Vampire bevorzugt
Zimmer.
»Ich sage einfach, dass er ein Cousin ist, der aufpasst, dass mich die Besuche nicht zu sehr erschöpfen.«
Ich hätte schwören können, dass sowieso keiner wagen würde, Dawson direkt zu fragen.
»Jetzt muss ich los in die Arbeit«, sagte ich nach einem Blick auf die Wanduhr. Nur widerwillig machte ich mich auf den Weg, denn dieses ganz normale Gespräch tat mir sehr gut. Solche Momente hatte es in meinem Leben zuletzt nicht allzu häufig gegeben.
»Machen Sie sich immer noch wegen Ihres Bruders Sorgen?«
»Ja.« Aber ich hatte mich entschlossen, ihn nicht noch einmal um seine Hilfe zu bitten. Calvin hatte mich schon beim ersten Mal sehr gut verstanden. Es gab keinen Grund, davon noch einmal anzufangen.
»Wir behalten ihn im Auge.«
Ob dieser Aufpasser Calvin wohl auch berichten würde, dass Crystal die Nacht bei Jason verbracht hatte? Oder war vielleicht sogar Crystal selbst die Aufpasserin? Wenn ja, dann nahm sie diese Aufgabe jedenfalls ziemlich ernst. Sie passte so nahtlos auf Jason auf wie nur irgend möglich.
»Das ist schön«, entgegnete ich. »Und es ist die beste Methode, um herauszufinden, dass Jason es nicht getan hat.« Diese Neuigkeit von Calvin erleichterte mich ungemein, und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr fand ich, dass ich auf die Idee auch selbst hätte kommen können.
»Calvin, passen Sie auf sich auf.« Ich erhob mich vom Stuhl, und er hielt mir seine Wange hin. Etwas zögerlich drückte ich meinen Mund darauf.
Er dachte, dass meine Lippen sehr weich seien und ich sehr gut rieche. Unwillkürlich musste ich lächeln, als ich ging. Zu wissen, dass ein Mann mich attraktiv fand, gab mir immer einen Schub gute Laune.
Ich fuhr zurück nach Bon Temps und hielt bei der Bücherei, ehe ich zur Arbeit ging. Sie war in einem hässlichen alten, braunen Backsteingebäude aus den dreißiger Jahren untergebracht, das exakt so alt aussah, wie es war. Die Bibliothekare hatten sich schon oft mit gutem Grund über die Heizungs- und Klimaanlage beschwert, ebenso wie über die elektrischen Leitungen, die mehr als zu wünschen übrig ließen. Selbst der Parkplatz der Bücherei war in schlechtem Zustand, und bei der alten Klinik nebenan, die 1918 ihre Tore geöffnet hatte, waren mittlerweile die Fenster mit Brettern vernagelt - jedes Mal wieder ein trauriger Anblick. Der Rasen vor der bereits lange geschlossenen Klinik glich eher einem Dschungel als einem Teil der Innenstadt.
Ich hatte mir zehn Minuten bewilligt, um meine Bücher zurückzugeben und neue auszuleihen. Als ich wieder draußen stand, waren sogar erst acht Minuten vergangen. Der Parkplatz der Bücherei war fast leer, weil es bereits kurz vor fünf war. Die Leute kauften entweder bei Wal-Mart ein oder waren schon zu Hause und kochten das Abendessen.
Das noch winterliche Tageslicht schwand allmählich. Ich dachte an nichts Bestimmtes, und das rettete mir das Leben. Gerade noch rechtzeitig bemerkte ich die heftig pulsierende Aufregung eines Gehirns und duckte mich reflexartig, wobei ich einen starken Stoß in der Schulter spürte und den glühend heißen Stich eines furchtbaren Schmerzes und dann Feuchtigkeit und einen lauten Knall. Das alles ging so schnell, dass ich die Reihenfolge nicht eindeutig festlegen konnte, als ich später versuchte, das Geschehen dieses Augenblicks noch einmal nachzuvollziehen.
Hinter mir schrie jemand und dann noch einmal. Obwohl ich nicht wusste, wie das passieren konnte, fand ich mich selbst auf den Knien neben meinem Wagen wieder, und mein weißes T - Shirt war blutbespritzt.
Seltsam, aber mein erster Gedanke war: Gott sei Dank habe ich nicht meinen neuen Mantel an .
Die Person, die geschrien hatte, war Portia Bellefleur. Portia machte ganz und gar nicht den üblichen gefassten Eindruck, als sie auf allen vieren über den Parkplatz kroch und sich neben mich kauerte. Ihr Blick ging in die eine Richtung, dann in eine andere, während sie versuchte, die Gefahr abzuschätzen, woher auch immer sie kommen mochte.
»Beweg dich nicht«, sagte sie schroff, als hätte ich ihr eben einen Marathonlauf vorgeschlagen. Ich kniete immer noch da, und einfach umzukippen erschien mir recht verlockend.
Blut rann meinen Arm hinunter. »Jemand hat auf dich geschossen, Sookie. O mein Gott, o mein Gott.«
»Nimm die Bücher weg«, sagte ich. »Es soll kein Blut darauf tropfen. Ich muss sie sonst bezahlen.«
Portia ignorierte mich. Sie sprach in ihr Handy. Die Leute telefonierten wirklich in den
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