im Polstersessel da und schaltete den Fernseher aus, als ich eintrat. Sein Gesicht hatte bereits mehr Farbe, sein Bart war gestutzt, sein Haar frisch gewaschen und gekämmt, und insgesamt sah er sich selbst schon wieder viel ähnlicher. Er trug einen blauen Pyjama aus mercerisierter Baumwolle und war immer noch an zwei Schläuche angeschlossen. Und er versuchte tatsächlich, sich aus dem Sessel zu erheben.
    »Nein, stehen Sie bloß nicht auf!« Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich ihm gegenüber. »Erzählen Sie mir, wie es Ihnen geht.«
    »Es freut mich, Sie zu sehen«, sagte Calvin. Sogar seine Stimme klang wieder kräftiger. »Dawson sagte, Sie würden keine Hilfe annehmen. Wer hat denn den Brand gelegt und warum?«
    »Das ist ja das Seltsame, Calvin. Ich weiß nicht, warum dieser Mann den Brand gelegt hat. Seine Familie ist zu mir gekommen ...« Ich zögerte. Calvin erholte sich selbst gerade erst von einer lebensgefährlichen Verletzung, eigentlich sollte er mit solchen Dingen nicht belastet werden.
    »Erzählen Sie mir, was Sie vermuten«, sagte er und klang dabei so interessiert, dass ich dem verwundeten Gestaltwandler schließlich alles berichtete: meine Zweifel über die Motive des Brandstifters; meine Erleichterung, weil der Schaden repariert werden konnte; meine Sorgen wegen der Streiterei zwischen Eric und Charles Twining. Und ich erzählte Calvin, dass die Polizei noch von weiteren Taten eines Heckenschützen an anderen Orten erfahren hatte.
    »Das würde Jason entlasten«, betonte ich, und er nickte. Aber ich vertiefte das Thema nicht. »Wenigstens wurde auf keine weitere Person mehr geschossen«, fuhr ich stattdessen fort, um den düsteren Ereignissen etwas Positives abzugewinnen.
    »Soweit wir wissen«, sagte Calvin.
    »Was?«
    »Soweit wir wissen. Vielleicht wurde auf noch jemanden geschossen, und die Person wurde bislang nur nicht gefunden.«
    Der Gedanke erstaunte mich, aber er klang durchaus plausibel. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich habe nichts anderes zu tun als nachzudenken«, entgegnete er mit einem angedeuteten Lächeln. »Ich lese nicht, so wie Sie. Und im Fernsehen schaue ich mir auch bloß die Sportsendungen an.«
    »Und was tun Sie dann in Ihrer Freizeit?«, fragte ich aus reiner Neugier.
    Calvin freute sich, dass ich ihm eine persönliche Frage gestellt hatte. »Mein Arbeitstag bei Norcross ist ziemlich lang.
    Ich gehe gern auf die Jagd, auch wenn ich natürlich am liebsten bei Vollmond jage.« In seiner Panther-Gestalt. Tja, das konnte ich verstehen. »Und ich gehe auch gern angeln. Ich liebe diese frühen Morgenstunden, wenn ich auf dem See in meinem Boot sitze und mir um nichts Gedanken machen muss.«
    »Mhm«, machte ich ermunternd. »Und was noch?«
    »Ich koche gern. Manchmal machen wir einen ganzen Topf voll Shrimps, oder wir braten eine Unmenge Wels und essen draußen - Wels, gebackene Maismehlklößchen, Krautsalat und Wassermelone. Natürlich nur im Sommer.«
    Mir lief das Wasser im Munde zusammen, wenn ich nur daran dachte.
    »Im Winter werkele ich in meinem Haus herum. Oder ich gehe raus und hacke Holz für die Leute in Hotshot, die das selbst nicht mehr tun können. Irgendwie habe ich immer etwas zu tun, scheint mir.«
    Jetzt wusste ich doppelt so viel über Calvin Norris wie vorher.
    »Und wie schreitet Ihre Genesung voran?«, fragte ich.
    »Ich habe immer noch dies verdammte Ding hier in der Vene«, sagte er und zeigte mir seinen Arm. »Aber davon abgesehen geht's mir viel besser. Unsere Wunden verheilen ziemlich gut, wenn Sie verstehen.«
    »Wie erklären Sie eigentlich Dawsons Anwesenheit den Arbeitskollegen, die Sie besuchen?« Vasen voller Blumen, Schalen voller Früchte und sogar eine Plüschkatze füllten jeden freien Platz im

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